Deka erwartet höheres KGV-Niveau

Strategen glauben an langfristige Stabilität der Dividenden - Neue Konsumstimuli 2021 nötig

Deka erwartet höheres KGV-Niveau

Die DekaBank rechnet damit, dass die Notenbanken die Märkte noch auf Jahre hinaus stützen werden. Daraus ergäben sich möglicherweise strukturell höhere Bewertungsniveaus. Hoffnung, dass diese auch gerechtfertigt seien, mache vor allem die jüngste Entwicklung der Gewinnrevisionen.xaw Frankfurt – Die DekaBank hält infolge der Unterstützung der großen Notenbanken langfristig strukturell höhere Bewertungen an den Aktienmärkten für möglich. “Das PEPP ist ja nur ein Bestandteil der geldpolitischen Maßnahmen”, sagte Joachim Schallmayer, Leiter Kapitalmarkt und Strategie bei der Deka, am Donnerstag.Es sei nicht auszuschließen, dass es zu einer Verlängerung dieses EZB-Notkaufprogramms komme – wichtiger sei in diesem Zusammenhang aber das 2015 begonnene erweiterte der Europäischen Zentralbank zum Kauf von Vermögenswerten (APP). Dieses wird nach Einschätzung der Deka noch mindestens bis 2025 fortgeführt. “Somit ist auf Jahre hinaus für eine dauerhafte geldpolitische Unterstützung der Märkte gesorgt”, prognostiziert Schallmayer.Nach den Erfahrungen aus dem Jahr 2018 dürften die Notenbanken einen geldpolitischen Ausstieg künftig ohnehin sehr zurückhaltend vollziehen. Damals war es zu starken Kursrücksetzern an Europas Börsen gekommen, nachdem die EZB ihre Kaufprogramme zeitweise deutlich zurückgefahren hatte. Notenbanken trumpfen aufFür die kräftige Erholung der Aktienmärkte seit Anfang März sei die Geldpolitik entscheidender gewesen als die verzögert wirkenden fiskalischen Maßnahmen. Die Eingriffe der Notenbanken hätten damit sowohl im Dax als auch im Euro Stoxx, S&P 500 und Topix massiv zunehmende Kurs-Gewinn-Verhältnisse zur Folge gehabt. “Jetzt kommt es ganz entscheidend darauf an, ob sich die Unternehmensgewinne auf den reduzierten Niveaus stabilisieren und in den kommenden Quartalen steigen”, sagt Schallmayer.Die Gewinnerwartungen im Dax und um S&P 500 seien bereits stark reduziert – zuletzt habe das nach unten gerichtete Momentum der Gewinnrevisionen aber abgenommen (siehe Grafik). Dass immer weniger Analysten Bedarf für Abwärtskorrekturen sähen, sorge für Hoffnung. Die erwartbaren “katastrophalen” Zahlen für das zweite Quartal seien bereits in den Erwartungen der Anleger enthalten. Dennoch seien in den kommenden Monaten durchaus Konsolidierungen an den Aktienmärkten möglich, bis zum Herbst werde sich der Dax in der Spanne zwischen 11 000 und 12 000 Punkten einpendeln.Obwohl zahlreiche Unternehmen ihre Dividenden ausgesetzt oder gestrichen hatten, bleibe die relative Stabilität der Dividendenrenditen ein zentraler Faktor für die Aktienanlage. “Schon in vergangenen Krisen tendierten die Schätzungen regelmäßig deutlich stärker nach unten, als die Ausschüttungen letztlich reduziert werden mussten”, kommentiert Schallmayer. Im laufenden Jahr erwartet der Stratege für die Unternehmen im Dax Ausschüttungen von 34 bis 35 Mrd. Euro – ein Minus von 10 bis 13 % gegenüber dem Vorjahr. Die Dividenden gingen also deutlich weniger stark zurück als die Gewinne. Sechs Titel treiben US-BörsenBesonders stark haben sich im laufenden Jahr im Vergleich zum Rest der Welt die US-Börsen entwickelt. “Diese starke Outperformance wird durch eine deutlich kräftigere Entwicklung der Unternehmensgewinne getragen”, sagt Schallmeyer. Allerdings ergebe sich zugleich die historische Besonderheit, dass die US-Märkte von nur sechs Unternehmen dominiert würden. Ohne Facebook, Amazon, Apple, Netflix, Microsoft und die Google-Mutter Alphabet falle die Gewinnentwicklung des MSCI USA weniger beeindruckend aus. Zugleich seien sie auch hauptsächlich für die Ausweitung der Marktkapitalisierung verantwortlich, während der Rest der Unternehmen seitwärts tendiere. Trends, die den Tech- und Internetriesen schon vor der Coronakrise Schwung verliehen hätten, beschleunigten sich im Zuge der Pandemie zusätzlich.Dass sich die Krise verfestigt, ist laut Deka eher unwahrscheinlich, einem L-förmigen Verlauf der konjunkturellen Erholung schreibt Chefvolkswirt Ulrich Kater eine Wahrscheinlichkeit von 15 % zu. Das Szenario einer V-förmigen Erholung kommt auf den gleichen Wert. “Für den Aufschwung muss der passende Buchstabe erst erfunden werden: Am Anfang schnell, dann nachlassend”, sagt Kater.Um die Ausgabenprogramme zur Stützung der Wirtschaft zu finanzieren, stiegen die Schuldenquoten der Staaten gewaltig (siehe Grafik). Damit hätten sich die Defizitspielräume mit Blick auf die Zeit nach der Coronakrise eingeengt. Um die Schuldenquoten nicht zu stark auszuweiten, müsse künftig eine höhere Inflation toleriert werden. Die Geldmenge M3 in Euroland sei im Mai gegenüber dem Vorjahresmonat um 8 % oder 1 Bill. Euro gewachsen. Allerdings münzten die Haushalte dies nicht in Konsumausgaben um. Auch das Konjunkturpaket der Bundesregierung sei in Bezug auf Konsumaktivierungen hinter den Deka-Erwartungen geblieben. “Wichtig ist nun, die Mehrwertsteuersenkung tatsächlich zum Jahresende auslaufen zu lassen, da sich der Konsumstimulus durch die zeitliche Begrenzung ergibt”, sagt Kater. Im Frühjahr 2021 sei es dann Zeit für neue Maßnahmen, unter anderem kämen Konsumgutscheine infrage.