Facebook-Börsengang schönt Statistik

Mega-Deal bringt IPO-Jahr 2012 in den USA auf Rekordkurs - Andere Firmen tun sich derweil schwer

Facebook-Börsengang schönt Statistik

Der IPO-Markt ist trotz zuletzt schwacher Sekundärmarktentwicklung in den USA 2012 auf Rekordkurs. Zu verdanken ist dies allerdings nicht einer Reihe größerer Börsengänge, sondern einzig dem lang erwarteten Going Public von Facebook. Das soziale Netzwerk hat mehr erlöst als alle 2012 in den USA abgeschlossenen Börsengänge zusammen genommen.Von Sebastian Schmid, New YorkDass CEO Mark Zuckerberg mit dem Börsengang des sozialen Netzwerks Facebook in den USA die IPO-Statistik für 2012 kräftig aufpolstert, steht außer Frage (siehe Grafik). Einen Boom am Aktienprimärmarkt wird das Initial Public Offering (IPO), das eines der größten der US-Geschichte ist, aber wohl nicht auslösen. Im Gegenteil könnte es in der Nachbetrachtung sogar nur als ein letztes Aufbäumen vor einem sehr schwachen Restjahr gewertet werden. Absagen häufen sichBinnen weniger Tage sind in den USA nun bereits vier geplante Börsengänge wegen des schwachen Marktumfelds abgesagt worden. Das US-Logistikunternehmen Linc Logistics hat seinen Börsengang mit einem Emissionsvolumen von bis zu 170 Mill. Dollar am Montag abgesagt. Am vergangenen Freitag zog die auf Öl- und Gasprojekte in den Vereinigten Staaten spezialisierte New Source Energy für ihre rund 100 Mill. Dollar schweren IPO-Pläne die Reißleine. Und bereits am vorvergangenen Freitag hatte die amerikanische Bank Community Choice Financial ihr auf 117 Mill. Dollar zielendes Going Public fallen gelassen, nachdem zuvor auch eine Reduktion der Preisspanne keine ausreichende Nachfrage generieren konnte. Das Biotech-Unternehmen Rib-X-Pharmaceuticals halbierte seine Preisvorstellungen und musste am 9. Mai dennoch die Börsenpläne aufgeben.Bisher waren die Finanzindustrie und der Energiesektor im laufenden Jahr die erlösstärksten Branchen im amerikanischen IPO-Geschäft. Die Finanzindustrie sammelte bei 13 Börsengängen 3,1 Mrd. Dollar ein – der prominenteste Vertreter Carlyle erlöste 607 Mill. Dollar. Der Energiesektor kam bei 9 Börsengängen immerhin auf 2,8 Mrd. Dollar, berichtet der Finanzberater Renaissance Capital mit Sitz in Greenwich (Connecticut). Allerdings ist das IPO-Jahr 2012 für den Energiebereich insgesamt enttäuschend verlaufen. Schon bei der Renewable Energy Group, dem ersten Börsengang des Jahres, musste die Preisspanne um knapp ein Drittel gesenkt werden. Der Solarindustrie-Zulieferer Enphase nahm nur halb so viel ein wie erwartet, Brightsource Energy sagte im April den Börsengang komplett ab.Die Technologieunternehmen stellen 2012 zwar zahlenmäßig mit 22 klar die meisten Börsenneulinge, haben dabei aber – vor dem Facebook-Megaerlös – lediglich 2,2 Mrd. Dollar eingesammelt. Grund für die zuletzt eher gering angestrebten Volumina im Tech-Sektor dürften auch einige Enttäuschungen von Technologiebörsengängen im zweiten Halbjahr 2011 gewesen sein. Über die vergangenen zwölf Monate sammelten Technologiefirmen immerhin knapp 9 Mrd. Dollar ein. Im Durchschnitt brachten sie es dabei auf 24,9 % Wertzuwachs – 24,3 Prozentpunkte davon wurden allerdings am Tag der Erstnotiz erzielt, auch weil sich die hohen Wachstumserwartungen der Anleger später nur schwer erfüllen lassen. Wenn dann noch eine unausgereifte Rechnungslegung – wie im Fall Groupon – hinzukommt, ist das Rezept für den Aktionärsalptraum komplett. Der Wert des Online-Rabatthändlers Groupon, der vor dem Börsengang noch als künftiger Google-Rivale gehandelt wurde, hat sich binnen weniger Monate halbiert, nachdem die Bilanzierungsmethoden mehrfach korrigiert werden mussten.Die Vertrauensseligkeit der Wall-Street-Akteure ist dann offenbar aber doch nicht so leicht zu erschüttern. Als Groupon diese Woche für das erste Quartal einen unerwartet hohen Gewinn auswies, kletterte die Groupon-Aktie um mehr als 13 %. Dabei hatte das Unternehmen seinen ersten Quartalsbericht erst im April nachträglich korrigieren müssen. Mit gut 8,3 Mrd. Dollar ist der Börsenneuling allerdings immer noch meilenweit von der Ursprungsbewertung entfernt, die zum Ausgabepreis 12,6 Mrd. Dollar betrug. Furcht vor Groupon 2.0Facebook droht laut Ansicht einiger unabhängiger Analysten ein ähnliches Schicksal. Während die Experten von Morningstar und IPO Desktop.com dem sozialen Netzwerk wegen des derzeitigen Hypes gute Chancen auf einen Kurssprung am Eröffnungstag einräumen, raten sie den Anlegern zur Vorsicht, falls sie die Aktie länger halten wollen. Morningstar sieht den fairen Wert der Titel derzeit bei 32 Dollar. IPO Desktop.com sogar nur bei 18 Dollar. Beide liegen damit mehr oder weniger klar unter der IPO-Preissspanne von 34 bis 38 Dollar.