Technische Analyse

Der Dax hat einen empfindlichen Rückschlag erlitten

Der Dax 40 hat einen empfindlichen Rückschlag erlitten und ist erst über 16.000 wieder „aus dem Gröbsten“ raus, urteilt Martin Utschneider in der technischen Analyse. Der Euro ist wieder unterhalb seines kurzfristigen Aufwärtstrends angekommen. Dies könnte aber nur eine Etappe auf dem Weg zu noch tieferen Preisnotierungen sein.

Der Dax hat einen empfindlichen Rückschlag erlitten

Technische Analyse

Der Dax hat einen empfindlichen Rückschlag erlitten

Von Martin Utschneider*)

Der Dax 40 hat seinen zuletzt intakten und mit einem neuen Allzeithoch versehenen Aufwärtstrend verlassen. Insbesondere das Durchbrechen der Unterstützung bei 15.785 Punkten Mitte August war ein entscheidender technischer Einschnitt und wird für die nun folgende Entwicklung sehr entscheidend sein. Das Momentum befindet sich nun deutlich im negativen Bereich. Der zuletzt übergeordnete chart- und markttechnische Aufwärtstrend rückt dadurch nun in spürbare Ferne. Die markttechnischen Indikatoren zeugen von einer aktuellen Schwächephase. Die Slow-Stochastik ist allerdings noch nicht überverkauft.

Die beiden Trendfolgeindikatoren MACD und Ichimoku Kinko Hyo machen allerdings keinerlei Hoffnung auf eine schnelle Gegenbewegung. Der MACD zeigt sich dabei fallend, aber nicht überverkauft. Die Wolke des Ichimoku-Indikators befindet sich deutlich oberhalb des aktuellen Dax-Chartbildes und signalisiert dadurch ebenfalls einen nachhaltigen Schwächetrend. Die bisherig schon mehrmals erreichte Marke bei 15.652 Indexzählern (61,80-%-Fibonacci-Projektion) fungiert nun als nächste immens enge Richtungsmarke. Sollte diese unterschritten bleiben, dann käme die 50-%-Fibonacci-Projektion (15.365) als Unterstützung zum Tragen. Der zuletzt erfreuliche Aufwärtstrend ist nun erst mal in weitere Ferne gerückt – optisch wie technisch. Seit dem 31. Juli 2023 hat sich nun vielmehr ein kurzfristiger Abwärtsmodus formiert. Dieser kann erst wieder ab Kursen oberhalb der auch psychologisch wichtigen 16.000er Marke nach oben verlassen werden. Wie beschrieben: optisch und charttechnisch ein schwieriges Unterfangen.

Bitcoin mit negativen Tendenzen

Der Bitcoin (in Dollar) hat zuletzt ebenfalls wieder auffällige charttechnische Muster und Kursziele abgearbeitet. So kam auch das Abprallen am Widerstand bei 31.805 Dollar nicht ganz überraschend. Somit auch nicht der Test des Supports bei 25.176 Dollar. Diese Bandbreite konnte schon vorab als mögliche Seitwärtsspanne definiert werden. Allerdings sollte nun der Fokus zunächst ganz klar den 25.176 Dollar gelten. Die markttechnischen Indikatoren signalisieren weiterhin negative Tendenzen (!). So dreht der Trendfolgeindikator MACD weiter nach unten ab. Insbesondere der Bitcoin zeichnete sich nicht erst in der jüngeren Vergangenheit als von Nervosität und Unsicherheit geprägte Assetklasse aus. Sollten die 25.176 Dollar wieder unterschritten werden, dann kann sich die zuletzt wieder entfachte Hoffnung auch ganz schnell ins Gegenteil (= Hysterie) verwandeln. Die Markttechnik warnt zumindest davor. Bei Notierungen unterhalb der 25.176 Dollar könnten dann ganz schnell wieder Verläufe um die 22.000 Dollar zum Thema werden, gepaart mit Enttäuschung und dann wiederum einsetzender Verkaufspanik. Für den Bitcoin spricht allerdings, dass jüngst der chart- und markttechnische Test besagter 25.176 Dollar mittels zweier klassischer Doji Candles erfolgreich war. Aber auch diese „Dojis“ sind ein Abbild von Unsicherheit.

Euro bleibt Sorgenkind

Das aktuelle Sorgenkind ist und bleibt trotz des Juli-Anstiegs der Euro. Dieser befindet sich nur noch knapp oberhalb der 200-Tage-Linie. Der Abprall an den 1,12 Dollar führte zur aktuellen Ernüchterung und Abwärtsdynamik. Bei rund 1,09 Dollar verläuft auch bis dato das markt- und charttechnische Verlaufsziel für das Gesamtjahr 2023. Die versuchte und erfolglose Rückkehr in den kurzfristigen Aufwärtstrend zeugt von der aktuellen Schwächesituation in der europäischen Gemeinschaftswährung. Der MACD zeigt sich fallend. Die Slow-Stochastik befindet sich im überverkauften Terrain. Der übergeordnete Trendfolgeindikator Ichimoku Kinko Hyo ist ebenfalls als negativ einzustufen. Das Momentum reiht sich in den negativen Bereich mit ein. Für den mittelfristigen Trend liegt die erste „Entlastungsorientierung“ nach wie vor erst bei 1,12 Dollar. Die jüngste Entwicklung zeigte wieder klar auf, dass der Euro nach wie vor zum Greenback mittel- und langfristig nachhaltig abwärts tendiert. Daher bleibt auch 2023 der primäre Fokus auf den chart- und markttechnischen Marken, aktuell vor allem auf der Fibonacci-Linie bei 1,07 Dollar sowie der Ichimoku-Wolke.

Fazit: Der Dax 40 hat einen empfindlichen Rückschlag erlitten und ist erst über 16.000 wieder „aus dem Gröbsten“ raus. Bitcoin konnte seinen kurz- bis mittelfristigen Seitwärtstrend bestätigen. Die 25.176 Dollar sollten nun aber unbedingt gehalten werden. Ein Unterschreiten würde Tristesse nach sich ziehen. Diese könnte dann kurzfristig bis hin zu 22.000 Dollar führen. Euphorie und Hysterie wechseln sich jetzt schon wieder nahezu täglich ab. Dies ist an den Tageskerzen (Candles) ersichtlich.

Stopps beachten

Der Euro ist wieder unterhalb seines kurzfristigen Aufwärtstrends angekommen. Dies könnte aber nur eine Etappe auf dem Weg zu noch tieferen Preisnotierungen sein. Daher bleiben die besagten markt- und charttechnischen Marken weiterhin im Fokus. Auch im dritten Quartal sollten daher die Stop-Loss-Strategien beibehalten werden. Gewinne laufen lassen – Verluste nach unten ver­meiden.

*)  Martin Utschneider ist Head of Capital Markets Research bei einer Privatbank, Kapitalmarktexperte, Dozent und Autor.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.