Deka erwartet Dax-Anstieg auf 26.000 Punkte
Deka erwartet Dax-Anstieg auf 26.000 Punkte
Langfristig stabile Öl-Versorgung trotz Nahostkonflikt prognostiziert – Aktien aus Europa bleiben aufgrund günstigerer Bewertung erste Wahl
Trotz Nahostkonflikt stuft die Deka die langfristige Ölversorgung als stabil ein und hält an ihrer Ölpreisprognose von 70 Dollar je Fass fest. Vor allem Deutschland profitiere von guten Konjunkturaussichten. Aktien von den günstiger bewerteten europäischen Unternehmen bleiben für den Vermögensverwalter erste Wahl.
wrü Frankfurt
„Die Kapitalmärkte bleiben resilient“, so lautet die Kernaussage der Deka in ihrem Halbjahresausblick vor der Presse in den neuen Räumlichkeiten der Four Hochhäuser in Frankfurt. Dabei billigt der Vermögensverwalter insbesondere dem deutschen Aktienmarkt überdurchschnittlich gute Perspektiven zu. „Wir gehen davon aus, dass der Dax das Jahr in etwa auf den aktuellen Kursständen von 24.000 Punkten beenden und in den kommenden zwölf Monaten die Marke von 26.000 Punkten erreichen wird“ , sagte Joachim Schallmayer, Leiter Kapitalmärkte und Strategie bei der Deka. Da er den strukturellen Aufwärtstrend der Aktienmärkte nicht in Gefahr sieht, rät er von einem kurzfristigen und
hektischen Kaufen und Verkaufen ab.

Von der Bewertung her seien deutsche und europäische Aktien immer noch weitaus günstiger bewertet als US-Titel. Die Umschichtungen von US-Titeln nach Europa dürften daher in den kommenden Jahren anhalten. Besondere Aufmerksamkeit sollten nach Auffassung des Kapitalmarktexperten weiterhin europäische Unternehmen aus der zweiten Reihe erhalten. „Viele MDax-Unternehmen konnten aus dem Schattendasein der vergangenen Monate heraustreten“, stellt er heraus. Es bestehe nach wie vor Aufholpotenzial, die Bewertungen liegen mit dem 15,5-fachen der Gewinne unter langjährigen Durchschnittswerten und dürften in den kommenden Quartalen weiter ansteigen.
Ölpreisprognose nicht verändert
Die akute Krise in Nahost habe bislang kaum Beeinträchtigungen für die Wirtschaft mit sich gebracht. Nach dem jüngsten militärischen Eingreifen der USA seien die Unsicherheiten jedoch erst einmal wieder gestiegen. „Die Finanzmärkte sind gegenwärtig im Risk-off-Modus. Kurzfristig müssen die weiteren Eskalationsgefahren abgewartet werden", erläuterte Deka-Chefvolkswirt Ulrich Kater. Eine größere konjunkturelle Wirkung hätten höhere Energiepreise aber nur, wenn der Anstieg sehr kräftig sei und lang anhalte, über einen Zeitraum von sechs Monaten und mehr. In 2022 nach dem Überfall der Ukraine sei es zu einem solchen Energiepreisschock gekommen. Die Deka erwartet dieses Mal nicht, dass dieses Extremereignis eintritt. Die Bank hat daher ihre Ölpreisprognose nicht verändert. „Langfristig gehen wir davon aus, dass der Ölpreis unterhalb der 70 US-Dollar-Marke je Fass liegen wird“, sagt Kater. Der Grund liege darin, dass der Rohölmarkt jenseits der geopolitischen Spannungen in einer Überversorgungslage sei.
Trotz der aktuellen Zuspitzungen im Persischen Golf rechnen die Volkswirte der Deka für das Jahr 2025 mit einem weltweiten Wirtschaftswachstum von 2,8%. Damit würde das Wachstum gegenüber 2024 um 0,5 Prozentpunkte geringer ausfallen. „Geopolitische Konflikte sowie eine unberechenbare US-Zollpolitik belasten die Weltwirtschaft zwar, aber angesichts der weltpolitischen Umwälzungen ist sie überraschend robust“, sagte Kater. Ein geringeres Wachstum bekämen insbesondere die USA zu spüren. So prognostizieren die Deka-Experten lediglich ein Plus von 1,5%, nachdem die USA 2024 noch 2,8 Prozent Zuwachs erwirtschaften konnten.
