Der Boom geht weiter

ETFs werden immer populärer

Immer mehr Deutsche wollen mit ETFs sparen, stellt eine repräsentative Umfrage fest. Dabei treiben vor allem Frauen und Anleger mit geringem Einkommen das Wachstum an.

ETFs werden immer populärer

ETFs werden immer populärer

Blackrock-Umfrage: Deutsche wollen zunehmend börsennotierte Fonds kaufen – Zahl der Produkte und Anbieter wächst rapide

Von Werner Rüppel, Frankfurt

ETFs werden als Anlageform in Deutschland und in Europa immer populärer, stellt eine repräsentative Umfrage fest. Deutschland ist mit Abstand der größte Markt in Europa. Dabei treiben vor allem Frauen und Anleger mit geringem Einkommen das Wachstum an. Insbesondere junge Leute sparen über ETFs.

Die europäische ETF-Industrie steht 2025 vor einem erneuten Rekordjahr. Auch im Oktober waren die Mittelzuflüsse mit 45,6 Mrd. Dollar hoch, berichtet Vanguard. Und nach Angaben vom Analysehaus ETFGI sind inzwischen mehr als 3 Bill. Dollar in den börsennotierten Fonds angelegt. Doch das rapide Wachstum der ETFs in diesem und in den vergangenen Jahren ist nur die eine Seite der Medaille. Die andere ist, dass ETFs in breiten Bevölkerungsschichten, auch bei Frauen und bei jungen Erwachsenen, als Anlageinstrument immer populärer werden. Die Branche geht aktuell unisono davon aus, dass ETFs in den kommenden Jahren vor einem regelrechten Wachstumsschub stehen. Dies unterstreichen alle Experten, und dies wird auch durch Umfragen bestätigt. Und gerade Deutschland nimmt dabei in Europa eine Vorreiterrolle ein.

Das erwartete Wachstum betrifft sowohl die Zahl der ETF-Anleger, die Anzahl der Sparpläne, die verwalteten Gelder sowie auch die Zahl der Anbieter und Produkte. Der ETF-Mantel wird in der Fondsindustrie zum präferierten Anlagevehikel. Und inzwischen bieten auch immer mehr aktive ETFs aktives Management in Form eines kostengünstigen und transparenten börsennotieren Fonds an. Und über White-Labeling, das immer mehr mehr ETF-Häuser anbieten, können auch kleinere traditionelle Fondshäuser ohne Probleme ETFs auflegen.

„Markt ist stark im Wandel“

„Der ETF-Markt ist stark im Wandel“, erklärt Martin Bechtloff, Vice President ETF Distribution Dach bei Franklin Templeton. „Immer stärker werden auch in Europa aktive ETFs aufgelegt.“ Diese würden in den kommenden Jahren überdurchschnittlich zulegen. Vorbild sei hier die USA, in denen aktive ETFs bereits eine viele größere Rolle spielen als in Europa. „Auch die Zahl der ETF-Anbieter dürfte sich bis Ende des Jahrzehnts verdoppeln“, sagt Bechtloff.

Darüber hinaus sieht der Franklin-Templeton-Experte ESG-Integration, Kosteneffizienz und Diversifizierung auch auf der ETF-Seite nicht als kurzfristige Trends. Diese würden bei Investoren durchaus Mehrwert generieren. Ein Beispiel für globale Diversifizierung seien Emerging-Markets-Aktien. Hier seien in Europa bereits über 100 Mrd. Euro in ETFs investiert. Und Franklin Templeton stellt ein wachsendes Interesse fest, auch für ETFs auf China oder Indien.

Deutschland größter Markt

Blackrock hat gerade die dritte People & Money Studie veröffentlicht, die gemeinsam mit YouGov durchgeführt wurde, und bei der mehr als 40.000 Menschen in 15 europäischen Ländern befragt wurden. Die repräsentative Umfrage kommt zu dem Ergebnis, dass 47% der deutschen Anleger mit der Geldanlage begonnen haben, weil sie erkannt haben, dass sie damit ihr Geld effektiver vermehren können als mit dem Sparen auf dem Girokonto. „Dieser Wert liegt über dem europäischen Durchschnitt von 43% und unterstreicht die Verlagerung des Anlegerfokus hin zu langfristiger finanzieller Sicherheit“, stellt die Studie fest.

