Märkte am Abend

Dax versucht sich an 14.700 Punkten

Zum ersten Mal seit Ende März klettert der Dax wieder über 14.700 Punkte, schließt am Ende allerdings etwas darunter. Die bevorstehenden Veränderungen in den deutschen Indizes bleiben für die Auf- und Absteiger ohne größere Kurseffekte.

Dax versucht sich an 14.700 Punkten

Dax klettert zeitweise über 14.700 Punkte: Der Dax hat am Pfingstmontag erstmals wieder seit Ende März die Hürde von 14.700 Punkten übersprungen. Bei allerdings nur dünnen Handelsumsätzen stieg der Leitindex am Nachmittag um 1,68% auf 14.703,79 Zähler. Am Abend ging der Leitindex dann mit einem Plus von 1,34% bei 14653,81 Punkten aus dem Handel. Der MDax schloss 1,05% stärker bei 30.542,38 Punkten. Auftrieb gaben zunächst die gelockerten Corona-Restriktionen in Shanghai und Peking sowie eine leicht aufgehellte Stimmung in Chinas Dienstleistungssektor im Mai. Am Nachmittag stützten zusätzlich steigende Kurse an den US-Börsen. Dort rückte der Dow Jones Industrial um 0,9% vor und der Nasdaq 100 um 2,0%.

Investoren in Großbritannien setzen auf Neuanfang ohne Johnson: Gefragt war auch das Pfund Sterling, das 0,6% auf 1,2565 Dollar zulegte. Parallel dazu legte der Londoner Auswahlindex FTSE 1,4% auf 7634 Punkte zu. Premierminister Boris Johnson muss sich wegen der „Partygate“-Affäre einem Misstrauensvotum seiner konservativen Partei stellen. „Der Markt will Johnson verlieren sehen“, sagte Stuart Cole, Chef-Volkswirt des Brokerhauses Equiti Capital. Denn unter einer neuen Führung könne sich die Regierung auf die wichtigen Themen wie die Inflation konzentrieren. Britische Staatsanleihen flogen allerdings aus den Depots. Dies trieb die Rendite der zehnjährigen Titel zeitweise auf ein Siebeneinhalb-Jahres-Hoch von 2,224%

Übernahmegerüchte beflügeln Lieferdienste: Die Aktien der in den vergangenen Monaten arg gebeutelten Essenslieferdienste haben am Montag von Übernahmefantasie im Sektor profitiert. Die Aktien von Just Eat Takeaway schnellten um mehr als 10% nach oben. Laut einem Bericht der „Sunday Times“ wollte der Mitbegründer der Just-Eat-Tochter Grubhub, Matt Maloney, den Essenslieferanten früher im Jahr gemeinsam mit einer Beteiligungsgesellschaft zurückkaufen, habe sich dann aber dagegen entschieden. Die stark gefallenen Bewertungen in der Branche könnten die Chancen auf einen Deal nun aber doch wiederbeleben, hieß es weiter. Maloney hatte Grubhub erst vergangenes Jahr für 7,3 Mrd. Dollar an den niederländischen Lieferkonzern verkauft. Im Dax profitierten die Aktien von Delivery Hero und Hellofresh mit Kursgewinnen von mehr als 9% sowie gut 6% Prozent. Allerdings waren die Aktien in den vergangenen Monaten auch eingebrochen, nachdem sich ein Ende des Corona-Booms abgezeichnet hatte.

Index-Veränderungen ohne große Kurseffekte: Die Aktien der Auf- und Absteiger in der Dax-Familie haben am Montag nicht eindeutig auf die in zwei Wochen anstehenden Änderungen reagiert. Überraschungen bei der Umbesetzung der wichtigsten deutschen Indizes waren weitgehend ausgeblieben. Im insgesamt freundlichen Marktumfeld legten die Papiere des künftig wieder in der ersten Börsenliga vertretenen Konsumgüterherstellers Beiersdorf am späteren Vormittag im MDax um 0,5% zu. Die Aktien des Rüstungsunternehmens Hensoldt kletterten um 1,9%, jene des und des Windpark-Projektierers PNE reagierten hingegen nicht auf die Mitteilung der Deutschen Börse vom Freitagabend, denn sie gaben um 0,2% nach. Hensoldt und PNE werden vom 20. Juni an den SDax bereichern, während SGL Carbon und LPKF Laser den Kleinwerte-Index verlassen müssen. Dennoch legten SGL zuletzt um 0,5% zu, LPKF schloss nahezu unverändert. Grund für die überschaubaren Kursreaktionen ist, dass Index-Experten bereits vor einigen Wochen erste, letztlich zutreffende Prognosen abgegeben hatten. Zudem hatten sie diese dann angesichts des näher rückenden Überprüfungstermins der Deutschen Börse am vergangenen Freitagabend aktualisiert. Aufgrund der für alle Indizes eindeutigen Regelungen des Index-Anbieters blieben Überraschungen damit weitgehend aus. Nur die Aareal Bank stieg, anders als erwartet, nicht vom SDax in den MDax auf und damit auch nicht Jungheinrich vom MDax in den SDax ab. Die Anteile des aktuell in der Übernahme durch Finanzinvestoren befindlichen Immobilienfinanzierers gaben zuletzt um 0,4% nach, während die Papiere des Gabelstapler-Herstellers Jungheinrich um 0,9% zulegten.

