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Deutschland wird zur Belastung für den Euro

Draghi deutet längere lockere Geldpolitik an

Deutschland wird zur Belastung für den Euro

sts Frankfurt – Ungewöhnliche Konstellation in der Eurozone: Das seit Jahren als Stabilitätsanker in der Währungsunion fungierende Deutschland hat zum Wochenauftakt den Euro belastet. Die Gemeinschaftswährung fiel bis auf 1,1723 Dollar und notierte im späten europäischen Geschäft 0,5 % tiefer bei 1,1735 Dollar. Zur britischen Währung gab sie um 0,6 % auf 88,61 Pence nach, während für einen Euro kaum verändert 1,1641 Franken gezahlt wurden.Die Gespräche über die Bildung einer sogenannten Jamaika-Koalition aus CDU/CSU, FDP und Grünen waren in der Nacht zu Montag gescheitert, nachdem die Liberalen ausgestiegen waren. “Das Scheitern der Sondierungsgespräche für eine Jamaika-Koalition belastet den Euro zum Wochenauftakt”, stellt die DZ Bank fest. “Wie es nun weitergeht, bleibt unklar.”Belastend wird Marktakteuren zufolge insbesondere die Unsicherheit über die weitere Entwicklung im politischen Berlin – und die Implikationen für Europa. Bundeskanzlerin Merkel, die bislang als mächtigste Politikerin des Kontinents galt, ist geschwächt, eine deutsche Position zu den Reformvorschlägen des französischen Präsidenten Emmanuel Macron wird auf sich warten lassen.”Die Krise der parlamentarischen Demokratie, die in vielen Ländern des Westens zu tiefgreifenden Umwälzungen des Parteiensystems führte, hat seit Mitternacht nun auch Deutschland erreicht und macht alle Beteiligten zu Verlierern”, kommentierten am Montagmorgen die Analysten des Bankhauses Metzler. “Auch die Zukunft des Euro ist dadurch nicht sicherer geworden.” Allerdings hatte die jüngste Erholung des Euro schon an den Tagen zuvor an Dynamik verloren, Marktakteure werteten das Scheitern der Jamaika-Gespräche daher als Verstärker, aber nicht als Ursache der Abwertung.Gegenwind erhielt der Euro allerdings auch von Aussagen von EZB-Präsident Mario Draghi, die als Signal für eine weiterhin lockere Geldpolitik in der Eurozone gewertet wurden. Die Wirtschaft im Euroraum bleibt nach Einschätzung von EZB-Präsident Mario Draghi weiterhin auf die geldpolitische Hilfe der Notenbank angewiesen. Die Inflation müsse trotz einer klaren wirtschaftlichen Erholung nach wie vor erst einen selbsttragenden Aufwärtstrend zeigen, sagte Draghi am Montag vor dem Wirtschafts- und Währungsausschuss (Econ) des EU-Parlaments in Brüssel. “Der zugrundeliegende Inflationsdruck ist weiterhin verhalten, da die Flaute am Arbeitsmarkt immer noch erheblich bleibt.” Bitcoin setzt Rekordjagd fortUnterdessen sprang der Kurs der Kryptowährung Bitcoin auf einen neuen Rekordstand von 8 243,14 Dollar. Am Sonntag sprang die Notierung erstmals über 8 000 Dollar. Für den starken Kursanstieg wird vor allem ein starker Nachfrageüberhang verantwortlich gemacht.