J.P. Morgan Asset Management

Das Ende von „Wachstum um jeden Preis“

Drei Themen treiben die Anleger derzeit aus Sicht von J.P. Morgan Asset Management um: der Krieg in der Ukraine mit seinen Auswirkungen auf die Teuerungsrate und die Nachfrage, der Umgang der Volksrepublik China mit Covid und die Frage, wie die Zentralbanken auf schwächeres Wachstum und lang­lebige Inflation reagieren werden.

Das Ende von „Wachstum um jeden Preis“

hip London

Drei Themen treiben die Anleger derzeit aus Sicht von J.P. Morgan Asset Management um: der Krieg in der Ukraine mit seinen Auswirkungen auf die Teuerungsrate und die Nachfrage, der Umgang der Volksrepublik China mit Covid und die Frage, wie die Zentralbanken auf schwächeres Wachstum und lang­lebige Inflation reagieren werden. „Leider wird es schlimmer, bevor es besser wird“, sagte der Marktstratege Vincent Juvyns am Anfang einer Presseveranstaltung des Vermögensverwalters in London – ein Satz, der an diesem Tag gleich mehrmals zu hören war.

„Spektakulär schlecht“

Zum Negativszenario gehörte, dass eine weltweite Nahrungsmittelkrise diesen Sommer eine neue Migrationswelle auslösen könnte. An­fang des Jahres habe man Europa positiv gesehen, nun sei man „ein bisschen vorsichtiger“, sagte Juvyns. Doch seien die europäischen Institutionen noch nie so stark gewesen wie heute. In jeder Krise steckten auch Möglichkeiten. Der beschleunigte Wandel zur Nullemissionswirtschaft sei eine große Chance. Sein Kollege Tilmann Galler erinnerte daran, dass die Volksrepublik China vor 15 Monaten noch nahezu unbesiegbar zu sein schien. Seitdem hat sich das Bild gewandelt. Die jüngsten Konjunkturdaten seien „spektakulär schlecht“ ausgefallen, sagte Galler. Die Zero-Covid-Politik sei wirtschaftlich nicht aufrechtzuerhalten. Doch wie schnell sich das Land an ein Leben mit der Pandemie gewöhnen könne, hänge vom Erfolg der Impfkampagne in den kommenden Wochen und Monaten ab. Die chinesische Zentralbank habe angesichts der niedrigeren Inflation mehr Spielraum für Stützungsmaßnahmen. Auch die Fiskalpolitik ändere sich. Es gebe mehr Geld für Hilfsprogramme, Infrastrukturinvestitionen, Zuschüsse für Autokäufer. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis chinesischer Aktien bewege sich um ein Fünftel unter dem historischen Durchschnitt. Anleihen hätten sich überdurchschnittlich entwickelt. China sei für die Portfoliodiversifikation gut geeignet, sagte Galler.

„Eine Art Panik“

Die Zentralbanken seien nach langer Inaktivität im vergangenen Jahr in „eine Art Panik“ verfallen, sagte die Marktstrategin Paola Toschi. Allerdings könnte die US-Notenbank Fed weniger aggressiv vorgehen als am Markt derzeit erwartet, sollte das Wachstum im zweiten Halbjahr verebben. Doch hat sie ein „neues Re­gime“ nach Covid und Energiepreisschock ausgemacht. „Die Phase der finanziellen Repression könnte hinter uns liegen“, sagte Toschi. Fixed Income könnte aus ihrer Sicht seine traditionelle Rolle in globalen Portfolios zurückerlangen. „Der Bondmarkt fängt an etwas attraktiver auszusehen“, sagte ihre Kollegin Karen Ward. So sieht es offenbar auch Myles Bradshaw, Head of Global Aggregate Strategies bei der Global Fixed Income, Currency & Commodities Group des Assetmanagers. „Wenn Sie keine Bonds im Portfolio haben, ist jetzt eine gute Zeit zum Kauf“, riet er. Zu viel Zeit sollte man sich allerdings nicht lassen, denn: „Wir befinden uns nicht am Anfang des Spiels, sondern bereits in der zweiten Halbzeit.“

„Die Herrschaft von ‚Wachstum um jeden Preis‘ ist vorbei“, sagte Malcolm Smith, der die International Equity Group des Assetmanagers führt. „Ich glaube immer noch, dass wir eine große Kohorte von Marktteilnehmern haben, die so einen Markt noch nie erlebt haben.“ Er sehe Chancen für Finanzwerte und Aktien aus der Gesundheitsbranche. Aus Sicht von Ward haben sich die Märkte bereits spürbar auf die neue Situation eingestellt. Die Anleger seien sich der existierenden Probleme be­wusst. „Die Abwärtsrisiken von hier aus sollten begrenzter sein“, sagte Ward. Wenn man nicht glaube, dass sich die Dinge noch wesentlich verschlechterten, sei es am besten, investiert zu bleiben und abzuwarten.