"Der Ölmarkt könnte ertrinken"

Nach Einschätzung der IEA droht durch das zusätzliche Angebot des Iran eine Fortsetzung des Preisverfalls

"Der Ölmarkt könnte ertrinken"

Nach Einschätzung der Internationalen Energieagentur (IEA) könnte das zusätzliche Ölangebot des Iran im ersten Halbjahr zu einem globalen Angebotsüberhang von 1,5 Mill. Barrel pro Tag und damit zu einer Fortsetzung des Verfalls der Ölpreise führen.ck Frankfurt – Mit drastischen Worten hat die Internationale Energieagentur (IEA) vor den Folgen eines anhaltend hohen Überangebots am Ölmarkt gewarnt. “In einem Szenario, in dem der Iran dem Markt bis zur Jahresmitte 600 000 zusätzliche Barrel pro Tag (Bpd) zuführt und andere Opec-Mitglieder die aktuelle Förderung beibehalten, könnte das globale Ölangebot die Nachfrage im ersten Halbjahr 2016 um 1,5 Mill. Bpd übersteigen”, heißt es im gestern veröffentlichten monatlichen Ölmarktbericht der Organisation. “Wenn sich nichts ändert, könnte der Ölmarkt im Überangebot ertrinken”, so die IEA, die vor diesem Hintergrund zu dem Schluss kommt, dass die Ölpreise trotz ihres starken Verfalls bis unter 30 Dollar noch weiter nachgeben könnten. Nachfrage rückläufigNach Angaben der IEA ist das weltweite Ölangebot im vierten Quartal leicht von 97 auf 96,9 Mill. Bpd gesunken. Da gleichzeitig die Nachfrage von 95,4 auf 95,1 Mill. Bpd gesunken ist, hat sich das globale Überangebot vom dritten auf das vierte Quartal von 1,6 auf 1,8 Mill. Bpd erhöht. Im Gesamtjahr ist der Überschuss den Angaben zufolge von knapp 1 auf rund 1,8 Mill. Bpd gestiegen. Die Märkte seien im Dezember durcheinandergewirbelt worden, als ein beharrliches Überangebot, aufgeblähte Bestände und eine Serie negativer ökonomischer Nachrichten die Ölpreise unter Druck gesetzt hätten, so dass diese Mitte Januar auf den tiefsten Stand seit zwölf Jahren gefallen seien.Nach einem Fünfjahreshoch von 2,1 Mill. Bpd im dritten Quartal sei das Wachstum der globalen Ölnachfrage unter dem Eindruck milder Temperaturen zu Beginn des Winters in Japan, Europa und den USA sowie einer schwachen ökonomischen Stimmung in China, Brasilien, Russland und weiteren rohstoffabhängigen Volkswirtschaften im vierten Quartal 2015 auf ein Jahrestief von 1 Mill. Bpd gesunken. Für 2016 erwartet die IEA ein Nachfragewachstum von 1,2 Mill. nach rund 1,7 Mill. Bpd im Vorjahr. Das Wachstum des globalen Angebots stieg im Jahr 2015 von 2,4 auf 2,6 Mill. Bpd. Im Dezember habe das Wachstum allerdings nur 0,6 Mill. Bpd betragen, so die IEA. Die Förderung der Nicht-Opec-Länder habe in dem Monat erstmals seit dem September 2012 unter Vorjahresniveau gelegen.Gestern erholten sich die Ölpreise. Die Notierung der Nordseesorte Brent kletterte bis auf 30,24 und lag am Abend mit einem Aufschlag von 3,3 % bei 29,49 Dollar. Zu der Bewegung trugen chinesische Daten bei, aus denen laut Reuters hervorging, dass der Ölverbrauch des Landes im zurückliegenden Jahr um 2,5 % auf rund 10,3 Mill. Barrel gestiegen ist. Eisenerzpreise ziehen anAn den Rohstoffmärkten zogen gestern auch die Eisenerzpreise an. Der wichtigste Eisenerz-Future der chinesischen Dalian Commodity Exchange stieg um 2,6 % auf umgerechnet 48,94 US-Dollar. Im Dezember sind die chinesischen Stahllagerbestände im Vergleich zum Vorjahr um 16,7 % gefallen. Angesichts der niedrigen Bestände und der gleichzeitig fallenden Auslastungen der Stahlwerke wurde vermutet, dass es nun etwas Spielraum für eine Erholung der Stahlproduktion gibt, was die Eisenerzpreise stützen würde. Unterdessen teilte der Eisenerzriese Rio Tinto mit, dass er ungeachtet des Preisverfalls seine Erzförderung in diesem Jahr um 11 % auf 350 Mill. Tonnen hochfahren will. Rio Tinto hat in der Branche, in der ein gnadenloser Verdrängungswettbewerb herrscht, die niedrigsten Förderkosten. Der Kupferpreis legte ebenfalls zu. An der London Metal Exchange wurde das wichtigste Industriemetall am frühen Abend mit einem Aufschlag von 0,6 % bei 4 407 Dollar gehandelt.