AUSBLICK

Die Blicke richten sich auf die EZB

Senkung des Einlagensatzes um bis zu 20 Basispunkte erwartet - Italien will Kapitalmarkt anzapfen

Die Blicke richten sich auf die EZB

dm Frankfurt – Nach der Stimmungsaufhellung an den Märkten in der zurückliegenden Woche – die Chancen auf einen No-Deal-Brexit per 31. Oktober leicht gesunken, eine relativ reibungslose Regierungsbildung in Italien und leichte Entspannungszeichen im Handelskonflikt zwischen den USA und China – dürfte sich in der kommenden Woche zeigen, ob die derzeitigen geldpolitischen Erwartungen gerechtfertigt sind. Am Donnerstag entscheidet die Europäische Zentralbank (EZB) darüber, auf welcher Höhe Einlagensatz (-0,40 %) und Refinanzierungssatz (0,00 %) sein sollen. Laut LBBW wird die Wahrscheinlichkeit, dass die EZB den Einlagensatz um 20 Basispunkte senken wird, am Markt mit rund 60 % veranschlagt. Die Analysten der LBBW gehen davon aus, dass die EZB den Einlagensatz “in den kommenden Monaten” – also eher in zwei Schritten – um insgesamt 20 Basispunkte senken dürfte und auch das Anleihekaufprogramm – also quantitative Easing (QE) – wieder aufnehmen wird. Die Analysten der Postbank gehen ihrerseits davon aus, dass ein Kaufprogramm über ein monatliches Volumen von 30 Mrd. Euro jeweils gleichmäßig verteilt auf Staats- und Unternehmensanleihen aufgelegt wird. Die BayernLB hält ein Absenken des Einlagensatzes auf -0,75 % bis zum Jahresende für möglich.Auch von der US-Notenbank Fed wird erwartet, dass sie bei ihrer Zinssitzung in der Folgewoche (18. September) ihren Leitzins erneut senkt, so die LBBW. In Bezug auf die Aktienmärkte ist das Institut vorsichtig eingestellt: Im Berichtsreigen zum zweiten Quartal hätten elf von dreißig Dax-Unternehmen unter anderem wegen der Auswirkungen des Handelskonflikts ihre Prognose gesenkt. Der Aktienmarkt nehme bereits viel Positives vorweg und sei in einer saisonal schwierigen Zeit.Ob die Renditen an den Staatsanleihemärkten auch in der kommenden Woche weiter nach unten gerichtet bleiben, wird sich nach der leichten Erholung in der abgelaufenen Woche zeigen müssen. Bereits am Freitagnachmittag hat ein schwächer als erwarteter US-Arbeitsmarktbericht zu einem leichten Renditerückgang um 2 Basispunkte bei den zehnjährigen US-Treasuries auf 1,55 % geführt. Zehnjährige Bundesanleihen rentierten zuletzt mit -0,63 %. Sollte die EZB die Erwartungen enttäuschen und weniger geldpolitisch lockerungswillig auftreten, könnte es zu einem reflexhaften kurzfristigen Renditeanstieg kommen. Für die kommende Woche erwartet die Commerzbank ferner eine eher mäßige Aktivität bei Auktionen von Eurozone-Staatsanleihen über insgesamt 12 Mrd. Euro. Am Dienstag wird ein Auftritt der Niederlande im zehnjährigen Bereich mit einem Volumen von 1 bis 2 Mrd. Euro erwartet, am Donnerstag dann Irland und Italien, in beiden Fällen sollen am Montag weitere Einzelheiten folgen.