Erholung in Deutschland
In Deutschland lägen hingegen Aufschwungshoffnungen in der Luft. Insbesondere die Binnennachfrage erhole sich, getragen von Realeinkommenszuwächsen, gesunkenen Zinsen und der Hoffnung auf wirtschaftspolitische Reformen. Dazu kämen die fiskalischen Impulse durch die geplanten Mehrausgaben der Bundesregierung. Zusammen mit der schon seit einiger Zeit kräftigeren Dynamik in den deutschen Nachbarländern prognostiziert die Deka für den Euroraum im laufenden und im nächsten Jahr knapp 1% Wachstum „Vor dem Hintergrund anhaltender Unsicherheiten der US-Politik ergeben sich Chancen für die europäische Wirtschaft, das Image vom hässlichen Entlein der Weltwirtschaft abzuschütteln.“
Auf der Zinsseite rechnen die Volkswirte der Deka mit noch einer weiteren Senkung des Einlagensatzes auf 1,75% im September. „Im Herbst dürfte sich ein Kompromiss im EZB-Rat herausbilden, die Geldpolitik bis auf Weiteres am unteren Rand des neutralen Bereichs zu belassen“, stellte Kater heraus.

„Die Kapitalmärkte zeigen sich im ersten Halbjahr bislang in einer guten Verfassung. Gerade Unternehmen, die weltweit agieren, zeigen sich sehr resilient gegenüber den aktuellen Unwägbarkeiten“, sagte Schallmayer. So liegen alle großen Aktienindizes seit Jahresanfang im Plus, besonders deutlich hätten die europäischen Indizes zugelegt, der Dax nehme mit einem Plus von rund 20% global sogar einen Spitzenplatz ein. Nach dem starken ersten Halbjahr rechnet Schallmayer über die Sommermonate hinweg zunächst mit einer Konsolidierung.
US-Aktien seitwärts erwartet
Der Kapitalmarktexperte rechnet mit keiner ausgeprägten Korrektur von US-Aktien, traut ihnen auf 12 Monate aber lediglich eine Seitwärtsbewegung zu, während europäische Aktien solide ansteigen dürften. Die Gründe sieht er vor allem in einer nachhaltig veränderten Stimmungslage. „Es ist ein Stimmungswandel bei internationalen Anlegern in Gang, der für anhaltende und die Kurse unterstützende Zuflüsse bei europäischen Aktien sorgen dürfte,“ so Schallmayer.
Der schwache US-Dollar habe in Euro rechnenden Anlegern im ersten Halbjahr die Renditen deutlich verwässert. Dies dürfte sich im zweiten Halbjahr nicht wiederholen. „Wir rechnen mit einer Stabilisierung der Wechselkurse auf den heutigen Niveaus.“
Kurve wird steiler
Bei Anleihen hätten die in allen Regionen ansteigenden Staatsverschuldungen vor allem bei langlaufenden Papieren zu einem Zinsanstieg geführt. Mit Blick auf Bundesanleihen rechnet er aufgrund der deutlich steigenden Emissionsvolumina des Bundes zwar mit wiederkehrender Nervosität am Markt, aber nicht mit grundsätzlich weiter steigenden Zinsen. „Die Zinskurve wird auf absehbare Zeit steil verlaufen, wobei sich das lange Ende kaum, das kurze Ende aber noch leicht nach unten bewegen sollte.“
Die größten Renditechancen sieht Schallmayer unverändert bei Unternehmensanleihen. Zwar sind die Risikoaufschläge auf recht niedrigen Niveaus. Der weltweit eingeleitete Trend sinkender Leitzinsen sowie die stabile Weltkonjunktur wirkten jedoch stark unterstützend. „Wir rechnen kaum noch mit zusätzlicher Performance durch sinkende Spreads und Renditen, aber die laufenden Erträge bieten trotzdem attraktive Investmentchancen.“