TITEL

"Erträge sind kaum noch zu erzielen"

Interview mit Michael Hünseler, Assenagon

"Erträge sind kaum noch zu erzielen"

Herr Hünseler, die Europäische Zentralbank scheint die Angst vor Deflation für nicht ganz abwegig zu halten. Das müsste die Zinswende doch eigentlich in weite Ferne rücken lassen.In Deutschland ist es bis zur Deflation ein weiter Weg. In Europa sieht es anders aus. Doch die schwächelnde Konjunktur Italiens und Spaniens holt bereits auf, daher ist die Befürchtung eines verlorenen Jahrzehnts wie in Japan nicht angebracht. Schichten institutionelle Anleger in Erwartung steigender Zinsen um?Die Mittelbewegungen bei großen Fonds und die zunehmende Emission von variabel verzinslichen Anleihen legen den Schluss nahe, dass Anleger Zinsrisiken aus dem Weg gehen. Das ist nachvollziehbar, denn bereits ein Anstieg von nur einem Prozent bei zehnjährigen Bundesanleihen kostet das Kuponeinkommen mehrerer Jahre. Spätestens seit Juni letzten Jahres wissen wir, wie schnell das gehen kann. Das kurze Ende dient zwar der Verlustvermeidung im Falle steigender Zinsen. Erträge lassen sich damit jedoch nicht erzielen. Einjährige Bundesanleihen bieten derzeit kaum wahrnehmbare 0,08 Prozent Rendite. Das ist also keine dauerhafte Lösung. Wie sollten sich Anleger positionieren?Bemerkenswert ist derzeit die Steilheit der Zinskurve, also beispielsweise der Renditeabstand von siebenjährigen und fünfjährigen Anleihen. Besonders Unternehmen, die gerade noch ein Investment-Grade-Rating vorweisen können, oder solche, die am oberen Ende des High-Yield-Spektrums positioniert sind, weisen in diesem Laufzeitbereich attraktive Renditen auf. Um nicht dem damit unvermeidbar verbundenen Zinsrisiko ausgesetzt zu sein, ist eine entsprechende Absicherung erforderlich. Da Privatanleger solche Zinssicherungen zumeist selbst nicht umsetzen können, kommen hier spezialisierte Fonds oder ETF in Frage.—-Michael Hünseler ist Leiter des Geschäftsbereichs Credit Portfolio Management