Märkte am Mittag

Dax tritt nach Sinkflug auf der Stelle

Der deutsche Leitindex kam am Freitag nicht recht vom Fleck. Trotz schwachen Marktumfelds legte Nucera ein gelungenes Börsendebüt hin. Auch Gerresheimer konnten zulegen.

Dax tritt nach Sinkflug auf der Stelle

Die Erwartung neuer US-Arbeitsmarktdaten macht die Anleger an europäischen Aktienmärkten nervös. Der deutsche Leitindex Dax notierte bis zum Mittag kaum verändert bei 15.523 Punkten. Sein europäisches Pendant, der EuroStoxx50, gab 0,2% auf 4216 Zähler nach. Der MDax konnte sich vom jüngsten Kursrutsch etwas stabilisieren und rückte zuletzt um 0,42% auf 26.820,97 Punkte vor.

Am Donnerstag hatten neu entflammte Sorgen um die künftige Geldpolitik der US-Notenbank Fed die Indizes um 2,6 beziehungsweise 3% ins Minus gedrückt. “Die Stimmung liegt am Boden. Mit einem Verlaufstief unter 15.500 Punkten hat der Dax gestern ein Niveau erreicht, auf dem er Anfang Februar erstmals stand”, sagte Thomas Altmann, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter QC Partners. Für Nervosität sorgten die am Mittwoch veröffentlichten Protokolle der letzten Fed-Sitzung und die überraschend starken Daten des Personaldienstleisters ADP zu neu geschaffenen Stellen.

Nun warteten die Investoren auf den offiziellen Arbeitsmarktbericht der US-Regierung. “Die Daten könnten erneut stark ausfallen, immerhin wurden 14 Monate in Folge mehr Stellen geschaffen als Analysten im Vorfeld erwartet hatten”, sagte Jochen Stanzl, Chefanalyst vom Broker CMC Markets. “Die Börse aber erhofft sich schwächere Daten, um der Fed mehr Argumente für eine Pause zu liefern.” Der brummende Arbeitsmarkt birgt dabei neue Inflationsrisiken: Unternehmen müssen neues Personal oft mit höheren Löhnen locken und versuchen, die gestiegenen Kosten an die Kunden weiterzureichen.

Nucera mit gelungenem IPO

Bei den Unternehmen stand Nucera im Rampenlicht. Die Aktien der Wasserstoff-Tochter von Thyssenkrupp legten bei ihrem Börsendebüt in der ersten Handelsstunde deutlich zu. Zeitweise stiegen sie bis auf 21,78 Euro. Der erste Kurs an der Frankfurter Börse wurde mit 20,20 Euro festgestellt. Der Ausgabepreis lag bei 20 Euro. Ein Händler bezeichnete das Marktdebüt als solide. “Wenn sich der Kurs bis zum Abend über dem Ausgabepreis hält, ist das in dem schwachen Umfeld sicher ein Erfolg”, sagte der Börsianer.

Auch Banken standen am Freitag auf der Gewinnerseite. Sie würden von steigenden Zinsen profitieren. Entsprechend fanden sich im Dax die Papiere von Deutsche Bank und Commerzbank mit Aufschlägen von jeweils rund 2% unter den größten Gewinnern wieder. Auch Chemiewerte zeigten sich überdurchschnittlich stark, mit BASF an der Index-Spitze und plus 3,4%, Covestro verteuerten sich um eineinhalb Prozent.

Am Dax-Ende belasteten erneut Gewinnmitnahmen die Papiere des Baustoffkonzerns Heidelberg Materials mit mehr als 2%. Analysten hatten sich tags zuvor besorgt über die Schwäche der Bauwirtschaft gezeigt. Im Sog der schwachen Zahlen des Elektronikkonzerns Samsung ging es für Halbleiterwerte abwärts. Infineon fielen zeitweise auf ein Tief seit Anfang Juni, erholten sich zuletzt aber mit plus 0,3%. In den hinteren Reihen erwischte es Elmos Semiconductor dagegen deutlich mit fast 4% Abschlag.

Abschläge bei SMA Solar

Papiere von SMA Solar verloren nach einem gestrichenen positiven Votum durch Exane BNP Paribas am MDax-Ende mehr als 4% Analyst Sebastian Growe rät zu einer Verschnaufpause. Nach zwei Zielerhöhungen für das Gesamtjahr dürfte sich die Nachfrage im zweiten Quartal abgekühlt haben, so der Experte. Anteile am Telekommunikationskonzern United Internet rutschten nach einer Abstufung durch die HSBC auf ein weiteres Tief seit 2011, sie dämmten danach ihre Verluste auf 2,4% ein.

Die Aktie von Gerresheimer baute unterdessen nach positiven Analystenkommentaren einen Teil ihrer Verluste vom Vortag ab. Die Papiere des für die Pharma- und Kosmetikindustrie produzierenden Spezialverpackungsherstellers legten um gut 4% zu. Nach den starken Zahlen für das zweite Quartal sei es wahrscheinlich, dass das Unternehmen seine Jahresprognose übertrifft, schrieben die Experten der US-Großbank J.P. Morgan und der Schweizer Credit Suisse. Am Donnerstag war die Aktie zeitweise um gut 7% eingebrochen, obwohl Gerresheimer ein Umsatz- und Gewinnplus für das vergangene Quartal verzeichnet hatte. Einige Anleger hätten wohl auf eine Anhebung der Prognose gehofft, sagte ein Börsianer.

Kion verliert CFO

Aus den Depots flogen dagegen Kion. Die Aktien des Frankfurter Gabelstapler-Herstellers verloren zeitweise knapp 7% auf ein Zehn-Monats-Tief von 32,41 Euro und pendelten sich bei einem Kursverlust von knapp 4% ein. Nach nur einem halben Jahr ist für Finanzvorstand Markus Wassenberg schon wieder Schluss, teilte Kion am Donnerstag mit. Wassenberg, der erst zu Jahresbeginn von Heidelberger Druck gekommen war, habe seinen Vertrag mit sofortiger Wirkung aufgelöst, “nachdem es bei Themen der Unternehmensführung unterschiedliche Auffassungen gab”.

In Kopenhagen sackte die Aktie von Coloplast um 5,3% auf ein Acht-Monats-Tief von 788,60 Kronen ab. Der dänische Medizintechnikkonzern kauft für 1,3 Mrd. Dollar die auf Wundversorgungsprodukte aus Fischhaut spezialisierte isländische Firma Kerecis. Um den Zukauf zu finanzieren, wolle man das Kapital erhöhen, teilte Coloplast am Freitag mit.