Flexibilität statt Buy-and-Hold

Assetmanager Aberdeen Standard ist für 2020 positiv gestimmt - Klimawandel im Fokus

Flexibilität statt Buy-and-Hold

wbr Frankfurt – “Nicht Brexit, sondern BMW lautet unsere Story”, sagte Ben Ritchie, Chef für europäische Aktien bei Aberdeen Standard Investments, mit Blick auf die Chancen des Autoherstellers in Asien und die Anlagestrategie seines Hauses. Der schottische Asset Manager, der weltweit ein Vermögen von 670 Mrd. Dollar verwaltet, hielt sich auf einer Veranstaltung in Frankfurt aus der politischen Debatte fern und betonte seinen selektiven Investmentansatz – neben der Top-Down-Analyse.Die gesamtwirtschaftlichen Aussichten beurteilte Aberdeen Standard positiv. “Eine globale Rezession sehen wir nicht. Es muss aber differenziert werden zwischen den Sektoren. Im verarbeitenden Gewerbe gibt es einen Abschwung, doch der Bereich macht nur 15 % der gesamten Wirtschaftsleistung aus. Gewinner sind Konsum und Bau”, sagte Chefstratege Andrew Milligan. Fiskalpolitik als TreiberGestützt werde die Entwicklung durch die Staatsausgaben. “Das fiskalische Pendel schwingt zurück, die Regierungen werden ihre Feuerkraft einsetzen”, so Milligan. Aus Sicht der Experten ist das globale Wachstum des kommenden Jahres in den Kursen noch nicht eingepreist.Unabhängig von dem globalen Ausblick sieht die schottische Gesellschaft, die Mitte 2017 aus der Fusion von Standard Life und Aberdeen Asset Management hervorgegangenen ist, durchaus Störfeuer in den kommenden Monaten. “Wir erwarten politische Unsicherheiten durch die zahlreichen Konflikte angefangen von Korea über den Nahen Osten bis zu Teilen Lateinamerikas. Diese Unsicherheit führt zu steigender Volatilität”, sagte Milligan.Aberdeen Standard warnte die Investoren in Frankfurt vor einer Buy-and-Hold-Strategie. “Jetzt komme es auf die richtige Diversifikation und eine hohe Flexibilität an”, sagte Aymeric Forest, Leiter Multi-Asset-Investing. Als Beispiel für eine solche Strategie stellte er ein DiversifiedGrowth-Portfolio heraus, das derzeit zu 27 % in Schwellenländeranleihen, 21 % in Aktien und 15 % in Asset-Backed Securities investiert sei. Dass Diversifikation in den vergangenen zwölf Monaten allerdings nicht unbedingt ein Erfolgsfaktor war, zeigt ein Blick die Performance des Fonds auf Jahressicht, die unter dem Zielwert von 5 % pro Jahr lag. EM-Corporates favorisiertDer positiven Einschätzung zu Aktien liegt ein ebenfalls differenziertes Gesamtbild zu Grund. Unter regionalen Gesichtspunkten ist der Assetmanager zurückhaltend in Bezug auf europäische Titel (“Europa ist ein schwieriger Markt”) – und greift nur sehr selektiv zu. Im Einzelfall finden sich durchaus interessante Unternehmen: Zu den Top-Werten im europäischen Aktienportfolio zählen derzeit Heineken sowie London Stock Exchange und Deutsche Börse. Begeisterung kam beim Thema Schwellenländeranleihen jeglicher Couleur auf. Besonders Emerging Markets Corporates seien attraktiv. Diese hätten das niedrigste Risiko unter den Schwellenländeranleihen. “Das Ausfallrisiko von Emerging Marktes Corporates ist zudem niedriger als das Ausfallrisiko von US-High-Yield”, begründete Brett Diment, der bei Aberdeen Standard diesen Bereich verantwortet, diese positive Einschätzung. Negativ fiel seine Bewertung für europäische Standardanleihen und amerikanischen Staatsanleihen aus.Ob Aktien oder Anleihen – in allen wichtigen Assetklassen schaut man bei Aberdeen Standard inzwischen auf Umwelt- und soziale Faktoren zur Bewertung der Titel. Ein besonderes Augenmerk liegt auf dem Klimawandel, der das Risiko Nummer eins im ESG-Bereich sei. Nach und nach werde für die Portfolios ein CO2-Fußabdruck berechnet, der auch zu Steuerung der Allokation diene. ESG, also Enviornmental, Social und Governance, ist bei den Schotten zum Standard geworden.