Assetmanagement

Fondsboutiquen suchen nach Ineffizienzen

Am Aktienmarkt kündigen sich strukturelle Veränderungen an. Das wurde auf einer Veranstaltung im Frankfurter Opernturm deutlich.

Fondsboutiquen suchen nach Ineffizienzen

Von Wolf Brandes, Frankfurt

Das persönliche Gespräch ist auch im Anlagegeschäft durch nichts zu ersetzen. Daher hat der Assetmanager Greiff aus Freiburg zusammen mit der Hansainvest Fondsvermittler und Berater eingeladen, um über die Anlagemärkte zu diskutieren.

Auf der Veranstaltung im Frankfurter Opernturm, für viele Teilnehmer das erste physische Treffen seit Monaten, standen Aktien im Mittelpunkt. Für den Schweizer Vermögensverwalter Keynote Funds steht 2021 im Zeichen struktureller Veränderungen. Die Fondsmanager Peter Heim und Thomas Germann glauben, dass die Fiskalpolitik durch die Coronakrise zu einem Dreh- und Angelpunkt geworden sei. Mit dieser Entwicklung habe ein neuer Wirtschaftszyklus begonnen. Dazu verweisen sie darauf, dass es nach dem Coronahilfspaket jetzt mit dem Wiederaufbaupaket sowie grünen Strukturpaketen weitergehe und damit neue Milliarden in das Wirtschaftssystem gepumpt würden.

Die geld- und fiskalpolitischen Voraussetzungen würden nicht automatisch zu weiter steigenden Kursen führen. Aus Sicht von Heim sind die Zinsen viel zu tief angesichts des Wirtschaftswachstums und der Inflation. Er rechnet mit einer dauerhaften Inflation, was zu steigenden Zinsen und entsprechend fallenden Erträgen aus Anleihen führen werde.

Investoren sollten daher jenseits der ausgetretenen Pfade nach Opportunitäten suchen. Die beiden Profis setzen dabei auf effiziente Segmente des Marktes jenseits des Mainstreams. Als Beispiel nennen die Fondsmanager Spin-offs. In solchen Fällen gebe es oft keine Historie von Kursen und Finanzdaten; außerdem würden die ausgegliederten Teile oft aus jeglichen Indizes herausfallen. Solche Marktineffizienzen seien für eine Fondsboutique wie Keynote ein dankbares Betätigungsfeld.

Rohstoffwerte unterbewertet

Große Chancen bieten aus Sicht von Joachim Berlenbach, dem Gründer der auf Rohstoffwerte spezialisierten Fondsboutique Earth Resource Investment, Minenaktien. Das liege nicht nur daran, dass Rohstoffe wie insbesondere Kupfer und Lithium für den Umbau der Gesellschaft hin zu einer klimaneutralen Wirtschaft von wesentlicher Bedeutung seien. Berlenbach verweist darauf, dass beispielsweise die Generatoren von Windkrafträdern erhebliche Mengen an Kupfer brauchen, ganz zu schweigen von den Batterien der E-Mobilität, die für einen Nachfrageboom bei verschiedenen Rohstoffen sorgen. Zwar werde die Nachfrage nach Rohstoffen nicht automatisch die Kurse der Minenaktien nach oben treiben, doch Berlenbach ist zuversichtlich, dass das Segment sehr gute Chancen bietet. Angesichts einer Dividendenrendite der Minenaktien von 5 bis 10% hält er die Branche für deutlich unterbewertet. Das treffe auch für Goldminenproduzenten zu, die beim aktuellen Goldpreis nach seiner Rechnung mit jeder Unze 550 Dollar freien Cash-flow generieren würden.

Hochzins schlägt Aktien

Dass Fondsboutiquen sich nicht nur auf Aktien konzentrieren, zeigt Ottmar Wolf von der Frankfurt Asset Management. Er betreut einen Fonds für Hochzinsanleihen. High Yield ist aus seiner Sicht ein Nischenmarkt, der für aktive Fondsmanager aufgrund seiner Ineffizienzen interessant sei. Viele Anleger schrecke ab, dass es im Hochzinsbereich weniger Research und eine niedrigere Liquidität gebe. Zudem hätten einige institutionelle Investoren dieses Segment ausgeschlossen, so dass nur relativ wenige Spieler unterwegs seien.

Wichtig ist es aus Sicht von Wolf, Pleitekandidaten zu vermeiden. Ein zweites Selektionskriterium beim FAM Renten Spezial sei die überdurchschnittliche Rendite, die potenzielle Positionen mitbringen müssten. Wolf traut sich auch weiter zu, mit dem Hochzinsfonds Aktien zu schlagen. Anders als traditionelle Unternehmens- und Staatsanleihen, so der Manager, sei das Segment der Hochzinsanleihen im Fall von Zinssteigerungen weniger von Kursverlusten betroffen. Für die Bewertung von High Yield spiele der Zins eine nachgeordnete Rolle, da es in erster Linie auf die Unternehmenszahlen ankomme.

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