GesprächPaula Weisshuber, Bank of America

Emissionsmotor läuft rund

Das Geschäft am Primärmarkt für Anleihen in Europa läuft gut. Paula Weisshuber, Bondexpertin bei Bank of America (BoA) erwartet, dass das in den kommenden Wochen anhalten wird.

Emissionsmotor läuft rund

Im Gespräch: Paula Weisshuber

Emissionsmotor läuft rund

Investoren mit regem Appetit auf neue Bonds – Kurze Laufzeiten gefragt

Der Primärmarkt für Bonds zeigt sich guter Verfassung. Paula Weisshuber, Bondexpertin bei Bank of America (BoA) erwartet, dass das in den kommenden Wochen anhalten wird. Gefragt sind derzeit bei Anlegern Papiere mit Laufzeiten von drei bis fünf Jahren.

Von Kai Johannsen, Frankfurt

Am europäischen Bondprimärmarkt läuft der Emissionsmotor rund. Gesunkene Renditen und engere Spreads, d.h. bonitätsabhängige Risikoaufschläge, kommen den Emittenten dabei entgegen, schaffen ein gutes Umfeld. „Der europäische Primärmarkt zeigt sich weiterhin aktiv und in sehr starker Verfassung. Das Emissionsvolumen für Credit – ausgenommen Covered Bonds – sowohl in Euro als auch in Sterling liegt deutlich über dem Vorjahresniveau, und die Spreads sind historisch eng“, hält Paula Weisshuber, Leiterin Debt Capital Markets für die EMEA-Region (Europe, Middle East, Africa) bei der Bank of America, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung fest.

Geopolitische Unsicherheiten

Trotz geopolitischer Unsicherheiten bleibe die Investorennachfrage hoch, unterstützt durch kontinuierliche Zuflüsse von Geldern in Investment-Grade-Fonds. „Auf der Suche nach qualitativ hochwertiger Rendite haben Investoren dieses Jahr vermehrt in Credit umgeschichtet. Das dürfte auch weiterhin für ein starkes technisches Umfeld bis Jahresende sorgen – vorausgesetzt, die Zinsvolatilität bleibt niedrig“, gibt sich Weisshuber optimistisch für die verbleibenden Wochen dieses Jahres.

Im Blick haben die Marktteilnehmer am Anleihemarkt auch immer wieder den Shutdown in den USA und möglicherweise auftretende Auswirkungen desselben auf den Corporate-Markt in den USA und auch in Europa. Verwerfungen hierdurch sind an den Märkten aber bislang ausgeblieben. „Bisher sind die Auswirkungen begrenzt, aber Investoren beobachten die Lage“, hält auch Weisshuber fest. Aktuell sieht es zudem danach aus, dass der Shutdown in Kürze zu einem Ende kommen könnte.

Versorger gefragt

Am Primärmarkt können sich die Emittenten über einen mangelnden Appetit der Investoren auf neue Bonds nicht beschweren. „Emittenten aus allen Sektoren konnten sich in den vergangenen Wochen und Monaten über eine sehr starke Nachfrage im Primärmarkt freuen“, sagt Weisshuber. Sogenannte „Execution Metrics“ wie das Überzeichnungsniveau der Orderbücher, die Neuemissionsprämien und die Einengung der Kreditmargen während der Platzierung einer Emission seien allesamt grundsätzlich sehr positiv für die Emittenten gewesen. Neben den üblich stark nachgefragten Sektoren, wie Versorger und Konsumgüter, war auch der Immobiliensektor sehr erfolgreich aktiv. Zusätzlich bleibt die Nachfrage nach Hybridanleihen sehr hoch“, konstatiert die Expertin. Weisshuber zufolge gab es auch keine einzelnen Branchen, die dadurch auffielen, dass sie bei Investoren bei neuen Bond-Transaktionen eher das Nachsehen hatten.

In Abhängigkeit des Timings und Marktumfeldes an bestimmten Tagen habe man teilweise sehr deutliche Reduzierungen der Orderbücher im Transaktionsverlauf gesehen, als das Pricing angepasst wurde. „Hier lässt sich jedoch kein bestimmter Sektor als besonders betroffen ausmachen. Vielmehr kam es auf das Umfeld am Emissionstag sowie die Pricingstrategie der Emittenten an“, führt Weisshuber hierzu aus.

In dem aktuellen Marktumfeld  bevorzugen Investoren aktuell eher kürzere Laufzeiten. „Das spiegelt sich in der starken Nachfrage nach drei- bis fünfjährigen Tranchen wider. Lange Laufzeiten sind momentan etwa wegen der hohen Zuflüsse in kurzfristige Investment-Grade-Fonds weniger gefragt. Für den richtigen Namen sowie mit der richtigen Emissionsstrategie lässt sich jedoch aktuell fast alles sehr gut am Markt platzieren“, resümiert Weisshuber.

Das Interview führte Kai Johannsen.