Technische Analyse

Dax: Das war einfach!

Nach einer Konsolidierung zum Jahreswechsel besteht die Chance auf weiter anziehende Kurse.

Dax: Das war einfach!

Technische Analyse

Dax: Das war einfach!

Von Stefan Salomon *)

Der Deutsche Aktienindex zeigte sich mit einer stürmischen Aufwärtsbewegung in den vergangenen Wochen. Kaufsignale wurden mit Break der 15.000 sowie 15.650 Punkte generiert. Aus Sicht des Chartanalysten war die jüngste Rally durchaus einfach zu handeln. Denn mit Break eines Abwärtstrends und Rebreak in eine zuvor verlassene Seitwärtsbewegung war die vorherige Abwärtsbewegung und ein Verkaufssignal noch im Oktober eine klassische Bärenfalle – ein starkes Szenario kündigte sich so an. Doch der Reihe nach: Im Oktober zeigte sich der Dax noch mit fallenden Kursen sowie einem Tief bei 14.630 Punkten und einem Monatsschlusskurs bei 14.810 Punkten. Die fallende Tendenz im Markt war aus charttechnischer Sicht dem Umstand geschuldet, dass der Index zuvor aus einer Seitwärtsbewegung nach unten rutschte – diese Seitwärtsbewegung bildete sich von April bis September. Entsprechend der Schwankungsbreite musste mit fallenden Kursen im Oktober gerechnet werden. Das Kursziel war entsprechend die Schwankungsbreite der Range – abgetragen an das Ausbruchsniveau nach unten.

Der Chartanalyst geht bei der Abtragung von Kurszielen davon aus, dass sich innerhalb der vorherigen Seitwärtsbewegung genügend „Energie“ und Handlungsnotwendigkeiten aufgebaut haben, um sodann aufgrund von Verkäufen sowie Absicherungsgeschäften dieses Ziel auch zu erreichen. Diese Annahme ist natürlich nicht in Beton gemeißelt. Und Annahmen gelten nur so lange, wie bestimmte Bedingungen erfüllt sind. Im Chartbild des Deutschen Aktienindex war mit fallenden Kursen so lange zu rechnen, wie auch der seit dem 31. Juli 2023 bestehende Abwärtstrend intakt war. Doch dieser wurde am 14. November doch sehr deutlich und dynamisch nach oben verlassen. Da sich zudem schon Ende Oktober eine „Inselumkehr“ – eine klassische Trendwendeformation – ausbildete und die runde Marke von 15.000 Punkten zurückerobert wurde, konnte die vorherige Abwärtsbewegung und das Verkaufssignal als klassische Bärenfalle, als Fehlsignal der technischen Analyse definiert werden.

Fehlsignale in der technischen Analyse haben eine besondere Aussagekraft. Wird vom Markt ein vorheriges Signal nicht angenommen und sogar umgekehrt, tritt in der Regel eine dem ursprünglichen Signal deutlich entgegengesetzte Bewegung ein. Diese ist sodann oftmals sehr dynamisch, da zum Beispiel bei „Bärenfallen“ anschließend keine Verkäufer mehr im Markt sind und der Weg nach oben frei ist. So auch im Deutschen Aktienindex seit November. Kursziele waren sodann die obere Begrenzung der Range von April bis September 2023 und die Chance auf einen Ausbruch aus der Range nach oben. Erstes Kursziel ist erreicht und auch der Ausbruch mit neuen Allzeithochs glückte in den vergangenen Wochen. Mit Ausbruch aus der Range nach oben kann nun wiederum als Kursziel die Schwankungsbreite der Range abgetragen werden – mithin ergibt sich hieraus noch Kurspotenzial bis circa 17.500 Punkte. Ein weiteres Kursziel ist die obere Begrenzung eines sehr langfristigen Aufwärtstrendkanals, der sich über die letzten Jahre entwickelt hat. Demzufolge könnte der Deutsche Aktienindex gar bis 19.000/20.000 Punkte 2024 ansteigen. Einschränkend muss allerdings erwähnt werden, dass die genannten positiven Szenarien laut statistischen Untersuchungen des Autors nicht die starke Aussagekraft besitzen wie der jüngste Rebreak in die Range nach der Bärenfalle im Oktober. Denn einerseits hat die Range als Kurszielgeber an Aussagekraft mit Ausbruch nach oben verloren, nachdem die Range schon im Oktober einmal nach unten verlassen wurde, und andererseits ist es eher schwierig zu definieren, wie ein derart langfristiger Trend statistisch mit anderen Trends verglichen werden kann, um eine aussagekräftige Prognose basierend auf einer Vielzahl an untersuchten Trends zu ermöglichen.

Letztlich bleibt festzuhalten, dass der Markt gut gelaufen ist und sich zum Jahresende auch einmal eine Konsolidierung einstellen darf. Solange ein Niveau um 16.400 Punkte nicht unterschritten wird – diese Zone stellte die ehemals obere Begrenzung der Seitwärtsbewegung von April bis September dar –, kann mit weiterhin steigenden Kursen gerechnet werden. Dass hingegen eine leichte Korrektur zum Jahresende wahrscheinlich wird, zeigen die kurzfristig zu interpretierenden Tageskerzen an. Hier bildeten sich jüngst Trendwendemuster, ein „Bearish Engulfing“ und ein „Shooting Star“.

Fazit: Auch wenn unter statistischen Erwägungen die nun vorliegenden Kursziele von 17.500 bis 19.000/20.000 Punkten ein wenig in der Aussagekraft verlieren, besteht die Chance auf weiter anziehende Kurse nach einer Konsolidierung zum Jahreswechsel. Ein erstes negatives Signal, welches die obige Annahme in Frage stellt, wäre ein Rückgang unter 16.400 Punkte per Wochenschlusskurs.

*) Stefan Salomon ist freiberuflicher Chartanalyst bei www.candlestick.de.