Märkte am Nachmittag

Rekordabsturz im Dax von Siemens Energy

Zum Wochenausklang ging der deutsche Leitindex auf Tauchstation. Das Papier von Siemens Energy verzeichnet dabei einen Rekordverlust.

Rekordabsturz im Dax von Siemens Energy

Für den Dax ist es zum Ausklang einer schwachen Woche weiter bergab gegangen. Nach den Gewinnwarnungen der vergangenen Tage sorgte Siemens Energy mit einer kassierten Ergebnisprognose für die nächste Hiobsbotschaft. Zudem trübten neben schwachen Konjunkturdaten die jüngst aufgeflammten Zinssorgen weiter die Stimmung.

Bis 14 Uhr brachen Siemens Energy infolge der Gewinnwarnung um mehr als ein Drittel ein, der größte Tagesverlust eines Dax-Wertes in der Geschichte des Indexes. Grund für den Absturz des Energietechnikkonzerns sind anhaltende Probleme bei der Windturbinentochter Siemens Gamesa. Diese wiederum hatten dafür gesorgt, dass die Ergebnisprognose für das Geschäftsjahr 2022/23 zurückgezogen werden musste. Zuletzt hatte die Aktie im November 2022 so tief notiert.

Mit dem Kursrutsch verlor das Siemens Energy etwa 6,3 Milliarden Euro an Börsenwert. Erst im Mai hatte das Management zum zweiten Mal in diesem Geschäftsjahr die Ergebnisprognose wegen der Schwäche im Windgeschäft gesenkt und höhere Verluste in Aussicht gestellt.

Der deutsche Leitindex sank bis 14 Uhr um 0,8% auf rund 15.860 Punkte. Damit steuert er auf einen Wochenverlust von mehr als 2,5% zu. Der MDax gab um rund 0,4% auf weniger als 26.800 Punkte nach und der EuroStoxx 50 verlor rund 0,5% auf 4.284 Punkte.

Rekordhoch gerät außer Sichtweite

Nach dem Rekordhoch von 16.427 Punkten vor einer Woche war der Dax am Donnerstag wieder unter 16.000 Punkte gerutscht und darunter geblieben, obwohl er sich bis zum Handelsende etwas berappelt hatte. Charttechniker sehen noch keine allzu große Gefahr. Unterstützungen für den Dax lägen noch etwas tiefer, so der Tenor.

Entscheidend bleibe die Zone bei 15.600 bis 15.700 Punkten, wo auch die für den mittelfristigen Trend wichtige 100-Tage-Linie verlaufe, schreiben etwa die Experten der Landesbank Helaba. Allerdings habe sich die technische Verfassung des Dax eingetrübt. Laut Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von RoboMarkets dürfte es dem Index schwerfallen, die psychologisch wichtige 16.000-Punkte-Marke wieder zu knacken.

Zuletzt waren von der US-Notenbank Fed wegen der hartnäckigen Inflation Signale für weitere Zinserhöhungen nach der Pause im Juni gekommen. Am Donnerstag hatten zudem die Bank of England und die norwegische Zentralbank ihre Leitzinsen stärker als von Experten mehrheitlich erwartet angehoben. Die Schweizer Währungshüter hatten zwar wie prognostiziert nur einen kleinen Zinsschritt gemacht, aber ebenso wie die Norweger weitere Anhebungen signalisiert.

Umdenken in Japan?

Am Freitag belasteten zudem Inflationsdaten aus Japan den dortigen Aktienmarkt. Die Teuerung fiel höher als erwartet aus, sodass Marktteilnehmer nun auch bei der bisher sehr expansiven japanischen Zentralbank vermehrt ein Umdenken befürchten.

Die jüngsten Wirtschaftsdaten aus Europa trugen zum trüben Konjunkturbild bei. So hat sich die Unternehmensstimmung im Euroraum im Juni deutlicher als erwartet verschlechtert, wie der Einkaufsmanagerindex von S&P Global belegt. Er liegt nur noch knapp über der Grenze, die Wachstum von Schrumpfung trennt. In Großbritannien sieht die Entwicklung nicht besser aus.

Siemens Energy zieht Branche herunter

Die schlechten Nachrichten für Siemens Energy belasten auch Siemens etwas. Die Papiere des Technologiekonzerns, der zu mehr als einem Drittel an Siemens Energy beteiligt ist, verloren 3,1%. Auch auf die Windenergiebranche wirkt sich die Entwicklung bei Siemens Energy aus. Aktien des Windkraftanlagen-Herstellers Nordex brachen im MDax um mehr als 8% ein, die Titel des dänischen Windturbinenbauers Vestas rutschten an der Kopenhagener Börse um bis zu 6,5% ab.

Derweil stemmte sich Hornbach Holding nach Zahlen gegen den Markt. Mit einem Kursplus von 0,7% zählten die Aktien des Baumarkt- und Baustoffkonzern zu den Gewinnern im Nebenwerte-Index SDax. Schlechtes Wetter zum Start in die Gartensaison und der anhaltende Kostendruck sorgten zwar im ersten Geschäftsquartal für einen Gewinneinbruch. Das Unternehmen habe aber bereits vor schwachen Zahlen gewarnt, sodass die Nachricht kein Desaster für die Aktie sei, kommentierten Börsianer.

Beim Versicherer Talanx sorgte eine gestrichene Kaufempfehlung der Privatbank Berenberg für Kursverluste von 2,1%, was einen der hinteren Plätze im MDax bedeutete.

Der Pharma-Wirkstoffforscher Evotec profitierte hingegen als Index-Spitzenreiter mit plus 4,4% von einer Hochstufung durch Morgan Stanley. Die US-Bank empfiehlt die Aktien nun mit “Overweight” und schraubte das Kursziel von 22 auf 29 Euro hoch – damit liegt es mehr als ein Drittel über dem aktuellen Niveau. Zudem waren die Evotec-Titel zuletzt schwach gelaufen.