Märkte am Mittag

EU schickt Aktie der Deutschen Börse auf Talfahrt

Am Donnerstag geht es turbulent auf dem Börsenparkett zu. Die Aktien von Deutscher Börse und Lanxess fallen teils deutlich, wohingegen DHL, Zalando und Rheinmetall zulegen.

EU schickt Aktie der Deutschen Börse auf Talfahrt

Die Aktie der Deutschen Börse ist nach Bekanntwerden von EU-Ermittlungen eingeknickt. Am Mittag stand das Papier 4% tiefer. Wegen des Verdachts auf einen Kartellverstoß hat die EU-Kommission offiziell ein Verfahren gegen die Deutsche Börse und die US-Technologiebörse Nasdaq eingeleitet. Demnach soll geprüft werden, ob sie mit Abstimmungen im Bereich der Notierung, des Handels und des Clearings von Finanzderivaten im Europäischen Wirtschaftsraum gegen EU-Wettbewerbsrecht verstoßen haben, wie die Brüsseler Behörde am Donnerstag mitteilte. Die Papiere der Nasdaq fielen vorbörslich um 2%.

Die Kommission befürchtet, dass die Unternehmen die Nachfrage aufgeteilt, die Preise koordiniert und vertrauliche Geschäftsinformationen ausgetauscht haben könnten. Sollte sich der Verdacht bestätigen, könnte das Verhalten gegen EU-Wettbewerbsregeln verstoßen, die Kartelle und wettbewerbsbeschränkende Geschäftspraktiken verbieten, hieß es von der Behörde weiter.

Dax weitgehend stabil

Der Dax insgesamt dämpfte seine morgendlichen Verluste ein und stand am Mittag noch 0,1% im Minus bei 24.034 Punkten. Für den MDax der mittelgroßen Unternehmen ging es um 0,62% auf 29.192 Punkte nach unten. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 stand ähnlich knapp wie der Dax im Minus.

Im Fokus steht mit einer wahren Zahlenflut weiter die Quartalsberichtssaison der Unternehmen, die dem Gesamtmarkt bislang keinen entscheidenden Impuls geben konnte. „Der Dax bleibt im Seitwärtstrend“, konstatierte Analyst Martin Utschneider vom Broker Robomarkets. Auf kurze Sicht überwögen aber die Risiken.

Zalando mit Kurssprung

Zalando beendete mit einem Kurssprung von 8,7% den jüngsten Abwärtstrend. Die Aktie setzte sich an die Dax-Spitze. Analysten sahen den Quartalsbericht des Online-Händlers insgesamt im Rahmen der Erwartungen, wobei Jefferies-Experte Frederick Wild eine beeindruckende Wiederbeschleunigung beim Bruttowarenwert und beim Umsatz konstatierte. Dass Zalando mit dem Ergebnis je Aktie enttäuscht habe, gehe wohl auf Restrukturierungs- und Akquisitionskosten zurück.

Bei der DHL Group konnten sich die Anleger über einen Kursanstieg von 6,7% freuen. Die Erwartungen an den Quartalsbericht seien zurückhaltend gewesen, schrieb Michael Aspinall von Jefferies. Die Kostenkontrolle des Logistikkonzerns habe ein schwieriges konjunkturelles Umfeld sowie strengere regulatorische Anforderungen ausgleichen müssen. „Das wurde geliefert“, resümierte der Experte.

Rheinmetall gewinnt

Für Rheinmetall ging es um 3,3% hoch. Jefferies-Expertin Chloe Lemarie zeigte sich erleichtert von dem robusten Zwischenbericht und dem bestätigten Ausblick des Rüstungskonzerns und Autozulieferers. Die Ängste einiger Anleger vor einer Prognosesenkung, welche die Kursschwäche der vergangenen Tage widerspiegele, hätten sich somit nicht bewahrheitet. Die Konsensschätzungen lägen zudem weiterhin über der Planung des Unternehmens.

Im MDax eroberte Rational nach der jüngsten Kursschwäche mit plus 7,4% den Spitzenplatz. Die Experten der kanadischen Bank RBC sahen operatives Ergebnis (Ebit) und Nettogewinn des Großküchen-Ausrüsters über den Erwartungen. Die Anteile von Freenet verteuerten sich um 2,2%. Händler attestierten dem Mobilfunk- und TV-Anbieter, er habe im vergangenen Quartal nicht so schlecht abgeschnitten wie befürchtet.

Commerzbank und Lanxess sind Verlierer

Commerzbank-Titel verloren 2,3%, nachdem die Frankfurter wegen einer höheren Steuerlast einen rückläufigen Nettogewinn gemeldet hatten. Dieser liege 10% unter der Konsensschätzung, merkte Analyst Chris Hallam von der US-Investmentbank Goldman Sachs an.

Bei MDax-Schlusslicht Lanxess standen Verluste von 13,6% zu Buche. Der Chemiekonzern wird in einem weiterhin schwierigen Wirtschaftsumfeld vorsichtiger für die Gewinnentwicklung im laufenden Jahr.

Hamborner Reit war nach der Zahlenvorlage mit einem Minus von 4,7% größter Verlierer im SDax. Die Aktien des Immobilienunternehmens rutschten zudem auf ein Mehrjahrestief ab.

Suss springen ein Fünftel hoch

Suss führte dank eines Kurssprungs von fast 19% die Gewinnerliste im Nebenwerte-Index SDax unangefochten an. Nachdem der Halbleiterzulieferer vor wenigen Tagen erst den Ausblick gesenkt hatte, rechnet er nun im vierten Quartal mit einer sehr deutlichen Belebung. Für Marktteilnehmer kam das überraschend, auch weil zuletzt von einem „wenig dynamischen Auftragseingang“ im dritten Quartal die Rede gewesen war.

Derweil litten die seit Jahresbeginn gut gelaufenen Aktien von Dax-Schlusslicht Heidelberg Materials mit minus 3,6% unter Gewinnmitnahmen. RBC-Analyst Anthony Codling attestierte dem Baustoffhersteller ein branchenkonform solides Quartal. Er merkte aber an, Konkurrent Holcim habe sich in den Schwellenländern besser geschlagen.