Redcare und Ströer überzeugen Anleger
Auf minimale Verluste am Montag sind im Dax auch am Dienstag minimale Verluste gefolgt. Die Anleger bleiben nach der Rekordrally in der vergangenen Woche vorsichtig, zumal einige wichtige Ereignisse anstehen. Das Gesamtbild an der Börse bleibt unterdessen aus Sicht der Helaba-Analysten für den deutschen Leitindex vorerst positiv.
Nachdem das deutsche Börsenbarometer am Freitag mit einer Höchstmarke von etwas über 17.800 Punkten geglänzt und seinen bisherigen Jahresgewinn auf gut 6% ausgedehnt hatte, gab es am Dienstag zur Mittagszeit um 0,2% auf 17.688 Zähler nach. Der MDax legte zugleich um 0,1% auf 26.009 Punkte zu. Der Euro Stoxx50 verlor 0,3% auf 4.896 Zähler.
Warten auf EZB-Entscheidung
Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners sieht eine schwindende Kaufbereitschaft, aber - wie auch die Helaba - keine Gewinnmitnahmen "im größeren Stil" oder verstärkte Absicherungsaktivitäten. Im Fokus steht ihm zufolge bereits der Sitzungstermin der Europäischen Zentralbank am Donnerstag. Dann steht die Entscheidung über den Leitzins an, der vorerst unverändert beibehalten werden dürfte. Spannend könnten aber mögliche konkretere Hinweise werden, wann mit dem Beginn der Lockerung zu rechnen ist.
In den Vereinigten Staaten steht außerdem der "Super Tuesday" im Präsidentschaftswahlkampf an. Dabei handelt es sich um parteiinterne Vorwahlen in mehr als einem Dutzend Bundesstaaten der USA. Zudem spricht US-Notenbankchef Jerome Powell vor dem Kongress. Abwarten ist also auch von dieser Seite her für viele Anleger derzeit das Gebot der Stunde.
Enttäuschung in China
Wenig beeindrucken konnte zudem die Regierung in China die Anleger mit ihren Wachstumszielen. Peking kündigte zum Auftakt des Nationalen Volkskongress am Dienstag an, auch in diesem Jahr ein Wirtschaftswachstum von rund 5% wie im Vorjahr anzupeilen. Hoffnungen der Investoren auf ein großes Konjunkturpaket wurden nicht erfüllt. Die Börse in Hongkong rutschte daraufhin um 2,7% ab.
Auch an den Rohstoffmärkten machte sich die Enttäuschung der Anleger bemerkbar. Spekulationen auf eine schwächere Ölnachfrage Chinas drückten die Preise für die Nordseesorte Brent und US-Leichtöl WTI um 0,3 beziehungsweise 0,5% auf 82,54 und 78,36 Dollar je Fass. Auch Industriemetalle wie Aluminium und Nickel gaben nach. Der Goldpreis zog hingegen um 0,6% auf 2.127 Dollar je Feinunze an. Damit rückt das Allzeithoch von Dezember immer näher. Die Cyberdevise Bitcoin robbte sich ebenfalls an seine Rekordmarke heran und lag mit 68.828 Dollar nicht weit entfernt. Anschließend bröckelten die Kurse aber etwas ab.
Bayer und DHL unter Druck
Unter den Einzelwerten büßten die Aktien von Bayer 1,1% ein. Die Titel fielen zeitweise auf den tiefsten Stand seit mehr als 18 Jahren. Der Pharma- und Agrarkonzern ist durch Wertminderungen in seiner Sparte Crop Science 2023 tief in die Verlustzone gerutscht, versucht aber seine schwierige Lage trotz hoher Schulden ohne einen Spartenverkauf zu meistern. Die Antwort auf die Frage nach der künftigen Struktur und einer möglichen Aufspaltung laute "nicht jetzt", informierte Bayer zur Vorlage von Jahreszahlen an seinem Kapitalmarkttag.
Die Anteile der DHL Group litten mit minus 1,5% unter einer Abstufung durch die Société Generale. Es sei noch zu früh, auf eine gesamtwirtschaftliche Erholung der Volumina bei dem Logistikkonzern zu setzen, schrieb Analyst Sumit Mehrotra. Die Krise im Roten Meer und die jüngsten Ausblicke von Wettbewerbern ließen für 2024 wenig Gutes erwarten.
Redcare Pharmacy legen zu
Redcare Pharmacy und Ströer dagegen zählten im MDax zu den Favoriten. Die Online-Apotheke, deren Aktie um 3,5% stieg, erwartet nach einem Rekordumsatz und sehr starker Wachstumsdynamik im vergangenen Jahr nun eine Abschwächung dieses Trends. Am Markt wurde unterdessen auf das besser als erwartet ausgefallene operative Ergebnis für 2023 verwiesen und die trotz allem starke Umsatzprognose. Die Online-Apotheke peilt im laufenden Jahr ein Umsatzwachstum von 30 bis 40% an.
Der Außenwerbespezialist Ströer will die Dynamik aus einem starken Weihnachtsgeschäft mit in das Jahr 2024 nehmen. Der Werbeflächenvermarkter hat im vergangenen Jahr trotz Konjunkturflaute einen Rekordumsatz erzielt und seinen Gewinn gesteigert. 2024 soll das organische Umsatzwachstum deutlich über dem Vorjahreswert von 7,5% liegen. Die Aktie sprang um 4% nach oben. Zeitweise erreichte sie sogar den höchsten Stand seit Mai 2022.
Schaeffler sacken ab
Im SDax sackten die Papiere des Autozulieferers Schaeffler nach einem enttäuschenden bereinigten operativen Gewinn um 4% ab. Der Nutzfahrzeughersteller Traton dagegen gab erneut starke Quartalszahlen bekannt und ist auch für 2024 guter Dinge. Das sorgte für ein Kursplus von 4,5%.
An der Pariser Börse stiegen die Aktien von Thales um rund 8% auf ein Rekordhoch von 150,05 Euro. Der Verteidigungs- und Technologiekonzern verbuchte im Jahr 2023 starke Auftragseingänge. Auch der freie Cash Flow habe sich besser entwickelt als erwartet, sagten die Analysten von Citi.