Märkte am Mittag

Erleichterungs-Rally nach Waffenstillstand

Nach der Verkündung einer Waffenruhe zwischen Israel und dem Iran haben die Aktienmärkte kräftig zugelegt. Während der Ölpreis deutlich fiel, konnte Bitcoin zulegen.

Erleichterungs-Rally nach Waffenstillstand

Märkte am Mittag

Erleichterungs-Rally nach Waffenstillstand

Eine vereinbarte Waffenruhe zwischen Israel und dem Iran hat die europäischen Börsen am Dienstag kräftig nach oben getrieben und eine Erleichterungs-Rally ausgelöst. Ein Einbruch der Ölpreise auf das Vorkriegsniveau sorgte unter Anlegern am Aktienmarkt für Erleichterung, auch wenn Israel nochmals Raketenangriffe aus dem Iran meldete und im Falle von Verletzungen der Waffenruhe mit harten Gegenangriffen drohte.

Der Dax verließ seinen jüngsten Abwärtstrend, den er nach dem Rekord Anfang Juni eingeschlagen hatte. Bis zum Mittag baute er sein Plus mit einem Stand von zuletzt 23.770 Punkten auf 2,2% aus. Der MDax schnellte um 2,7% auf 30.084 Punkte nach oben, während der Euro Stoxx 50 um 1,7% zulegte. Auch die Indikationen für die New Yorker Börsen waren positiv.

Fragile Waffenruhe

Zuerst hatte US-Präsident Donald Trump signalisiert, dass eine Waffenruhe in Kraft getreten ist. Irans staatlicher Rundfunk bestätigte dies, kurz darauf gefolgt auch von der israelischen Regierung. Israel meldete danach allerdings neue Raketenangriffe. Berichten zufolge hat der Iran jedoch bestritten, nach Inkrafttreten der Waffenruhe nochmals Raketen auf Israel abgefeuert zu haben. Damit bleibt die Lage fragil und es unklar, ob die Waffenruhe hält.

Gut an kam im Frankfurter Handel auch, dass die vom Ifo-Institut gemessene Unternehmensstimmung in Deutschland im Juni ihren höchsten Stand seit über einem Jahr erreichte. Die geplanten Milliardeninvestitionen der neuen Bundesregierung in die Infrastruktur hellten dabei die Stimmung auf. Die Haushaltspläne dafür wurden am Dienstag im Kabinett von Finanzminister Lars Klingbeil auf den Weg gebracht.

Reise-Titel legen zu

Wie schon in den vergangenen Tagen standen Rüstungswerte bei Anlegern nicht mehr hoch im Kurs. Allerdings ließen die anfänglichen Verluste hier deutlich nach. Bei Rheinmetall und Hensoldt standen zuletzt Abschläge von 1% zu Buche, während Renk noch 0,4% im Minus notierten.

Stark erholt zeigten sich die zuletzt von den Kriegs- und Ölpreissorgen gebeutelten Reiseaktien. Die Aktie von Tui machte im MDax mit einem Anstieg um 8% einen großen Schritt zurück zu ihrem Niveau vor Israels Angriff auf den Iran. Aktien der Lufthansa legten 5,7% zu. Auch andere Airlines hoben ab. British Airways-Mutter IAG zog in London zeitweise um 8% an, ebenso die Titel von EasyJet und Wizz Air.

Heidelberg Materials führen Dax an

An die Dax-Spitze setzte sich auf Rekordniveau die Aktie von Heidelberg Materials. Für die Aktien des Zementherstellers, der als Profiteur der anstehenden deutschen Infrastruktur-Investitionen gilt, ging es in einem starken Branchenumfeld um 6,8% nach oben. Für die Heidelberger sieht die Bank of America noch etwas Luft mit einem erhöhten Kursziel von 215 Euro.

Auch anderswo waren Analystenkommentare einen Blick wert. Vor allem galt dies im Falle von Aurubis mit einem Kurssprung um 8,4%, nachdem der Kupferkonzern von Oddo BHF empfohlen wurde. Analyst Emna Ben Bdira sieht das Unternehmen an einem interessanten Wendepunkt, da die Investitionen im nächsten Geschäftsjahr weiter sinken und Wachstumsprojekte ihren Beitrag verbessern sollten.

Hornbach-Zahlen überzeugen

Im insgesamt gefragten Autosektor entwickelten sich am Vormittag die Aktien von Continental wechselhaft, nachdem der Zulieferer wegen Zöllen und geltender Marktbedingungen sein Margenziel gesenkt hatte. Außerdem wurde die Trennung von der Kunststofftechnik-Tochter Contitech besiegelt, durch die das Unternehmen nach dem anstehenden Börsengang der Autosparte künftig zum reinen Reifenhersteller werden soll. Der Kurs pendelte sich bei einem Plus von 0,7% ein.

Die Aktien des Baumarktkonzerns Hornbach Holding schnellten nach überzeugenden Zahlen zum ersten Geschäftsquartal um bis zu 10% nach oben, nachdem sie zuletzt noch ihrem Tief vom April nahe gekommen waren. Allerdings relativierte sich das Plus zuletzt etwas auf 6,5%.

Ölpreise fallen

Am Ölmarkt rauschten die Preise weiter in die Tiefe. Bereits am Vortag war der Ölpreis gefallen, da der begrenzte iranische Vergeltungsschlag als Antwort auf den US-Angriff auf iranische Atomanlagen die Furcht vor Lieferstörungen milderte. „Wenn der Waffenstillstand wie angekündigt eingehalten wird, können die Anleger mit einer Normalisierung des Ölpreises rechnen“, sagte Priyanka Sachdeva, Analystin bei Phillip Nova. In der Spitze gab Rohöl der Sorte Brent um 5,6% auf 67,50 Dollar je Barrel nach. US-Öl WTI verbilligte sich zeitweise um 6% auf 64,38 Dollar je Barrel. Der fallende Ölpreis zog Energiekonzerne mit nach unten. BP-Aktien rutschten zeitweise mehr als 6% ab, die Titel von Shell büßten in London in der Spitze knapp 5% ein. 

Der Kurs des Bitcoin hat am Dienstag an die Gewinne vom Montagabend angeknüpft. Die älteste und bekannteste Kryptowährung profitierte von einer allgemein stärkeren Risikofreude der Anleger nach der Waffenruhe im Krieg zwischen Israel und dem Iran. Im Mittagshandel wurde der Bitcoin auf der Handelsplattform Bitstamp zu 105.300 Dollar gehandelt, nachdem der Kurs zu Beginn der Woche zeitweise unter die Marke von 100.000 Dollar gefallen war. Der als Risiko-Indikator geltende Goldpreis sank am Dienstag dagegen um 1,5% auf 3.316 Dollar je Feinunze.