Investmentfonds

Ein langfristiger Renditeträger

Immobilienfonds stellen Aktien und Anleihen in den Schatten -Vermögensverwalter richten Fokus auf den US-Markt

Ein langfristiger Renditeträger

Allein die nachhaltige Outperformance von Immobilienaktien seit der Jahrtausendwende ist ein gutes Argument für Fonds, die in diese Anlageklasse investieren. Ebenso wichtig: Anleger kommen jederzeit an ihr Geld. Auf schnelle Gewinne sollten Investoren allerdings nicht spekulieren. Von Christopher KalbhennBei Anlegern, die eine zunehmende Inflation befürchten, stehen Immobilien wegen ihres Sachwertecharakters zurzeit hoch im Kurs. Neben einem direkten Investment, das einen recht großen Anteil eines durchschnittlichen Vermögens beansprucht und damit einer ausgewogenen Risikostreuung im Wege steht, sollten sich langfristig planende Privatanleger alternativ Immobilienaktienfonds anschauen. Auch Immobilienaktienfonds, die in Immobiliengesellschaften, insbesondere aber in Real Estate Investment Trust (Reits) investieren, bieten eine Absicherung gegen anziehende Inflation, ermöglichen dies jedoch bereits mit überschaubaren Beträgen. Allerdings sind sie nicht mit direkten Immobilienanlagen gleichzusetzen, da sie die Risikoeigenschaften von Aktien haben.Ein Investment in Immobilienaktienfonds hat weitere Vorteile. Neben den bereits genannten Vorzügen ist die langfristig sehr gute und vor allem überdurchschnittliche Performance zu erwähnen. Seit Beginn des Jahrtausends haben Immobilienaktien, gemessen am Index FTSE Epra/Nareit Developed Index um rund 66 % zugelegt und damit den globalen Index der Industrieländer MSCI World (9,6 %) um Längen geschlagen. Ihr Ertrag stellt aber auch den der weltweiten Bondmärkte in den Schatten, die sich seit der Jahrtausendwende deutlich besser als die Aktienmärkte entwickelt haben. Dass Immobilienaktienfonds nur als langfristige Anlage in Betracht gezogen werden sollten, zeigte sich allerdings während der US-Immobi-lienkrise sowie in der Folge des Zusammenbruchs der Investmentbank Lehman Brothers. Im Jahr 2008 sackte der FTSE-Index um 45 % ab. Seither ist dieser Verlust jedoch wieder mehr als ausgeglichen: Unter dem Strich steht also eine Outperformance trotz einer schweren Immobilien- und Finanzkrise.Mit ihrer guten Entwicklung schlugen Immobilienaktienfonds auch die offenen Immobilienfonds, die in den zurückliegenden Jahren nur magere Erträge abgeworfen haben. Wichtiger noch: Anders als bei den offenen Immobilienfonds brauchen Anleger bei den Aktienfonds keine Schließung zu befürchten, mit der Folge, dass sie über längere Zeit nicht an ihr Geld herankommen. Die Fonds können jederzeit ohne Einschränkung gekauft oder verkauft werden, ebenso wie die Aktien und Reits jederzeit vom Fondsmanagement veräußert werden können. Interessant sind die Fonds zudem wegen sehr hoher Ausschüttungen. Gerade in einem Umfeld niedriger Zinsen machen die sehr hohen Ausschüttungen die Reits attraktiv. “Der Sektor bietet ein großes und tiefes Anlageuniversum”, sagt Gilian Tiltman, die für die Londoner Fondsgesellschaft M & G den Global Real Estate Securities Fund verwaltet. “Seine globale Marktkapitalisierung beträgt rund 1,1 Bill. Dollar. Bei 3 800 notierten Unternehmen in 64 Ländern bieten sich für ein aktives Management herausragende Chancen, gute Werte zu finden. Kurzfristig besteht allerdings eine enge Korrelation mit dem allgemeinen Aktienmarkt. Langfristig ist die Korrelation jedoch deutlich geringer, weil letztlich die dem Sektor eigenen Treiber zur Geltung kommen. Der Hauptgrund für die geringe Korrelation mit Aktien sowie auch Anleihen ist, dass Immobilienaktien stark von lokalen Märkten getrieben werden.”Zu beachten ist allerdings die sehr