Rohstoffe

EU-Gasmarkt im Krisenmodus

Der europäische Gasmarkt befindet sich wieder im Krisenmodus. Auf die Nachricht hin, dass Nord Stream 2 vor Mitte 2022 keine Genehmigung erhalten wird, ist der TTF-Gaspreis stark gestiegen.

EU-Gasmarkt im Krisenmodus

ku Frankfurt

Der Preis für Erdgas ist am europäischen Spotmarkt am Donnerstag stark gestiegen. Die Notierung am niederländischen Knotenpunkt TTF legte um 6,2% auf 137,75 Euro je Megawattstunde zu. Damit verschärft sich die europäische Gaskrise erneut, und die Notierung nimmt Kurs auf ihr im Oktober erreichtes Rekordhoch von mehr als 150 Euro. Im Frühjahr kostete die Megawattstunde Gas noch 20 Euro.

Inzwischen haben sich alle Hoffnungen zerschlagen, dass die Gaspipeline Nord Stream 2 im Frühjahr die Genehmigung zum Betrieb erhalten könnte. Wie Jochen Homann, Präsident der für die Zertifizierung auf nationaler Ebene zuständigen Bundesnetzagentur, nun mitteilte, wird es in der ersten Jahreshälfte 2022 keine Entscheidung geben. Die Pipeline ist fertiggestellt und könnte dringend benötigtes zusätzliches Erdgas aus Russland transportieren, wozu es jetzt jedoch nicht kommen wird. Dies kann für die Länder der Europäischen Union katastrophale wirtschaftliche Folgen haben, denn die europäischen Gasspeicher sind derzeit nur noch zu 62% gefüllt, wie Kadri Simson, EU-Kommissarin für Energie, jüngst einräumte. Sie betonte zwar, sie sehe keine Gefahr einer Versorgungskrise, was jedoch am Markt offensichtlich vollkommen anders gesehen wird. Auch Simson gab zu, dass es auf die Frage ankomme, wie hart der Winter werde.

Die EU-Kommission spricht sich zudem weiter gegen langfristige Lieferverträge mit Russland aus. Nach den neuesten Vorschlägen sollen langfristige Lieferverträge über das Jahr 2049 hinaus von der EU sogar verboten werden.

Der Preis der wichtigsten Rohölsorte Brent Crude ist am Donnerstag zeitweise über die Marke von 75 Dollar je Barrel geklettert. Am Abend notierte die Sorte zu 74,43 Dollar, ein Aufschlag gegenüber Vortag um 0,7%. Die US-Sorte West Texas Intermediate legte um 1,1% auf 71,63 Dollar zu. Nach Angaben der US-Regierung sind die Lieferungen der Raffinerien, die als gute Indikatoren für Nachfrage gelten, in der vergangenen Woche deutlich gestiegen. Zudem sind nach Angaben der Energy Information Administration der US-Regierung die Lagerbestände an Rohöl in der vergangenen Woche um 4,6 Mill. Barrel gesunken.