Fondsanbieter warnen vor 24-Stunden-Handel
Fonds warnen vor 24-Stunden-Handel
Anbieter befürchten Liquiditätsengpässe und Marktverwerfungen
das Frankfurt
Artikel Seite 11
Deutschlands Fondsgesellschaften und Vermögensverwalter stehen einer Ausweitung des Aktienhandels auf 24 Stunden skeptisch gegenüber. In einer Umfrage der Börsen-Zeitung unter namhaften Marktteilnehmern wurden entsprechende Gedankenspiele unisono abgelehnt. „Ich bin davon überzeugt, dass eine Ausweitung der Handelszeiten nicht förderlich für den Markt ist“, sagt Michael Barsuhn, Head of Trading bei Flossbach von Storch. „Ich fürchte, dass die Liquidität in den Kernzeiten leidet.“ In die gleiche Richtung äußerte sich ein halbes Dutzend weiterer Gesprächspartner.
„Das Argument, dass längere Handelszeiten mehr Liquidität bringen, halten wir für nicht stichhaltig“, unterstrich Eric Böss, Global Head of Trading bei AllianzGI. „Die Gefahr, dass bestehende Liquidität nur auf einen längeren Zeitraum gestreckt wird, ist hingegen real.“ Dies berge erhebliche Risiken. Böss warnt insbesondere vor extremen Kursausschlägen in Phasen, in denen nur wenige Handelsteilnehmer aktiv sind – etwa in den frühen Stunden des asiatischen Handels – und in denen die Orderbücher entsprechend dünne Liquidität aufweisen. „Der Crash in asiatischen Aktien im August 2024 ist zum Teil auf derartige Verwerfungen zurückzuführen.“ Sicherheitsnetze wie Volatilitätsunterbrechungen seien noch nicht an allen Börsen adäquat vorhanden.
Diskussion aus USA herübergeschwappt
Auch DWS sieht die Gefahr, dass beim 24-Stunden-Handel starke Kursausschläge in den illiquiden Randzeiten den Markt destabilisieren. „Darüber hinaus würden sich die technischen, organisatorischen und arbeitsrechtlichen Herausforderungen für die Marktteilnehmer erhöhen.“
Die jüngste Diskussion um den 24-Stunden-Aktienhandel war durch entsprechende Vorstöße der großen US-Börsenbetreiber aufgeflammt. Wenn die Regulatoren grünes Licht geben, könnten Nasdaq und Nyse ab kommendem Jahr werktags durchgängig geöffnet haben. Auch in London soll es entsprechende Überlegungen geben. Die Deutsche Börse äußert sich zurückhaltend: Technisch sei man zu einem Rund-um-die-Uhr-Handel in der Lage; man richte sich aber generell nach dem Bedarf der Handelsteilnehmer.