Kapitalmarktausblick

"Es ändert sich etwas an den Aktienmärkten"

Für Fabiana Fedeli, die Aktien-Anlagechefin von M&G, hat der US-Markt seine Führungsrolle verloren. Zu ihren Favoriten gehört dagegen Japan. Auch chinesische Dividendentitel hat sie zuletzt höher gewichtet.

"Es ändert sich etwas an den Aktienmärkten"

Verlust der Führungsrolle

US-Markt für die Aktien-Anlagechefin von M&G weniger attraktiv, China höher gewichtet

hip London

Der US-Aktienmarkt hat aus Sicht von Fabiana Fedeli, CIO Equities, Multi Asset & Sustainability bei M&G Investments, seine Führungsrolle verloren. Unter den zehn größten Kursgewinnern weltweit seit Jahresanfang befänden sich nur zwei Firmen aus den Vereinigten Staaten. In der Vergangenheit seien die höheren Bewertungen von US-Aktien gerechtfertigt gewesen, weil dort die Unternehmensgewinne stärker stiegen als anderswo. Zudem habe man eine höhere Qualität des Markts unterstellt. Die Regionalbankenkrise habe seinem Ansehen geschadet. “Es ändert sich etwas an den Aktienmärkten”, sagte Fedeli auf einer Presseveranstaltung des Assetmanagers in London. “Vielleicht werden sie dadurch interessanter. Aber wir werden sehen, ob es so bleibt.”

Die Stärke der Aktienmärkte in diesem Jahr habe viele überrascht. Allerdings gebe es eine starke Ungleichverteilung der Kursgewinne, selbst zwischen ähnlichen Unternehmen. Fedeli geht davon aus, dass es noch Nachwirkungen der US-Regionalbankenkrise geben wird. Zudem gebe es jenseits des Atlantiks mehr Unternehmenspleiten. Etwas anderes macht ihr allerdings größere Sorgen. “Inflation ist nicht per se schlecht für Aktien”, sagte sie. “Meine größte Sorge derzeit ist, dass die Zinsen länger hoch bleiben.” Eine Zinssenkung der Federal Reserve noch in diesem Jahr sei unwahrscheinlich. Zu ihren Lieblingsmärkten gehört seit dem vergangenen Jahr Japan. Dort gebe es echte Veränderungen bei der Corporate Governance. Vor kurzem hat sie chinesische Aktien höher gewichtet. Man müsse in der Volksrepublik sehr selektiv vorgehen, sagte sie. Doch gebe es dort Unternehmen, die von der Entspannung in den Lieferketten profitiert hätten und wettbewerbsfähiger geworden seien.

Am britischen Markt gebe es nach wie vor Unternehmen, die weltweit gute Geschäfte machen oder über starkes intellektuelles Eigentum verfügen. Allerdings sei die London Stock Exchange, wie die vergangenen Monate gezeigt hätten, kein so populärer Markt mehr für Firmen, die ein Initial Public Offering anstreben. Der Markt sei “nicht mehr so tief” wie er einmal gewesen sei.

Jim Leaviss, CIO Public Fixed Income, sieht das größte Aufwärtspotenzial in Anleihen aus den Emerging Markets. Dort sei auch das Risiko am größten, trotzdem sei es vermutlich falsch, dass die meisten Kunden dort nur ein kleines Exposure hätten. In Schwellenländern lägen die Renditen real bei 4% bis 6%. Ein Zinssenkungszyklus deute sich an, vielleicht werde Chile dabei vorangehen. Dann sollten sich Schuldentitel aus Emerging Markets besser entwickeln als Anleihen aus Industriestaaten. Leaviss fürchtet, dass es auf Grund der Regionalbankenkrise in den USA zu einer Art geldpolitischer Straffung durch die Hintertür kommen könnte. Das würde die Kreditaufnahme für “Main Street America” verteuern.

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