starke Bedeutung, die die Finanzierung in dieser Branche spielt. Dies hat zum einen eine vergleichsweise hohe Korrelation zum Finanzsektor zur Folge, zum anderen gibt es dadurch eine entsprechend starke Zinssensitivität. Im aktuellen Umfeld, in dem die Reduzierung der Anleihekäufe durch die US-amerikanische Notenbank Federal Reserve näherrückt und die langfristigen Zinsen durch eine Korrektur am Anleihemarkt bereits moderat gestiegen sind, scheint für Anleger deshalb zunächst etwas Zurückhaltung bezüglich des Immobiliensektors angesagt. Die im zurückliegenden Frühjahr begonnene Korrektur der Branche könnte sich noch eine Zeit lang fortsetzen und zu günstigeren Einstiegsmöglichkeiten führen, gerade weil die Papiere aus diesem Sektor in den zurückliegenden Jahren so stark gestiegen sind und die Bewertungen zum Teil bereits recht anspruchsvolle Niveaus erreicht haben.Anlegern steht eine recht große Auswahl an Fonds zur Verfügung, die weltweit in Immobilienaktien und Reits anlegen. Dabei ist für in Euro rechnende Anleger zu beachten, dass der Sektor stark US-lastig ist und angesichts der noch geringen Verbreitung der Reits im Euroraum auf Euro lautende Titel nur ein sehr geringes Gewicht haben. So hat der DWS Invest Rreef Global Real Estate Securities einen US-Anteil von 62,6 %, gefolgt von Australien (9,5 %), Japan (5,4 %) und Kanada (5,3 %). Allerdings kann eben dies auch ein positives Argument aus Sicht von Anlegern sein, die wegen der Schuldenkrise eine Absicherung gegen eine Euro-Schwäche suchen oder Chancen auf Währungsgewinne wahrnehmen wollen. Der DWS-Fonds, der zu knapp 80 % in Reits und zu rund 20 % in Immobilienaktien investiert ist, hat seit seinem Start im November 2010 um 10,3 % jährlich zugelegt. Für das Fondsmanagement ist die in Chicago ansässige Rreef America LLC verantwortlich. Die auf Euro lautende Retail-Anteilsklasse schüttet die Erträge aus. Fokussierte Unternehmen bevorzugtDer M & G Global Real Estate Securities Fund ist zu 63 % in Reits investiert. Das Fondsmanagement bevorzugt Unternehmen, die fokussiert arbeiten. “Unternehmen, die zu viel machen, erkennen nicht so gut, was am Markt geschieht”, sagt Tiltman. Beispiele aus ihrem Portfolio sind die auf Einzelhandelsimmobilien spezialisierte Simon Property Group (USA) oder die auf Wohnimmobilien fokussierte The Link (Hongkong). Darüber hinaus sucht sie nach Unternehmen, die das Potenzial haben, die Top-Marken der Zukunft zu werden. Dazu zählt M & G die auf Einkaufszentren spezialisierte brasilianische BR Malls. Der Fonds ist tendenziell eher in größeren Werten aktiv. Tiltman bevorzugt leicht handelbare, liquide Werte. Ihren Angaben zufolge können 76 % des Portfolios innerhalb eines Tages liquidiert werden. In den zurückliegenden drei Jahren hat der Fonds, den es in einer ausschüttenden und einer thesaurierenden Variante gibt, einen beachtlichen Ertrag von durchschnittlich 10,7 % jährlich (Euro-Anteilsklassen) generiert. Morningstar erteilt dem Fonds vier von fünf möglichen Sternen. Der US-Anteil liegt hier bei 34 %. Auf Asien ohne Japan entfällt rund ein Viertel des verwalteten Vermögens. Einen US-Anteil von knapp 50 % hat der Fidelity Funds – Global Property Fund, den es ebenfalls als ausschüttende und thesaurierende Variante gibt. Der Fonds strebt eine Gesamtrendite an, die zu annähernd gleichen Teilen aus Dividendenerträgen und Kapitalwachstum besteht. Im Vordergrund steht die Einzeltitelauswahl, weniger die Sektorauswahl. Zu einem großen Teil ist der Fonds in Reits investiert. Der durchschnittliche Anlageertrag in den zurückliegenden drei Jahren liegt bei 10,2 %. Regionale Schwerpunkte neben den USA sind Asien (ex-Japan) mit rund 17 %, Japan mit 12 % und Australien mit 9 %.