Digitales Gold für Institutionelle
Digitales Gold
für Institutionelle
World Gold Council und Linklaters für Standardisierung
hip London
Der World Gold Council und Linklaters haben einen Vorschlag vorgelegt, wie institutionelle Investoren Gold in digitaler Form für Sicherheitsleistungen nutzen könnten. Wie aus einem am Mittwoch vorgelegten Arbeitspapier hervorgeht, sollen Pooled Gold Interests (PGI) neben physischem und verbrieftem Gold als „dritter grundlegender Pfeiler“ des Goldmarkts dienen. Ziel ist die Vereinfachung des Umgangs mit dem Edelmetall, was breitere Einsatzmöglichkeiten eröffnen soll.
PGIs sind direkte Eigentumsrechte an einem Pool von eingelagertem physischen Gold, die bis auf eine Tausendstel Unze heruntergebrochen werden können. Anders als Verbriefungen gebe es bei PGIs kein Kreditrisiko durch Lagerbetreiber, Verwahrer oder andere Intermediäre.
Hochattraktiv als Collateral
Zumindest theoretisch ist Gold als Collateral hochattraktiv. Es gilt als sicherer Hafen. Der Markt verfügt über reichlich Tiefe und Liquidität. Der Goldpreis hat seit Jahresbeginn vor dem Hintergrund geopolitischer Spannungen und Inflationsängsten um mehr als ein Drittel zugelegt. Er überwand zuletzt die Marke von 3.500 Dollar und stieg am Mittwoch auf einen neuen Rekord.
Marktteilnehmern zufolge spielten dabei auch Ängste vor politischem Druck auf die US-Notenbank Fed eine Rolle. Das könnte den Preisauftrieb verstärken.
Weltgrößter OTC-Markt
London ist der weltgrößte OTC-Goldmarkt. Hier wurden im vergangenen Jahr 51% des nominalen Volumens gehandelt. Loco London folgt den Standards der London Bullion Market Association. Dort wird 24 Stunden am Tag physisches Gold gehandelt, das sich in Londoner Tresoren befindet. Ende Juni waren das 8.776 Tonnen im Wert von 927,5 Mrd. Dollar. Gehandelt wird es zwischen den beteiligten Parteien ohne eine zentrale Börse.
PGIs sind etwas anders als tokenisiertes Gold, das an Kryptobörsen gehandelt wird. Dieser Markt ist den Daten von Coingecko zufolge bereits 2,6 Mrd. Dollar schwer und wird von den Tokens von Tether (XAUT) und Paxos (PAXG) dominiert.
EMIR-Anforderungen erfüllt
PGIs sind dem Papier zufolge so strukturiert, dass sie sowohl die Anforderungen von EU und UK EMIR an Sicherheitsleistungen als auch jene von Dodd-Frank erfüllen. Das wäre ein Unterschied zu verbrieftem Gold, das nicht als Collateral hinterlegt werden kann.
Physisches Gold lässt sich bereits für das CME Clearing als Sicherheitsleistung einsetzen. Allerdings müssen die dafür genutzten Goldbarren zu diesem Zweck in ein von der COMEX anerkanntes Lager überführt werden. Der „Comex Warrant“, den man dafür erhält, kann dann als Collateral für das CME Clearing genutzt werden, um den Margenanforderungen für andere Produkte gerecht zu werden. Praktisch ist das nicht, auch wenn der Warrant in elektronischer Form ausgestellt wird.
Interoperabilität angestrebt
Bei der Ausgestaltung der PGI habe man sich bemüht, die physische Übertragung und Trennung des Goldes zu vermeiden, heißt es in dem Papier. Sie könnten sowohl für Transaktionen mit zentralen Gegenparteien als auch im OTC-Handel als Sicherheitsleistung eingesetzt werden. Eine Nutzung als Zahlungsmittel sei ebenfalls denkbar. Der Vorteil des geplanten PGI-Ökosystems sei seine Interoperabilität mit bestehenden und künftigen Systemen.
Im ersten Quartal 2026 werde ein Feldversuch mit kommerziellen Teilnehmern unternommen, berichtet die „Financial Times“, die David Tait, den CEO des World Gold Council interviewte. „Digitales Gold für Institutionelle ist eine Vision, die die Art und Weise wie Gold besessen und gehandelt wird, transformiert“, sagt Mike Oswin, der beim World Gold Council sowohl die Marktinfrastruktur als auch Innovationen verantwortet. Die Einführung einer robusten rechtlichen Struktur und innovativer Technologie stärke die Rolle Londons.