„Unsere Umfrage belegt, dass seit 2022 rund 15 Millionen Menschen in Europa neu mit dem Investieren begonnen haben, insgesamt sind es nun 117 Millionen“, sagt Timo Tönges, EMEA Head of Digital Wealth bei Blackrock. „Gleichzeitig liegen in europäischen Haushalten noch immer rund 14 Bill. Euro in Bareinlagen. Diese Ergebnisse verdeutlichen das enorme Potenzial, Kapital für sich arbeiten zu lassen.“ 

Mit einer jährlichen Wachstumsrate von 19% haben ETFs in Europa seit 2022 einen beeindruckenden Popularitätsschub verzeichnet. Damit seien sie inzwischen das drittbeliebteste Anlageinstrument in Europa. „Insgesamt gibt es mittlerweile 32,8 Millionen ETF-Anleger in Europa“, stellt die Studie fest. Dies entspreche einem Zuwachs von über 13 Millionen seit der ersten People & Money Studie im Jahr 2022.

„Deutschland ist mit 14,5 Millionen Anlegern der mit Abstand größte ETF-Markt Europas – fast die Hälfte (44 %) des gesamten Kontinents“, so ein weiteres Ergebnis. „Die Akzeptanz und Bekanntheit von ETFs sind in Europa am stärksten: 55% der deutschen Anleger halten ETFs – mehr als doppelt so viel wie im europäischen Durchschnitt – und fast die Hälfte der deutschen Erwachsenen (48 %) gibt an, zumindest ein grundlegendes Verständnis ihrer Funktionsweise zu haben.“

Stärkstes Wachstum bei Frauen

Die Zahl der ETF-Anleger ist hierzulande um 58% auf 5,3 Millionen Menschen gestiegen, so die Studie. Von diesen Anlegern ist mit 35% mehr als jeder Dritte unter 35 Jahren alt. Das stärkste Wachstum zeige sich bei Frauen, die investieren:  Ihr Anteil ist seit 2022 um 56% gestiegen. Auch über alle Einkommensgruppen hinweg nehme die Akzeptanz zu, übrigens angeführt von Personen mit einem Jahreseinkommen unter 30.000 Euro. „Dies unterstreicht, dass ETFs immer besser zugänglich sind“, urteilt Blackrock.

Laut der repräsentativen Befragung planen 6,6 Millionen Deutsche innerhalb des nächsten Jahres in ETFs zu investieren, darunter voraussichtlich 1,62 Millionen zum ersten Mal. Das entspricht einem Anstieg von 11% gegenüber der aktuellen Anlegerbasis. 72% der neuen Anleger seien jünger als 44 Jahre, was den bereits stattfindenden Generationswechsel bestätigt. „Die Studie zeigt, dass sich ETFs schnell zum bevorzugten Anlageprodukt der jüngeren Generationen entwickeln“, erklärt Tönges. „Sie sind einfach, haben geringe Kosten und sind leicht zugänglich.“

Guter Einstieg

Bemerkenswert sei, dass Deutschland neben Großbritannien, Frankreich, Italien und Spanien zu den fünf Märkten gehört, in denen in den nächsten zwölf Monaten voraussichtlich 6,6 Millionen neue ETF-Anleger hinzukommen. Dies entspreche 77% der prognostizierten neuen ETF-Anleger in Europa.

Auf die Frage nach den Gründen für die Wahl von ETFs nennen deutsche ETF-Anleger in der Umfrage vor allem, dass sie sich gut für den Einstieg ins Investieren eignen (43%), niedrige jährliche Verwaltungsgebühren aufweisen (38%) und das Potenzial haben, bessere Renditen zu erzielen als mit Sparkonten oder anderen Anlageformen (36%). Das Interesse an regelmäßigen Investitionen ist in Deutschland hoch. So geben 50% der Befragten an, innerhalb der nächsten zwei Jahre einen ETF-Sparplan in Betracht zu ziehen, mit dem man regelmäßig (zum Beispiel monatlich) kleine Beträge investieren kann.

Die Beträge, die über Sparpläne angelegt werden, sind durchaus ordentlich. „Jeder zweite Kunde hat bei uns einen ETF-Sparplan“, erläutert Timo Slametschka, Head of Partnerships bei Scalable. Meist werde über drei bis vier ETFs gespart. „Die monatliche Summe liegt im Durchschnitt bei 450 Euro.“ Die Kunden nutzten dabei Sparpläne als Autopilot und legten, auch wenn es Rückschläge an den Märkten gebe, regelmäßig an.

Schub durch Altersvorsorge

Einen zusätzlichen Schub für ETF-Sparpläne erwartet Christian Machts, Country Head Deutschland & Österreich bei Franklin Templeton, wenn es hierzulande endlich zu einer Reform der privaten Altersvorsorge komme. Laut Slametschka habe Scalable dann auf jeden Fall auch ein passendes Angebot. Gerade sei man mit Kinderdepots live gegangen, die dann auch für die Frühstartrente geeignet seinen.