Nomura-Analyse

Fokus auf Growth bremst ESG-Fonds

Nachhaltigkeitsfonds leiden laut Nomura Asset Management unter ihrem starken Fokus auf Wachstumswerte. Der Bias beruhe dabei auf einer veralteten Vorstellung von ESG.

Fokus auf Growth bremst ESG-Fonds

xaw Frankfurt

Wachstumswerte hinken Value-Titeln im laufenden Jahr deutlich hinterher – dies birgt laut Nomura Asset Management erhebliche Nachteile für Nachhaltigkeitsfonds. Denn gemäß einer Analyse des Vermögensverwalters auf Basis von Morningstar-Daten weisen 85% der nach Artikel 9 der EU-Offenlegungsverordnung klassifizierten Produkte einen Growth-Bias auf.

Allerdings hätten die Ölpreise in den vergangenen Monaten fortlaufend stark angezogen, und die Inflationsanstiege hätten sich mitnichten als vorübergehend erwiesen. „Das Übergewicht in Wachstumswerten hat sich folgerichtig in einer schwachen Wertentwicklung der Nachhaltigkeitsfonds seit dem Beginn des Jahres 2021 niedergeschlagen“, sagt Alex Rowe, Portfoliomanager für nachhaltige Anlagestrategien bei Nomura AM. So hätten nachhaltige Strategien im Zeitraum von Ende Januar 2021 bis Ende März 2022 um durchschnittlich 7,9% schlechter abgeschnitten als der MSCI All Country World. Während des Growth-Aufschwungs der vorherigen zwölf Monate hätten die Artikel-9-Vehikel das Vergleichsbarometer hingegen um 5,8% outperformt.

Dass Nachhaltigkeitsfonds überhaupt einem solch starken Growth-Bias unterlägen, sei auf die vergleichsweise kurze Historie des ESG-Segments sowie Definitionsschwierigkeiten zurückzuführen. So habe der Fokus von Nachhaltigkeitsstrategien lange vor allem auf der Vermeidung negativer Einflüsse, insbesondere in Bezug auf die Umwelt, gelegen. Sinnvoller sei es, sich auf möglichst große positive Einflüsse zu konzentrieren, viele Fonds seien dabei aber offenbar noch Nachzügler und bevorzugten beispielsweise IT-Unternehmen mit einem niedrigen Emissionsprofil. Mit zunehmender Reife des Marktes werde aber wieder mehr Kapital in Unternehmen fließen, die zwar höhere CO2-Ausstöße produzierten, aber auch notwendige Technologien für die nachhaltige Wirtschaft der Zukunft produzierten.

„Es müssen nicht immer Tech-Firmen oder Lieferanten grüner Energien sein – höchst nachhaltige Unternehmen lassen sich auch in anderen Sektoren finden“, sagt Rowe. Die Pharmabranche stelle ein Beispiel für ein Value-Segment dar, das in nachhaltigen Fonds zu Unrecht unterrepräsentiert sei. In diesem seien Unternehmen aktiv, die Behandlungen für schwerwiegende Krankheiten entwickelten sowie auf einen möglichst einfachen und günstigen Zugang zu Medikamenten und Behandlungen hinwirkten.

Sie stifteten also positiven Nutzen, verfügten über reife Geschäftsmodelle und seien zusätzlich attraktiv bewertet. Und gerade der Blick auf die Bewertungen sei angesichts der Blasen, die sich in zahlreichen ESG-Segmenten gebildet hätten oder bereits geplatzt seien, möglicherweise wichtiger denn je.

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