Gemeinschaftswährung

Euro geht zum Dollar auf Tauchstation

Gemäß den charttechnischen Indikatoren müssen sich die Akteure am Devisenmarkt darauf einstellen, dass der Euro gegenüber dem Dollar weiter nachgibt.

Euro geht zum Dollar auf Tauchstation

Von Sandra Striffler*)

Als der Euro mit Werten von rund 1,2250 Dollar in das Jahr 2021 gestartet war, dürften Investoren bezüglich des Währungspaars wohl weder damit gerechnet haben, dass es sich bei dem am 6. Januar ausgemachten Tageshöchststand von 1,2349 Dollar bereits um das bis heute gültige Jahreshoch handeln sollte, noch damit, dass es gegen Jahresende ganze zehn „Big Figures“ niedriger notieren würde. Zwar zeigte sich die europäische Gemeinschaftswährung im Frühjahr gegenüber dem Greenback in etwas schwächerer Verfassung und gab Ende März vorübergehend bis auf Kurse von etwa 1,1705 Dollar nach. Lange währte diese Durststrecke allerdings nicht, kämpfte sich der Euro doch binnen weniger Wochen zurück in den Bereich seiner Jahresanfangswerte von rund 1,2250 Dollar. Zur Jahresmitte hin trübten sich die Aussichten für den Euro zum Dollar allerdings zunehmend ein, und das Währungspaar tauchte in einem seit dieser Zeit den Weg weisenden Abwärtstrendkanal nach und nach, nicht ohne temporäre Gegenwehr, gen Süden ab. Momentan verläuft diese charttechnische Formation zwischen rund 1,1280 Dollar und 1,1630 Dollar.

Die Abwärtsdynamik der europäischen Gemeinschaftswährung, die zuletzt an Schärfe gewonnen hat, führte schließlich dazu, dass sie diesen Abwärtstrendkanal Mitte November erstmals temporär unterschritten hat. Zu Beginn der aktuellen Handelswoche tauchte der Euro mit Tiefstwerten von 1,1226 Dollar schließlich weiter unter die aktuell bei rund 1,1280 Dollar verlaufende untere Begrenzungslinie dieser Formation ab. In derartigen Untiefen war das Währungspaar zuletzt Anfang Juli 2020 anzutreffen.

Euro-Skepsis

Geht es nach den charttechnischen Tagesindikatoren, so dürfte sich Euro-Dollar auch zur Wochenmitte hin in der Defensive befinden. Anlass zu dieser Einschätzung geben uns zum einen der MACD sowie die Stochastik, welche beide unterhalb ihrer jeweiligen Triggerlinie in intakten Abwärtstrends anzutreffen sind. Zum anderen macht das Momentum der Gemeinschaftswährung wenig Hoffnung auf eine Befestigung, zeigt es doch unterhalb seiner Nulllinie, Tendenz weiter in den negativen Bereich hinabtauchend. Und als ob dies nicht schon genügend charttechnischer Ballast für die europäische Gemeinschaftswährung wäre, weist auch noch der ADX mit knapp 36 Punkten auf einen Euro-negativen Trendmarkt hin. Dass sich der RSI in diesem Zeitfenster leicht im überverkauften Bereich aufhält, dürfte das Währungspaar im aktuellen Umfeld hingegen kaum stützen.

Aufgrund dieses mehrheitlich Euro-skeptischen Tagesbilds sollte es nicht verwundern, wenn die Gemeinschaftswährung zur Wochenmitte hin einen Blick unter die runde Marke von 1,1200 Dollar wirft. Gen Norden sollte es ihr hingegen nicht gelingen, sich nennenswert von der momentan bei rund 1,1280 Dollar auszumachenden unteren Begrenzungslinie des Abwärtstrendkanals abzusetzen.

Trübe Aussichten

Um es gleich zu Beginn des Absatzes auf den Punkt zu bringen: Auch auf Wochensicht wäre der Euro gut beraten, sich auf anhaltenden Gegenwind einzustellen. Dass die europäische Gemeinschaftswährung auch zum Ende des Monats hin weiterhin einen schweren Stand haben sollte, darauf lässt die Mehrheit der von uns betrachteten charttechnischen Indikatoren (MACD, Stochastik, Momentum, ADX) schließen. Den Einfluss des RSI, der auch in diesem übergeordneten Zeitfenster auf eine Euro-überverkaufte Marktlage hindeutet, schätzen wir angesichts der Einigkeit der übrigen Indikatoren auch hier eher gering ein.

Runde Marke

Neigt der Euro gemäß den charttechnischen Vorgaben auch in den nächsten Tagen zur Schwäche, so dürfte er zunächst Support durch die runde Marke von 1,12 Dollar erfahren. Kann diese der europäischen Gemeinschaftswährung keine ausreichende Unterstützung bieten, rücken bei rund 1,1170 Dollar die Tiefs vom 19. und 22. Juni 2020 sowie im Anschluss daran bei 1,1116 Dollar das Tagestief vom 2. Juni 2020 in den Blickpunkt. Im Anschluss daran trifft der Euro auf die runde Marke von 1,11 Dollar, die er auf Wochensicht temporär unterschreiten könnte. In diesem Fall sollte die Gemeinschaftswährung letztendlich durch das Tief vom 29. Mai 2020 bei 1,1070 Dollar zuverlässig aufgefangen werden.

Belehrt das Währungspaar hingegen die charttechnischen Vorgaben eines Besseren und entwickelt wieder Anstiegsdynamik, so dürfte es ihm letztendlich nicht gelingen, den Tageshöchststand vom 15. November bei 1,1464 Dollar nachhaltig zu überwinden.

Fazit

Das Währungspaar Euro-Dollar ist gegen Ende des Jahres schwer angeschlagen und fiel hierbei zuletzt im Tief zeitweise bis auf Werte von 1,1226 Dollar. Damit durchbrach das Währungspaar den in den vergangenen Monaten die Marschrichtung vorgebenden Abwärtstrendkanal nach unten hin. Geht es nach den charttechnischen Indikatoren sowohl im Tages- als auch im Wochenchart, so muss sich die Gemeinschaftswährung auf weitere Kursverluste einstellen. Ein temporärer Rutsch unter 1,11 Dollar erscheint unter diesen Vorzeichen wahrscheinlich.

*) Sandra Striffler ist Senior-Devisenanalystin bei der DZBank.

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