Frankreich und USA ziehen Märkte runter
Frankreich und USA ziehen Märkte runter
Die Regierungskrise in Frankreich hinterlässt an den Finanzmärkten deutliche Spuren. Vor allem französische Banken ließen an der Börse Federn, weil der Minderheitsregierung unter Ministerpräsident Francois Bayrou im kommenden Monat das Aus droht. Die Aktien der Großbanken BNP Paribas und Societe Generale brachen zeitweise jeweils um mehr als 7% ein. Der französische Blue-Chip-Index CAC40 rutschte um rund 2% ab.
Der deutsche Leitindex Dax rutschte bis zum Mittag um 0,7% auf 24.151 Punkte ab. Neben der Entwicklung in Frankreich zogen auch Entwicklungen in Übersee die Kurse runter: Zum einen der sich zuspitzende Machtkampf um die personelle Besetzung der US-Notenbank Fed, zum anderen eine drohende erneute Eskalation im Handelskonflikt zwischen den USA und China.
Der MDax der mittelgroßen Unternehmen büßte um 0,9% auf 30.785 Zähler ein. Für den EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone ging es um 0,9% abwärts.
Was in Frankreich passiert
Drei große Oppositionsparteien hatten am Montag angekündigt, bei der für den 8. September geplanten Vertrauensfrage von Bayrou gegen die Regierung zu stimmen. Bei der Vertrauensumfrage geht es um die Pläne des Ministerpräsidenten für umfassende Haushaltskürzungen. Die Sozialisten, von deren Votum Bayrous Schicksal weitgehend abhängt, erklärten, sie sähen keine Möglichkeit, ihn zu unterstützen. Parteichef Olivier Faure sagte der Zeitung „Le Monde“, es sei unvorstellbar, Bayrou zu stützen. Die rechtsextreme Nationale Sammlungsbewegung und die Grünen haben bereits erklärt, Bayrou nicht das Vertrauen aussprechen zu wollen.
Angesichts der politischen Unsicherheit trennten sich Anleger auch von Anleihen des Landes. Im Gegenzug stieg die Rendite zehnjähriger französischer Staatsanleihen um vier Basispunkte auf rund 3,53% und erreichte damit ihren höchsten Stand seit März. Die Lücke zwischen den Renditen französischer und deutscher Anleihen – ein Maß für die Prämie, die Anleger für das Halten französischer Bonds verlangen – hat sich inzwischen auf rund 79 Basispunkte vergrößert und damit den größten Wert seit April. Dagegen beträgt die Spanne zwischen den Renditen französischer und italienischer Zehn-Jahres-Anleihen nur noch 9 Basispunkte – vor zwei Jahren lag sie noch bei rund 150.
Muss der IWF eingreifen?
„Wir sehen in den kommenden Tagen eine erhöhte Volatilität und einen erhöhten Druck auf die französischen Anleihen-Spreads“, sagte Mohit Kumar, Chefvolkswirt für Europa bei Jefferies. Sollte Bayrou die Vertrauensabstimmung in der Nationalversammlung verlieren, droht seine Regierung zu stürzen. Präsident Emmanuel Macron könnte dann einen neuen Premierminister ernennen, Bayrou bitten, als Chef einer Übergangsregierung im Amt zu bleiben, oder Neuwahlen ausrufen.
Der französische Finanzminister Eric Lombard betonte am Dienstag, er habe sich sicherlich nicht mit der Vorstellung abgefunden, dass die Minderheitsregierung im nächsten Monat platzen könnte. Lombard wies auch darauf hin, dass das Risiko bestehe, dass der IWF im Falle eines Regierungssturzes in die Wirtschaft eingreifen müsse.
Trump sorgt mal wieder für Aufruhr
Weitere ungesunde Nachrichten kommen aus Übersee: US-Präsident Donald Trump will die Fed-Gouverneurin Lisa Cook mit sofortiger Wirkung aus ihrem Amt im Vorstand entlassen. Als Grund nannte der Präsident in seinem Brief an Cook, dass es hinreichende Gründe zu der Annahme gebe, dass sie in einem oder mehreren Hypothekenverträgen falsche Angaben gemacht habe. Cook machte indes deutlich, dass sie um ihren Posten kämpfen will. „Der Präsident gab an, mich ‚mit Gründen‘ zu feuern, während rechtlich keine Gründe existieren – und er keine Vollmachten hat, dies zu tun“, hieß es in einer Stellungnahme ihrer Anwaltsfirma, die unter anderem die Nachrichtenagentur Bloomberg und die Website „Axios“ verbreiteten.
