Finanzmärkte

Dem Dax geht die Puste aus

Nach den starken Vortagesgewinnen war beim deutschen Leitindex ein bisschen die Luft raus. Gefragt waren dagegen wieder Rüstungstitel.

Dem Dax geht die Puste aus

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Dem Dax geht die Puste aus

Rüstungswerte stärker – DHL und Commerzbank unter Druck – SMA Solar und Befesa gefragt

tom Frankfurt

Obwohl die US-Technologiebörse Nasdaq zuletzt nur knapp ein Rekordhoch verpasst hat, ist dem deutschen Leitindex am Mittwoch die Puste ausgegangen. Am Abend notierte das Börsenbarometer 0,6% schwächer bei 23.498 Zählern. Weder die Entspannung im Nahostkrieg, noch positive Vorgaben aus New York konnten den deutschen Aktienmärkten weiteren Rückenwind geben. Allerdings hatte der Dax am Dienstag bereits um 1,6% angezogen.

„Europäische Aktien sind noch immer mit Handelsspannungen konfrontiert und die Lockerung der Geldpolitik der EZB sowie das Interesse an europäischen Rüstungsaktien sind keine starken Faktoren mehr“, sagte Ipek Ozkardeskaya, Analystin bei der Swissquote Bank. „Aus diesem Grund war die gestrige Erholung der europäischen Aktien überzogen und wir könnten in den kommenden Tagen eine gewisse Konsolidierung und vielleicht sogar eine pessimistische Stimmung erleben.“ Auch für Thomas Altmann, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter QC Partners, werden für weitere Kurssteigerungen „positive Nachrichten in Form steigender Unternehmensgewinne oder aussichtsreicher Wirtschaftsdaten notwendig sein.“

Rüstungswerte legen zu

Der von US-Präsident Donald Trump vermittelte Waffenstillstand zwischen dem Iran und Israel scheint derweil zu halten. Laut Trumps Nahost-Gesandtem verlaufen die Gespräche zwischen den USA und dem Iran „vielversprechend“. Washington hoffe auf ein langfristiges Friedensabkommen. Zunächst einmal aber richten sich die Blicke der Anleger auf den Nato-Gipfel in Den Haag. Nato-Generalsekretär Mark Rutte habe Trump „den goldenen Teppich“ ausgerollt, um einen Eklat wie jüngst beim G7-Treffen zu vermeiden, erklärte der LBBW-Experte Frank Klumpp. Die Rüstungswerte Rheinmetall, Renk und Hensoldt hatten zuletzt unter Gewinnmitnahmen gelitten, zählten am Mittwoch aber wieder zu den Gewinnern. Hensoldt konnten um mehr als 6% zulegen.

Dagegen zählten die Papiere von DHL am Mittwoch zu den schwächeren Werten im Dax. Ein enttäuschender Ausblick des US-Rivalen FedEx machte der Aktie zu schaffen. Da der US-Konkurrent ein weiterhin volatiles globales Nachfrageumfeld sieht, gab der Konzern zunächst keine Gewinnprognose für das laufende Geschäftsjahr ab. Das sei sicher nicht positiv für DHL, sagte ein Händler.

Gewinnmitnahmen bei Commerzbank-Titeln

Noch größere Verluste verbuchten die Titel der Commerzbank. Nach Gewinnmitnahmen büßte die Aktie am Dax-Ende über 5% ein. Am Vortag war der Kurs mit gut 29 Euro noch auf den höchsten Stand seit mehr als 14 Jahren geklettert – nach wie vor angetrieben vor allem von der Spekulation auf eine Übernahme durch die italienische Unicredit.

Noch deutlich größere Ausschläge gab es im SDax: An der Index-Spitze verteuerten sich die Papiere von SMA Solar um mehr als 12%. Sie führten damit die Bodenbildung der vergangenen Monate fort und setzten sich aus dem im Mai begonnenen kurzen Abwärtstrend nach oben ab. Laut dem Datenanbieter Ayondo sind derzeit mehr als ein Fünftel der Aktien von SMA Solar am Markt leer verkauft. Spekulative Anleger setzen also auf fallende Kurse, was bei steigenden Notierungen einen sogenannten Short-Squeeze auslösen kann.

Eine Hochstufung der US-Bank Morgan Stanley auf „Overweight“ ließ die Aktie des Recycling-Spezialisten Befesa ähnlich stark nach oben springen. Auch die Papiere von Formycon standen zeitweise gut 9% im Plus. Der Biopharma-Spezialist stellte mit dem US-Unternehmen Valorum Biologics einen Vermarktungspartner für das Augenmedikament FYB203 in Nordamerika vor.

Am Rohölmarkt hat sich die Furcht vor Lieferstörungen infolge des Nahost-Konflikts verflüchtigt. Brent-Rohöl aus der Nordsee und US-Öl WTI verteuerten sich um jeweils gut 1% auf 67,97 beziehungsweise 65,16 Dollar je Barrel, nachdem die Preise zuletzt eingebrochen waren.