Anleihen

EZB treibt Anleiherenditen

Die von der EZB angekündigten Leitzinsanhebungen haben am Donnerstag die europäischen Anleihemärkte belastet. Die zehnjährige italienische Rendite zog in der Spitze um nahezu 30 Basispunkte an.

EZB treibt Anleiherenditen

ck Frankfurt

Die von der EZB angekündigten­ Leitzinserhöhungen haben die europäischen Staatsanleihen am Donnerstag stark unter Druck gesetzt. Vor allem die Peripherieländer waren betroffen. So zog die laufende Verzinsung der zehnjährigen italienischen Staatsanleihen in der Spitze um nahezu 26 Basispunkte (BP) bis auf 3,72% an und lag am frühen Abend 22 Stellen über dem letzten Stand des Vortags bei 3,68%. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe nahm mit einem Achtjahreshoch von 1,47% die 1,50-%-Marke ins Visier und lag zuletzt 8 Stellen über Vortagesniveau bei 1,43%, die Verzinsung der zehnjährigen französischen Staatsanleihe stieg erstmals seit acht Jahren über die Schwelle von 2% bis auf 2,02% und lag zuletzt 11 Stellen über ihrem Vortagesschluss bei 1,98%.

Am Markt wird nun befürchtet, dass die Notenbank deutlich stärker an der Zinsschraube drehen wird, als dies ohnehin bereits zuletzt erwartet wurde. So hält die DWS einen mit der Fed vergleichbaren Kurs für möglich. Nach mehr als elf Jahren wolle die EZB im Juli das erste Mal die Leitzinsen wieder erhöhen. „Das Überraschende dabei ist die Vorfestlegung auf Datum und Höhe, denn alle Leitzinsen sollen dann um 25 Basispunkte angehoben werden“, so der Assetmanager. Damit beraube die EZB sich jedes Handlungsspielraums für die kommende Sitzung. Des Weiteren plane die EZB eine Anhebung der Leitzinsen im September. „Mit 50 Basispunkten könnte sie dann kräftiger ausfallen als im Juli, falls sich der derzeitige Inflationstrend bestätigen sollte, wovon auszugehen ist.“ Über September 2022 hinaus strebe die Notenbank weitere graduelle Zinserhöhungen an. Dies scheine zum jetzigen Zeitpunkt lediglich ein Kompromiss innerhalb des Führungsgremiums der EZB zu sein.

Die DWS bezweifelt, dass an dieser Linie festgehalten werden kann. Die EZB sei in ihrer Argumentation nicht schlüssig. Sie spreche selbst von einer Verbreiterung des Inflationstrends und sehe Anzeichen von höheren Lohnsteigerungen, womit sie ihre eigenen Projektionen für die Kernrate in Höhe von 3,3% für 2022 und 2,8% für 2023 in Frage stelle. „Nach unserer Einschätzung dürfte der Inflationsdruck kräftiger und nachhaltiger sein, was die EZB zwingen wird, beherzter und aggressiver die Zinsen zu erhöhen. Die US-Notenbank könnte dabei ein Vorbild sein.“

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