Im Blick haben Anleger zudem den Handelskonflikt zwischen den USA und China. Trump droht China mit Strafzöllen von bis zu 200%, falls Peking die Vereinigten Staaten nicht zuverlässig mit Magneten aus seltenen Erden beliefert. Zugleich räumte Trump ein, dass solch drastische Maßnahmen einen Zusammenbruch des Handels mit China bedeuten würden.
Asiatische Märkte ebenfalls belastet
Die Entlassung von Fed-Gouverneurin Lisa Cook durch US-Präsident Donald Trump hatte zuvor schon die Anleger an den asiatischen Aktienmärkten verunsichert. In Tokio gab der Nikkei-Index am Dienstag knapp 1% auf 42.425 Punkte nach. „Der Markt war von den Nachrichten über Cook überrascht und hat entsprechend reagiert“, kommentierte Shuutarou Yasuda, Analyst beim Tokai Tokyo Intelligence Laboratory. Zudem habe sich die Euphorie über die erwartete Zinssenkung der US-Notenbank gelegt. „Bis zur Entscheidung der Fed über ihre Geldpolitik müssen wir auf weitere Daten warten.“
Die Verunsicherung über die Unabhängigkeit der US-Notenbank dämpfte allgemein das Vertrauen in US-Anlagen und setzte auch dem Dollar zu. „All dies, einschließlich der Zölle, ist nur ein weiterer Grund, warum man den USA nicht trauen kann“, sagte Bart Wakabayashi, Niederlassungsleiter von State Street in Tokio. „Es gibt keine Glaubwürdigkeit.“
Commerzbank fällt
Unter den Einzelwerten stehen die Aktien der Commerzbank als Dax-Schlusslicht mit einem Minus von mehr als 6% im Mittelpunkt des Interesses. Die Bank of America (BofA) hatte die Einstufung für die Papiere zuvor auf „Underperform“ gesenkt. Die Bewertung des Geldhauses erscheine überzogen, argumentierte Analyst Tarik El Mejjad. Es falle schwer, vom aktuellen Niveau aus noch Spielraum nach oben auszumachen. Vergangene Woche hatte bereits die Deutsche Bank ihre Kaufempfehlung für die Commerzbank gestrichen, ebenfalls wegen des starken Laufs der Aktie.
Gewinnmitnahmen sorgten bei den Puma-Aktien für einen Kursabschlag von 1,9%. Tags zuvor waren die Titel nach Spekulationen um einen Teilverkauf des Sportartikel-Herstellers um 16 Prozent nach oben gesprungen. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf Insider berichtete, prüft die Milliardärsfamilie Pinault Optionen inklusive einem Verkauf ihres 29-Prozent-Anteils an Puma.
Krones gewinnt
Die Titel von Krones profitierten von einer Kaufempfehlung des Analysehauses Jefferies und stiegen um 0,3%. Auf dem aktuellen Niveau biete sich Anlegern eine günstige Einstiegschance in einen global führenden Hersteller von Verpackungs- und Abfüllanlagen, schrieb Constantin Hesse. Eine klare Strategie, eine starke Umsetzung und ein robustes Finanzprofil dürften für überdurchschnittliches Wachstum sorgen, glaubt der Experte.
Die Aktien von SFC Energy schwankten stark. Nach Gewinnen im frühen Handel verloren sie bis zum Mittag 2,4%. Der Brennstoffzellenspezialist will angesichts sinkender Gewinne seine Kosten reduzieren. Zusätzliche Wachstumsimpulse will SFC Energy durch regionale Expansion sowie Zukäufe in den USA und Südostasien setzen. Das Unternehmen hatte bereits Ende Juli vorläufige Zahlen für das erste Halbjahr vorgelegt und über sinkende Ergebnisse berichtet.
