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Estland - Grenzerfahrungen in Europa

Frontier Markets gibt es auch in Europa, etwa im Baltikum. Die Citibank hat Estland als vielversprechendes Anlageziel ausgemacht. Immerhin notierten die im MSCI Estonia Index enthaltenen Werte Anfang des Jahres im Schnitt unter Buchwert. Allerdings...

Estland - Grenzerfahrungen in Europa

Frontier Markets gibt es auch in Europa, etwa im Baltikum. Die Citibank hat Estland als vielversprechendes Anlageziel ausgemacht. Immerhin notierten die im MSCI Estonia Index enthaltenen Werte Anfang des Jahres im Schnitt unter Buchwert. Allerdings hat der Internationale Währungsfonds (IWF) seine Prognose für das Wirtschaftswachstum in dem Land im März von 3,5 % auf rund 3 % gesenkt, was einer Verlangsamung entspräche, denn im zurückliegenden Jahr 2012 legte das Bruttoinlandsprodukt noch um 3,2 % zu. Die europäische Schuldenkrise lässt das Land nicht unberührt, dem der IWF attestiert, im vergangenen Jahr auf einen nachhaltigen Wachstumspfad zurückgekehrt zu sein. Zwei Drittel seiner Exporte gingen in die Europäische Union. Die Inflationsrate ist zwar mit den weltweiten Energie- und Nahrungsmittelpreisen zurückgegangen, gehört aber mit für 2013 erwarteten rund 3 % weiterhin zu den höchsten in Europa. Die Aktien des Schifffahrtunternehmens Tallink legte die Citibank ihren Kunden besonders ans Herz. Der Rivale der finnischen Viking Line unterhält Fährverbindungen zwischen Estland, Finnland und Schweden und betreibt neben Hotels auch eine Kette von Schönheitssalons. Seine Geschichte lässt sich bis ins Jahr 1965 zurückverfolgen, als die Estonian Shipping Co. (Esco), damals noch unter sowjetischer Führung, Fährverbindungen nach Finnland aufnahm. Der Name Tallink tauchte 1989 erstmals auf, als Esco mit dem finnischen Partner Palkkiyhtymä eine Tochter gründete. Die Finnen verkauften ihre Anteile vier Jahre später an Esco. Später wurde die Tallink-Gruppe ausgegliedert. Seit Dezember 2012 ist die Baltic Cruises Holding LP mit 15,7 % Großaktionär der Gesellschaft, die noch wenige Monate zuvor in Schulden zu ertrinken drohte, sich aber mittlerweile so weit erholt hat, dass sie wieder eine Dividende ausschütten will. Baltic Cruises ist eine Tochter des Citi Venture Capital International (CVCI) Growth Fund II. Im Dezember erwarb sie von Großaktionären 110 Millionen Anteilscheine für 1,10 Euro das Stück, was einer Prämie von mehr als 40 % entsprach. Im März wurden weitere 5,25 Millionen Aktien zu 1 Euro das Stück akquiriert und die Beteiligung dadurch auf 16,5 % aufgestockt. Daraufhin wurde spekuliert, CVCI wolle Tallink von der Börse nehmen. Als Tallink vor acht Jahren in Tallinn an die Börse ging, wurden 1,30 Euro für die Aktie gezahlt. Zwischenzeitlich stürzte sie weit unter den Nennwert von 0,60 Euro ab. Zuletzt notierte sie bei 1 Euro. Mit einem Börsenwert von 680 Mill. Euro ist Tallink der schwerste Wert an der Tallinn Stock Exchange. Im ersten Quartal ging die Zahl der transportierten Passagiere um 5 % zurück.Wer auf die Konsumlust der estnischen Verbraucher setzen will, kann sich den Lebensmittelkonzern Premia Foods ansehen. Im abgelaufenen Jahr 2012 schrieb der Hersteller von Eiscreme, Fisch und Tiefkühllebensmitteln wieder schwarze Zahlen. Auch der Einzelhändler Kaubamaja ist börsennotiert. Mit einer Nettomarge von 5 % ist der Betreiber des gleichnamigen Kaufhauses und der Supermarktkette Selver hochprofitabel. Und dann gibt es da noch die Olympic Entertainment Group. Der größte Glücksspielanbieter im Baltikum unterhält Casinos in Italien, Polen, der Slowakei und Weißrussland. Andreas Hippin