Märkte am Mittag

Windenergie verliert, Rüstung gewinnt

Der Aktienmarkt zeigt sich uneinheitlich. Die Verlierer sind die erneuerbaren Energien. Dagegen legen Rüstungstitel zu. Auch die Commerzbank gewinnt nach einem Unicredit-Schachzug.

Windenergie verliert, Rüstung gewinnt

Der Dax ist mit einem leichten Dämpfer in die neue Börsenwoche gestartet. Windkraft-Titel litten unter einem Stopp eines wichtigen Projektes durch die US-Regierung. Bis zum Mittag sank der Leitindex um 0,4% auf 24.294 Punkte. Für den EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone ging es ähnlich stark abwärts. Der MDax der mittelgroßen Unternehmen stieg hingegen um 0,3% auf 31.076 Zähler, unter anderem angetrieben von starken Rüstungstiteln.

Der Dax tue sich weiterhin schwer, schrieb Analyst Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners am Morgen. „Das Allzeithoch aus dem Juli bleibt zwar in Reichweite. Es gibt aber weiterhin zu wenig Käufer, die den Dax über die schwierige letzte Meile tragen könnten“. Am Freitag hatten Zinssenkungssignale von US-Notenbankchef Jerome Powell dem wichtigsten deutschen Börsenbarometer etwas Rückenwind gegeben.

AM Montag half auch nicht, dass sich die Stimmung in der deutschen Wirtschaft trotz höherer US-Zölle erneut verbessert hat. Wie das Forschungsinstitut Ifo mitteilte, stieg das Geschäftsklima im August um 0,4 Punkte auf 89,0 Punkte. Volkswirte waren von einem Anstieg des wichtigsten deutschen Konjunkturbarometers ausgegangen, hatten aber im Schnitt mit 88,8 Punkten gerechnet. Mit dem besseren Geschäftsklima sehen Ökonomen Chancen auf ein Anziehen der Konjunktur im weiteren Verlauf des Jahres.

    Windkraft leidet

    Die Aktien von Windturbinen-Herstellern gerieten unter Druck, nachdem der Wettbewerber Orsted auf Geheiß der US-Regierung ein Windkraftprojekt stoppen musste. Dies sei ein weiterer schwerer Schlag für die Windkraftbranche in den USA, konstatierte Experte Ahmed Farman vom Analysehaus Jefferies. Die Papiere von Siemens Energy fielen um 1,2%, jene von Nordex 0,7%.

    Die US-Regierung hatte Orsted am Freitag angewiesen, die Arbeiten an einem zu 80% fertiggestellten Projekt vor der Küste von Rhode Island einzustellen. Der Baustopp setzt die Branche der erneuerbaren Energien insgesamt unter Druck. Die Aktien von Orsted rauschen in Kopenhagen um bis zu 19% auf ein Rekordtief. Die Rivalen Vestas Wind und EDP Renovaveis geben jeweils rund 4% nach.

    Die Anteilsscheine von RWE – ebenfalls im Windkraft-Geschäft stark vertreten – verbilligten sich als Schlusslicht im Dax um 1,5%, nachdem die Investmentbank Kepler Cheuvreux ihre Kaufempfehlung für die Titel des Energieversorgers gestrichen hatte.

    Orsted brechen ein

    Der Baustopp stellt Analysten zufolge die geplante milliardenschwere Kapitalerhöhung von Orsted infrage. „Die Nachricht ist ein großer Schock und kommt angesichts des fortgeschrittenen Stadiums des Projekts einer politischen Geiselnahme durch die US-Regierung gleich“, kritisierte Analyst Pierre-Alexandre Ramondenc vom Research-Haus AlphaValue.

    US-Präsident Donald Trump hatte zu seinem Amtsantritt im Januar die Vergabe neuer Offshore-Windparks ausgesetzt, bis die Projekte einer ökologischen und wirtschaftlichen Prüfung unterzogen seien. Trump hatte die Windenergie wiederholt als hässlich, unzuverlässig und teuer kritisiert.

    Rüstungswerte steigen

    Angesichts ausbleibender Anzeichen für Fortschritte beim Friedensprozess in der Ukraine zählten Rüstungstitel zu den stärksten Werten. Rheinmetall-Aktien stiegen um ein knappes Prozent und gehörten damit zu den größten Dax-Gewinnern. Anteilsscheine des Radarspezialisten Hensoldt und des Panzergetriebe-Herstellers Renk rückten jeweils rund 2% vor.

    Lufthansa und Commerzbank fester

    Aktien der Lufthansa mit plus 0,9% auf die Meldung einer geplanten neuen Organisationsstruktur der Fluggesellschaft. Dem „Handelsblatt“ zufolge sollen die einzelnen Konzerngesellschaften Lufthansa Airlines, Swiss, Brussels Airlines und Austrian Airlines ab 2026 zugunsten der Zentrale entmachtet werden. Ziele seien zufriedenere Passagiere und mehr Profitabilität im Premium-Bereich, zitiert die Zeitung aus einem ihr vorliegenden internen Schreiben.

    Commerzbank-Aktien stiegen um 0,7%. Die Unicredit steuert auf ein Übernahmeangebot zu: Die italienische Großbank hat ihren direkten Aktienanteil an Deutschlands zweitgrößter Privatbank nach eigenen Angaben auf rund 26% erhöht. Zugleich kündigte das Mailänder Institut erneut an, ihre verbleibenden Finanzinstrumente „zu gegebener Zeit“ ebenfalls in Commerzbank-Aktien umzuwandeln, womit sich der Anteil auf etwa 29% summieren würde. Wird die 30%-Marke überschritten, wäre die Unicredit gesetzlich verpflichtet, den übrigen Anteilseignern des Frankfurter Dax-Konzerns ein offizielles Kaufangebot vorzulegen.