Überwiegend Gewinne an den asiatischen Börsen: Die Aussicht auf frischen Wind für die Konjunktur ermuntert Anleger zum Einstieg in die asiatischen Aktienmärkte. Der japanische Nikkei-Index stieg am Montag um 0,6% auf 27.916 Punkte und die Börse Shanghai um 1,1% auf 3232 Zähler. Mut mache Investoren das Ende der Corona-Lockdowns in der chinesischen Hauptstadt und vor allem der Wirtschaftsmetropole Shanghai, schrieben die Analysten der Bank Morgan Stanley in einem Kommentar. Allerdings sei dies bislang eher ein psychologischer Faktor. In den Wirtschaftsdaten spiegele es sich noch nicht wider. Ein weiterer Stimmungsaufheller war die Aussicht auf weitere Konjunkturhilfen der chinesischen Notenbank. In Japan setzten Investoren auf eine Wiederauflage eines staatlichen Programms zur Wiederbelebung des Tourismus, das unter anderem Übernachtungsgutscheine beinhaltet. Dies verhalf der Fluggesellschaft ANA und dem Reisebüro HIS zu Kursgewinnen von jeweils rund 3% Prozent.

Ölpreise geben Gewinne wieder ab: Die Ölpreise haben am Montag die Gewinne aus dem frühen Handel wieder abgegeben. Zunächst konnten die Notierungen an die kräftigen Gewinne vom Freitag anknüpfen, fielen zuletzt aber leicht in die Verlustzone. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete 119,62 US-Dollar und damit zehn Cent weniger als am Freitag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel um 23 Cent auf 118,64 Dollar.Zunächst waren die Ölpreise noch mit Gewinnen in die Handelswoche gestartet. Der führende Opec-Staat Saudi-Arabien hatte die Preise für Ölexporte nach Asien überraschend deutlich angehoben. Am Markt wurde dies als Signal für ein stärkeres Vertrauen in die Nachfrage gedeutet. Der Preis für US-Öl konnte zeitweise bis auf 120,99 Dollar steigen und damit auf den höchsten Stand seit März. Der Brent-Preis erreichte etwa zeitgleich bis zu 121,95 Dollar und damit den höchsten Stand seit vergangener Woche. Einem deutlicheren Anstieg der Ölpreise stand Händlern zufolge ein Bericht des größten unabhängigen Rohölhändlers Vitol entgegen. Nach Einschätzung von dessen Experten könnte die US-Regierung vor den wichtigen Senats- und Kongresswahlen im November einer Ausweitung der iranisches Ölexporte zustimmen und damit das Angebot auf dem Weltmarkt ausweiten.

Bundesanleihen geben nach: Die Kurse deutscher Bundesanleihen sind am Montag erneut gefallen. Die Umlaufrendite stieg im Gegenzug von 1,14% am Freitag auf 1,21 Prozent, wie die Deutsche Bundesbank in Frankfurt mitteilte. Es gab 70 Verlierer mit Kursabschlägen von bis zu 1,22 Prozentpunkten. Dem standen zwei Gewinner mit Aufschlägen von bis zu 0,68 Punkten gegenüber. Die Bundesbank kaufte per Saldo Anleihen im Wert von 0,1 Mill. Euro. Der Rentenindex Rex fiel um 0,21% auf 133,87 Punkte..

Eurokurs kaum verändert: Der Kurs des Euro hat sich am Montag nur wenig bewegt. Marktbeobachter sprachen von einem impulsarmen Feiertagshandel. Die Gemeinschaftswährung wurde am Nachmittag bei 1,0705 US-Dollar gehandelt und damit etwas tiefer als am Morgen. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,0726 (Freitag: 1,0730) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9323 (0,9320) Euro. Nur zeitweise wurde der Euro durch eine allgemein freundliche Stimmung an den Finanzmärkten mit nach oben gezogen und konnte im Mittagshandel bis auf ein Tageshoch bei 1,0752 Dollar steigen. Kursgewinne gab es hingegen beim britischen Pfund, das im Handel mit dem Dollar auf ein Tageshoch bei 1,2577 Dollar stieg. Zuvor war bekannt geworden, dass sich der in der „Partygate“-Affäre stark unter Druck geratene britische Premierminister Boris Johnson am Montagabend einem Misstrauensvotum seiner Konservativen Partei stellen muss.

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