Von einer grauen Maus zum echten Wachstumswert
Geld oder Brief
Deutsche Börse überzeugt durch Wachstum
Von Werner Rüppel, Frankfurt
Nun hat auch der Kapitalmarkt realisiert, welche Perle die Deutsche Börse ist. Denn im Vergleich zum Kurs von Ultimo 2024 von 222,40 Euro bis zur aktuellen Notiz bei 284 Euro hat die Aktie im laufenden Jahr knapp 30% % zugelegt, die zwischenzeitlich gezahlte Dividende von 4 Euro bereits eingerechnet. Damit hat die Deutsche-Börse-Aktie auch den Dax klar geschlagen.
Natürlich profitiert der Börsenbetreiber über steigende Umsätze von den in diesem Jahr großen Schwankungen an den Kapitalmärkten. Schaut man sich die Deutsche Börse aber genauer an, ist festzustellen, dass sich der Konzern zu einem echten Wachstumswert entwickelt hat. Sprich ein Titel, der hohe Renditen auf das eingesetzte Kapital erwirtschaftet, und in den vergangenen Jahren sowohl den Gewinn je Aktie als auch die Dividende stetig und deutlich gesteigert hat. So ist zum Beispiel das Ergebnis je Aktie von 5,89 Euro im Jahr 2020 bis auf 10,60 Euro im vergangenen Jahr massiv geklettert.
Rückkäufe treiben den Kurs
Zugleich hat die Deutsche Börse die Dividende von 3 Euro für 2020 auf 4 Euro für 2024 erhöht. Zusätzlich hat die Gesellschaft im Rahmen ihrer unter der Strategie Horizon 2026 weiterentwickelten Grundsätze der Kapitalallokation für das Jahr 2025 ein Aktienrückkaufprogramm in Höhe von 500 Mill. Euro beschlossen. Der Aktienrückkauf soll die Dividende ergänzen. Nicht zuletzt befördern Aktienrückkäufe auch höhere Notierungen.
Doch wird sich das Wachstum auch in den kommenden Jahren fortsetzen? Ja, das ist sehr wahrscheinlich. Denn die Deutsche Böse verfügt über ein diversifiziertes und digitales Geschäftsmodell sowie eine einzigartige Positionierung im Kapitalmarktgeschäft mit Perlen wie die Terminbörse Eurex, das stetig wachsende ETF-Segment, in dem die Deutsche Börse Marktführer in Europa ist, die European Energy Exchange EEX und Clearstream, dem führender Anbieter von Nachhandelsdienstleistungen in Europa. „Wir sind inzwischen weit mehr als eine Börse“, hat denn auch der neue Vorstandschef Stephan Leithner auf der Hauptversammlung erklärt. „Unser wachsendes, integriertes Geschäftsmodell deckt die ganze Breite des Kapitalmarkts ab.“
Starkes organisches Wachstum
Im Mittelpunkt der Wachstumsstrategie Horizon 2026 steht ein starkes organisches Wachstum in allen vier Geschäftsfeldern der Gruppe. Hinzu kommen klare Regeln und hohe Disziplin für den Kapitaleinsatz. Das ist insofern positiv, als große, kapitalintensive Übernahmen, die ja auch schiefgehen können, nicht geplant sind. Ein effizienter Kapitaleinsatz erfreut jeden Aktionär, und das nicht nur bei Berkshire Hathaway, sondern natürlich auch bei der Deutschen Börse.
„Unsere Führungsrolle bei der Digitalisierung unserer Industrie“, stellt laut Leithner eine weitere Säule der Deutschen Börse im Rahmen von Horizon 2026 dar. Zudem gilt der besondere Fokus auf dem Segment Investment Management Solutions (IMS), das die Börse als Wachstumssegment sieht. In diesem ist das Indexgeschäft von ISS Stoxx (mit Indizes wie Dax und Euro Stoxx 50) sowie die übernommene SimCorp, dem Software-Anbieter für institutionelle Anleger, gebündelt. In der Tat verfügt die Börse hier über exzellente Wachstumsperspektiven, doch gilt es dabei, die PS auch auf die Straße zu bringen. Darüber hinaus sollte die Deutsche Börse auch die Kommunikation in ihrem Indexgeschäft verbessern und zum Beispiel auch Indexveränderungen im Euro Stoxx 50 coram publico mitteilen.
Für das laufende Jahr 2025 erwartet die Deutsche Börse eine deutliche Steigerung des Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) ohne Treasury-Ergebnis um rund 15% auf rund 2,7 Mrd. Euro. Die Dividende je Aktie soll ohnehin in jedem Jahr gesteigert werden.
Im ersten Quartal 2025 hat die Deutsche Börse denn auch geliefert und angesichts des dynamischen Marktumfelds die ursprünglichen eigenen Erwartungen etwas übertroffen. So ist das Ebitda ohne Treasury-Ergebnis um 11% auf 682 Mill. Euro geklettert. Gleichzeitig stieg das Quartalsergebnis je Aktie vor Kaufpreisallokation um 6% auf 3,05 Euro. Die Analysten hatten aber doch noch etwas mehr erwartet, sodass die Aktie nach Veröffentlichung der Quartalszahlen zunächst etwas zurückfiel. Manch einer der Beobachter war auch von einer Anhebung der Jahresprognose ausgegangen. Eine solche kann aber durchaus in Bälde folgen. „Im Fall von anhaltender Marktvolatilität könnte die Prognose im Laufe des Jahres angehoben werden“, kommentierte Gregor Pottmeyer, Finanzvorstand der Deutschen Börse, den Quartalsbericht.
Noch attraktiv bewertet
Für die kommenden Jahre gehen die Analysten im Durchschnitt von einem stetigen Anstieg des Gewinns je Aktie über 11,28 Euro für 2025, 12,12 Euro für 2026 bis auf 13,28 Euro für 2027 aus. Zugleich wird eine klare Steigerung der Dividende bis auf 4,68 Euro für 2027 prognostiziert. Damit errechnet sich ein Kurs-Gewinn-Verhältnis auf Basis der für 2026 erwarteten Gewinne von 23,4. Damit ist die Aktie zwar kein Schnäppchen mehr, aber für einen echten Wachstumswert durchaus noch attraktiv bewertet. Und bleibt die Volatilität an den Märkten hoch, dürften die Gewinne der Börse ja noch stärker steigen als von den Analysten erwartet.