Fondsmanager meiden US-Aktien
Institutionelle Investoren meiden derzeit US-Aktien und meinen, dass die Anleiherenditen niedrig bleiben. Dies zeigt eine in der ersten Septemberwoche durchgeführte Umfrage der Bank of America Merrill Lynch unter weltweiten Fondsmanagern.dm Frankfurt – Institutionelle Investoren halten sich derzeit mit ihren Engagements in US-Aktien zurück. Laut der jüngsten globalen Fondsmanagerumfrage der Bank of America Merrill Lynch (BoA ML) sind sie in US-Aktien so stark untergewichtet wie seit November 2007 nicht mehr. Ihre Zahl ist auf netto 28 % gestiegen nach 22 % im Vormonat. Die Nettopositionen in US-Aktien gegenüber Schwellenländer-Aktien lag damit auch 1,5 Standardabweichungen unter dem historischen Durchschnitt und war so niedrig wie seit November 2007 nicht mehr.Gegenüber der Eurozone ist die Gewichtung von US-Dividendenpapieren netto sogar auf den niedrigsten Stand seit April 2007 gesunken. Spiegelbildlich dazu weisen 54 % netto eine Übergewichtung von Eurozone-Aktien aus (56 % im Vormonat). Auch das Netto-Exposure in Schwellenländer-Aktien liegt auf dem höchsten Stand seit Dezember 2010. Sektorbezogen zeigten sich in den Bereichen Technologie, Banken und Pharma netto die stärkste Übergewichtung, in Versorgern, Telekom- und Energieaktien in den USA die stärkste Untergewichtung. In Europa waren Einzelhandels-, Versorger- und Medienwerte am stärksten untergewichtet, Banken-, Technologie- und Versicherungswerte aber am stärksten übergewichtet. Absicherung ausgebautDie Risikoneigung ist dabei insgesamt nicht spürbar gestiegen. Die Kassenquote betrug im September zwar mit 4,8 % etwas weniger als im Vormonat (4,9 %), liegt aber immer noch über dem historischen Mittel von 4,5 %. Dies signalisieren als Kontraindikator tendenziell weiter steigende Aktienkurse. Von den 214 befragten Investoren, die 629 Mrd. Dollar Vermögenswerte verwalten, hält aber weiterhin eine überdurchschnittlich hohe Zahl einen hohen Barbestand.Auch sichern sich die Investoren stärker ab, was ein weiteres Indiz für eine fehlende Risikoeuphorie ist: Nur netto 27 % haben keine Absicherungsgeschäfte gegen Aktienkursverluste gekauft, gegenüber 36 % im Vormonat. Eine Bereitschaft, größere Risiken einzugehen, war insgesamt laut der Umfrage nicht erkennbar. So waren netto nur 34 % in Aktien übergewichtet, etwas weniger als im Vormonat. Zu den größten unkalkulierbaren Risiken (Tail Risks) für die Investoren gehören die Krise in Nordkorea (34 %), ein Irrtum in der Geldpolitik der US-Notenbank oder der Europäischen Zentralbank (21 %) sowie eine geldpolitische Straffung in China (15 %). Demgegenüber halten nur noch netto rund 11 % der Befragten einen Crash am Anleihemarkt für das gefährlichste Extremrisiko. Dies obwohl netto 81 % der Befragten meinen, dass die globalen Anleihemärkte überbewertet seien – so viele der Befragten wie seit elf Monaten nicht mehr. Überlaufener BitcoinFür “überlaufen” halten Investoren eine Long-Position im Bitcoin-Markt (26 %), vor einer Long-Position im US-Technologieindex Nasdaq (22 %) sowie einer Verkaufsposition im US-Dollar (21 %). Noch im März hatten die Befragten in einer Kaufposition auf den Dollar einen gefährlichen Herdentrieb erkannt. Für am stärksten unterbewertet werden Volatilität (54 %), das britische Pfund (15 %) und Öl (10 %) gehalten. Demgegenüber halten netto 16 % den Euro für überbewertet – so viel wie seit September 2016 nicht mehr.Etwas eingetrübt haben sich die Erwartungen für die Weltwirtschaft. Noch netto 25 % der Befragten erwarten ein höheres Wachstum, so wenige wie seit Oktober 2016 nicht mehr. Zugleich erwarten aber rekordhohe 43 % über die nächsten zwölf Monate ein überdurchschnittliches Wachstum bei unterdurchschnittlicher Inflation – im Angelsächsischen auch “Goldilocks”-Szenario genannt.