Dax klettert dynamisch in Richtung Allzeithoch
Dax klettert dynamisch in Richtung Allzeithoch
Nach seinem Befreiungsschlag zur Wochenmitte und den guten Vorgaben von der Wall Street hat sich der Dax am Donnerstag mit großen Schritten seinem Allzeithoch genähert. Der deutsche Leitindex stieg bis mittags um 1,3% auf 24.415 Punkte. Die aktuelle Bestmarke wurde im Juli bei 24.639 Punkten erreicht. Im laufenden Jahr hat der Dax inzwischen bereits 22,6% zugelegt, damit erweist sich der deutsche Aktienindex als echter Reichmacher.
Der MDax legte um 1,4% auf 30.876 Zähler zu. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es um 1,2% bergauf.
In den USA hatten die Anleger dem Regierungsstillstand mit neuen Rekorden in den Indizes S&P 500 und Nasdaq 100 getrotzt. Die Regierungsgeschäfte stehen dort seit Mittwoch teilweise still, weil bisher keine Einigung auf einen Übergangshaushalt erzielt werden konnte.
Die Situation ist allerdings nicht neu. Seit den 1970er-Jahren sei es in den USA bereits 21-mal zu einem sogenannten Shutdown gekommen, und im Schnitt sei er nach acht Tagen wieder beendet gewesen, ermittelte das Handelshaus CMC Markets.
Für Analyst Frank Sohlleder vom Broker ActivTrades ist die aktuelle Stärke an den Börsen eng mit den Erwartungen an die US-Geldpolitik verknüpft. Am Markt werde die Wahrscheinlichkeit für eine weitere Zinssenkung der Notenbank Fed Ende Oktober mittlerweile auf 99% beziffert. Diese nahezu sichere Erwartung befeuere die Hoffnung, dass die Jahresendrallye bereits begonnen hat oder unmittelbar bevorsteht. Sollte die Fed diese hohen Erwartungen jedoch nicht erfüllen, drohe ein dramatischer Abverkauf, der in jedes Risikomanagement einkalkuliert werden müsse.
Siemens Energy haussieren
An der Dax-Spitze stiegen die Aktien von Siemens Energy um knapp 5%, nachdem sie im Handelsverlauf bei gut 110 Euro eine Bestmarke erreicht hatten. Berenberg-Analyst Richard Dawson hält die Papiere des Energietechnikkonzerns für noch nicht ausgereizt und stockte sein Kursziel auf 122 Euro auf. Goldman Sachs setzte sogar 124 Euro an.
Auch im MDax bewegten Analystenkommentare die Kurse. So zogen Rational nach einer Hochstufung durch die britische Investmentbank Barclays um fast 7% an. Die Papiere des Großküchenausrüsters seien zu tief abgetaucht, schrieb Analyst Timothy Lee. Die Bewertung liege auf einem Zehnjahrestief - trotz überlegener Qualitäten des Konzerns. Damit werde ein sehr unwahrscheinliches Gewinnrückgangs-Szenario eingepreist. Gespräche in den USA hingegen deuteten auf steigende Marktanteile hin, was mögliche Zollbelastungen abfedern würde.
Empfehlung für Hochtief
Anteilsscheine von Hochtief erreichten nach einer Kaufempfehlung der Analysten der Bank of America ein Rekordhoch. Zuletzt stand ein Plus von 5,3% zu Buche. Der Experte Marcin Wojtal sieht den Baukonzern als einen der Schlüssel im Thema Datenzentren, die enorme Bedeutung für den Megatrend Künstliche Intelligenz haben.
An der Spitze des Nebenwerte-Index SDax schnellten die Aktien von Formycon um gut 10% nach oben. Der Pharmahersteller legte Patentstreitigkeiten zu seinem Eylea-Biosimilar FYB203 mit dem US-Unternehmen Regeneron Pharmaceuticals bei. Mit der Vergleichs- und Lizenzvereinbarung in den USA sei die Markteinführung des Biosimilars zu Bayers Augenmedikament Eylea in den USA gesichert, hieß es.
Grenke fielen am Index-Ende um fast 3%. Bei dem Leasingspezialisten habe sich das Wachstum im Neugeschäft abgeschwächt, hieß es aus dem Handel
Wenn die US-Notenbank Fed oder die Europäische Zentralbank (EZB) die Leitzinsen senken, horchen Anleger auf. „Dass Zinssenkungen unterstützend und in der Tendenz positiv für Konjunktur und auch für Aktienmärkte sind, ist eine Binsenweisheit. Doch wie stark ist dieser Effekt wirklich? Diese Frage stellt sich aktuell umso mehr, da die Fed auf weitere Zinssenkungen in den nächsten Quartalen zusteuert, nachdem sie seit längerer Zeit im September bereits um 25 Basispunkte gesenkt hatte“, sagt Marc Decker, Co-Aktienchef bei Quintet, der Muttergesellschaft von Merck Finck.
Zinssenkungen heben Aktienmärkte
„Empirische Untersuchungen der Muster an den Aktienmärkten belegen: Aktienmärkte reagieren in der Regel positiv auf Zinssenkungen, insbesondere wenn diese überraschend kommen oder Teil eines geldpolitischen Lockerungszyklus sind“, erklärt Decker. „Unsere eigenen Analysen über die letzten 30 Jahre bestätigen im Kern diese Untersuchungen. So stieg beispielsweise der S&P 500 nach einer ersten Zinssenkung im Schnitt um 5–10 % innerhalb von 6–12 Monaten – vorausgesetzt, die Wirtschaft befand sich nicht in einer Rezession. In Europa fällt die Reaktion oft verhaltener aus, da die EZB stärker auf Preisstabilität als auf Wachstum fokussiert ist.“