Ausblick

Der Ölpreis dürfte deutlich steigen

Auf dem Weltmarkt für Rohöl dürfte es in den nächsten Tagen sehr spannend werden. Es stehen zwei Ereignisse auf dem Programm, die erheblichen Einfluss auf den Ölpreis nehmen können.

Der Ölpreis dürfte deutlich steigen

Von Dieter Kuckelkorn, Frankfurt

Auf dem Weltmarkt für Rohöl dürfte es in den nächsten Tagen sehr spannend werden. Es stehen nämlich zwei Ereignisse auf dem Programm, die erheblichen Einfluss auf den Ölpreis nehmen können. Zu nennen ist zunächst am Sonntag die Sitzung des Kartells Opec plus, das in einem Spannungsfeld aus schwacher Nachfrage, geopolitischen Konflikten und einem Machtkampf zwischen Anbietern und Nachfragern auf dem Ölmarkt stattfindet. Die Opec plus steht vor der Frage, ob sie die Förderung­ wie von der US-Regierung gewünscht anheben soll, ob sie diese auf dem gegenwärtigen Niveau beibehält­ oder sie sogar senken sollte­.

Die Entscheidung des Kartells steht in einem engen Zusammenhang mit dem anderen einschneidenden Ereignis, nämlich den am Montag startenden neuen Sanktionen gegen russisches Öl. Durch die Sanktionen könnten dem Weltmarkt 1,5 bis 2 Mill. Barrel pro Tag entzogen werden, weshalb die USA auf einen Ausgleich durch eine größere Produktion anderer Mitglieder des Kartells dringen. Danach sieht es allerdings nicht aus, denn laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters läuft es auf eine Beibehaltung der Förderquoten hinaus, wobei eine geringe Wahrscheinlichkeit dafür bestehe, dass das Kartell seine Produktion sogar zurückfährt. Dahinter steckt die Erwartung Saudi-Arabiens, dass das Land das nächste Opfer westlicher Sanktionen werden könnte, weshalb die Saudis alles vermeiden, was zu einem Erfolg der Sanktionen beitragen könnte. Wenn also dem Ölmarkt durch das westliche Embargo de facto russisches Öl entzogen wird, ist der unweigerliche Preisanstieg und damit der wirtschaftliche Schaden für den Westen von den Saudis durchaus erwünscht.

Im Mittelpunkt der EU-Sanktionen steht eine Preisobergrenze für per Tankschiff transportiertes russisches Öl. Am Freitag beschlossen wurde auf Vorschlag der EU-Kommission eine Preisgrenze von 60 Dollar je Barrel, die leicht unter den aktuellen Marktpreisen für russisches Öl liegt. Künftig soll die Preisobergrenze jeweils um rund 5% unter dem Marktpreis gehalten werden. Dies läuft auf eine Verschärfung der europäischen Energiekrise hinaus, denn Russland hat angekündigt, kein Öl an Länder zu exportieren, die sich der Preisobergrenze anschließen. Damit könnte der Ölpreis über 100 Dollar je Barrel steigen.

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