Technische Analyse

Dax-Index zwischen Baum und Borke

Der Dax hat im Sommerloch ordentlich Federn gelassen. Vom Rekordhoch Anfang August bei 16.529 Zählern rutschte der deutsche Standardwerteindex innerhalb von drei Wochen um mehr als 1.000 Punkte ab, um sich zuletzt auf niedrigerem Niveau zu stabilisieren.

Dax-Index zwischen Baum und Borke

Technische Analyse

Dax-Index zwischen Baum und Borke

Von Frederik Altmann*)

Der Dax 40 hat im Sommerloch ordentlich Federn gelassen. Vom Rekordhoch Anfang August bei 16.529 Zählern rutschte der deutsche Standardwerteindex innerhalb von drei Wochen um mehr als 1.000 Punkte ab, um sich zuletzt auf niedrigerem Niveau zu stabilisieren. Unter 15.500 Punkten hat eine kräftige technische Unterstützung dem Index geholfen. Diese sollte aber auch künftig halten, damit die heimischen Aktien ihr positives Szenario weiterhin behaupten können. Die Chance auf ein neues Rekordhoch noch in diesem Jahr bliebe gewahrt. Rutscht der Leitindex aber nachhaltig unter diese Haltezone, dann müssten sich die Anleger auf ein mageres Schlussquartal einstellen.

15.500 Punkte der Schlüssel

Im Fokus steht somit die Unterstützung um 15.500 Punkte. In diesem Bereich haben sich Mitte August gleich drei technische Argumente den fallenden Kursen in den Weg gestellt. Erstens war Anfang Juli bei 15.456 Zählern, nur wenige Punkte unterhalb der jüngsten Bewegungstiefs, ein Zwischentief markiert worden. Auf diesem Niveau hatte damals das Kaufinteresse im Dax wieder die Oberhand über die Verkäuferseite gewonnen. Solch ein Wandel im Kräfteverhältnis von Angebot und Nachfrage macht Extrempunkte im Kurschart zu wichtigen Stellen, die in einer Analyse immer beachtenswert sind. Hieraus ergibt sich aus technischer Sicht eine horizontale Unterstützung.

Im Juli waren die Kurse von diesem Niveau aus auf ein neues Rekordhoch geklettert. Die jüngste Erholung lässt aber eine entsprechende Dynamik vermissen. Während die Kurse noch im Sommer mit langen weißen Kerzen im Wochenchart regelrecht nach oben sprinten und einen positiven Eindruck im Chart hinterlassen konnten, ebbt das Kaufinteresse in der jüngsten Kurserholung immer wieder schnell ab. Die Kerzenkörper bleiben klein und die oberen Schatten lang, was zeigt, dass ein Anstieg in der aktuellen Phase schnell wieder abverkauft wird. Er fällt wenig(er) kraftvoll aus. Wenn dem Dax eine nachhaltige Aufwärtsbewegung gelingen soll, in der er sich von der aktuellen Bewegung nach oben abstößt, sollte sich das künftig in kraftvolleren, langen weißen Kerzen niederschlagen.

Aufwärtstrend wackelt

Zweitens stand und steht der Aufwärtstrend vom Zwischentief im Dezember bei 13.792 Punkten als Unterstützung bereit. Dieser wackelt zwar, denn er ist im letzten Rücksetzer kurzzeitig, aber nicht nachhaltig verletzt worden. Bisher erscheint der Trend aber intakt und bietet bei derzeit 15.625 Zählern Halt. Eine solche Aufwärtstrendlinie verbindet im Zeitverlauf zwei höhere Tiefpunkte im Chartbild und wird in der Regel durch einen dritten Auflagepunkt – wie mit dem jüngsten Rücksetzer zu sehen – bestätigt. Im Grunde spiegelt ein steigender Trend das erwartete Wachstum der Unternehmenswerte wider.

Weiter positiver Trend

Drittens verläuft der gleitende Durchschnittskurs der vergangenen 200 Tage unter dem aktuellen Preisniveau. Auch er hatte am jüngsten Zwischentief zusätzlich unterstützend gewirkt. Im Chart hier ist der Schnitt der vergangenen 40 Wochen behelfsweise abgebildet.

Die 200-Tage-Linie wird von vielen Anlegern als Indikator für die langfristige Richtung des Marktes genutzt. Demnach bewegt sich der deutsche Leitindex weiterhin im positiven Trend. Regelmäßig bewegen sich die Kurse um diese Linie herum. Sie wirkt oft wie ein Magnet auf die Kurse, insbesondere wenn der Abstand der Kurse zu diesem Durchschnittswert einmal „zu groß“ wird. Halten sich die Kurse über diesen Unterstützungsmarken, bleibt das Chartbild des Dax positiv.

Der bisher positive Signalgeber 200-Tage-Linie kann aber auch schnell ins Negative umschlagen. Wenn die Kurse nun doch deutlich unter ihren Aufwärtstrend fallen, dann würden sie wohl auch unter die 200-Tage-Linie und die Horizontale an den jüngsten Tiefs rutschen. Damit trübte sich das Chartbild im Dax schnell und massiv ein. Anleger müssten sich also bei einem Dax-Stand unter 15.469 Punkten auf weiter fallende Notierungen einstellen, aus technischer Sicht.

Schock im Februar 2022

Wie eine solche Trendwende unter diesen langfristigen Schnitt aussehen kann, zeigt sich im Dax vor den letzten Abschwungphasen im Februar 2022 (externer Schock Ukraine) und Ende Februar 2020 (externer Schock Corona), indem die negative Nachrichtenlage die Bewegung noch verstärkte.

In einem solchen – bisher nicht absehbaren – negativen Szenario läge eine nächste Unterstützung über 14.800 Punkten. Hier sollte eine horizontale Unterstützungszone vom vormaligen Tief im Oktober 2021, über mehrere Zwischenhochs im Jahr 2022 für Halt sorgen können.

*) Frederik Altmann ist Investmentanalyst bei Alpha Wertpapierhandel.

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