EUROPÄISCHE AKTIENWOCHE

Die Verunsicherung wächst

Entwicklung in Spanien missfällt den Investoren - Belastung durch Berichtssaison befürchtet

Die Verunsicherung wächst

Von Thorsten Kramer, FrankfurtRobuste Daten vom Arbeitsmarkt haben die Skepsis vieler Marktteilnehmer in Bezug auf die US-Wirtschaft nicht schmälern können. Europas Aktienmärkte rückten deshalb am Freitagnachmittag nur noch etwas weiter vor – eine spürbare Reaktion blieb aus, ebenso wie bereits an den Vortagen nach der Veröffentlichung überraschend robuster Einkaufsmanagerindizes. Aus Sicht der Landesbank Berlin ist dies ein Beleg dafür, dass die Anleger nach dem steilen Marktanstieg seit Juni wieder viel vorsichtiger agieren. Deshalb halten Aktienstrategen nun eine Konsolidierung für wahrscheinlich.Lässt man den Anstieg der Indizes vom Wochenbeginn außer Acht, tendierten Europas Börsen im Laufe der Woche letztlich seitwärts. Der Dax pendelte dabei um 7 300 Punkte. Binnen fünf Tagen rückte er um 2,5 % auf 7 398 Punkte vor. Der Euro Stoxx 50 gewann im Wochenverlauf 3,1 % auf 2 531 Zähler.Nach Einschätzung der LBBW läuft die US-Wirtschaft trotz einiger unerwartet erfreulicher Indikatoren auf eine Phase mit verstärkten Unwägbarkeiten zu. Eher skeptisch zeigte sich auch Bernd Hartmann, Leiter des Investment Research bei der VP Bank Gruppe. “Die Erholung am Arbeitsmarkt verläuft weiterhin schleppend”, sagte er mit Verweis auf den Anstieg der Anzahl der Beschäftigten im September, der mit 114 000 den Prognosen der Volkswirte entsprach. “Das moderate Wirtschaftswachstum lässt aktuell aber auch keinen stärkeren Stellenaufbau erwarten”, so Hartmann. Erst eine nachhaltige Verbesserung der Geschäftsaussichten werde die US-Unternehmen dazu veranlassen, wieder vermehrt Arbeitskräfte einzustellen. Das dritte Anleihenkaufprogramm der Fed werde jedoch nur unwesentlich dazu beitragen können.Zur Verunsicherung der Marktteilnehmer trägt zudem die anhaltende Hängepartie in Spanien wesentlich bei. Nach Überzeugung von Analysten hat das reformbedürftige Land letztlich keine andere Wahl, als unter den europäischen Rettungsschirm zu schlüpfen. Bis dato vermeidet Ministerpräsident Mariano Rajoy aber jeden klaren Hinweis darauf, dass Spanien diesen Schritt vorbereitet. Beobachter werten dies so, dass er erst nach den Regionalwahlen im Baskenland am 21. Oktober oder in Katalonien am 25. November handeln will – die Phase der Unsicherheit dürfte also noch mehrere Wochen lang anhalten.Die Schuldenkrise wird aber auch deshalb das Geschehen an den Märkten wieder stärker prägen, weil Griechenland laut Ministerpräsident Antonis Samaras nur noch bis November Geld für seine laufenden Ausgaben hat. Derzeit prüft die Troika der internationalen Geldgeber die Fortschritte Griechenlands bei den Reformen. Von ihrem Bericht, der im Oktober vorgelegt werden soll, ist die Auszahlung der nächsten Notkredite abhängig.Für einen neuen Anstieg der Aktienkurse bedürfe es einer Verbesserung der Wachstums- und Gewinnperspektiven, wie Markus Reinwand, Aktienstratege der Helaba, betont. Die am Dienstag nach Handelsschluss an der Wall Street beginnende Berichtssaison zum dritten Quartal dürfte solche Impulse nicht liefern. Analysten haben ihre Erwartungen für die nun zur Veröffentlichungen anstehenden Zahlen zwar rechtzeitig deutlich gesenkt. Die Gewinnprognosen für das folgende Geschäftsjahr 2013, die sowohl in den USA als auch in Deutschland noch ein Gewinnplus von mehr als 10 % verheißen, dürften allerdings vor einer Anpassung stehen.Auf Konjunkturseite bleibt es in der neuen Woche recht ruhig. Die Industrieproduktion in Deutschland (Montag) und der Eurozone (Freitag) dürften angesichts der schwachen konjunkturellen Lage in Europa sowohl auf Monats- als auch auf Jahresbasis rückläufig sein. In den USA steht das Verbrauchervertrauen (Freitag) im Fokus.