Fragile Lieferkette treibt Kupferpreis an
Fragile Lieferkette treibt Kupferpreis an
Fragile Lieferkette treibt Kupferpreis an
Anstieg der Notierung um 20 Prozent seit Jahresanfang − Unglücke in Indonesien und Chile ‒ Rally dürfte weitergehen
Die Lieferkette bei Kupfer erweist sich als erschreckend fragil. Unglücke in wichtigen Minen in Indonesien und Chile haben das bereits knappe Angebot weiter verkleinert, was für einen deutlichen Preisanstieg sorgt. Analysten gehen davon aus, dass sich die Rally der Kupfer-Notierungen fortsetzt.
ku Frankfurt
Das wegen seiner breiten Einsatzmöglichkeiten in allen Bereichen der Elektronik und Computertechnik als das wichtigste Industriemetall geltende Kupfer hat im bisherigen Jahresverlauf eine enorme Verteuerung erfahren. Gegenüber Jahresbeginn ist die Notierung an der London Metal Exchange (LME) um rund 20% auf den höchsten Stand seit 16 Monaten geklettert. Damit bleibt der Anstieg zwar gegenüber dem Edelmetall Gold zurück, das sich im gleichen Zeitraum um fast 50% verteuerte. Dennoch stellt der Preissprung für die betroffenen Industrien eine deutliche Belastung dar. Aktuell ist die Tonne in London für 10.296 Dollar zu haben. Ein solch hohes Niveau hatte es zuletzt Mitte 2024 kurzzeitig gegeben. Zurückzuführen ist der rasante Preisanstieg auf eine ausgeprägte Knappheit an dem Metall. Dies liegt zum einen an einer robusten Nachfrage, zum anderen aber daran, dass das Angebot nicht Schritt halten konnte.
Enormer Erdrutsch
Aber es ist noch schlimmer gekommen als erwartet. In der weltweit zweitgrößten Kupfermine Grasberg in Indonesien, die dem US-Minenkonzern Freeport-McMoran gehört, ist es zu einem Unglück gekommen und die Produktion musste eingestellt werden. Es kam zu einem enormen Erdrutsch von rund 800.000 Tonnen Gestein in die Mine herein. Freeport-McMoran schätzt, dass die Mine erst 2027 wieder die volle Produktion erreichen wird. In anderen Teilen des Bergwerks soll zwar im vierten Quartal wieder produziert werden, aber in einem „nicht signifikanten“ Umfang, und für 2026 wurde die Guidance für die Grasberg-Produktion um 35% reduziert. Der Ausfall ist damit größer als das, was bedeutende andere Minen produzieren (vgl. Grafik). Im vergangenen Jahr hatte Grasberg immerhin 4% des weltweiten Angebots beigesteuert.
Deutliches Defizit
Der Ausfall hat durchaus dramatische Auswirkungen auf den Saldo von Angebot und Nachfrage im laufenden Jahr: Für das laufende Jahr sagt Benchmark Minerals nun ein Defizit von 400.000 Tonnen voraus, bisher hatte der Branchenbeobachter nur ein Minus von 72.000 Tonnen erwartet.
Aber nicht nur in Indonesien läuft es nicht rund. So ist in dem bedeutendsten Produzentenland Chile der Output an dem Metall im August im Vorjahresvergleich um 9,9% zurückgegangen. Dies ist der stärkste Einbruch seit zwei Jahren. Dies liegt vor allem daran, dass es in der wichtigsten Mine El Teniente des weltweit größen Minenkonzern Codelco aus Chile ebenfalls ein Unglück gegeben hat. Am 31. Juli kamen sechs Angestellte ums Leben, sowohl der Abbau als auch die Verarbeitung von Kupfer mussten bis auf weiteres eingestellt werden.
Zurückhaltung in China
Weniger Angebotswachstum als bislang erwartet dürfte es auch in China geben. Das Industrieministerium in Peking meldete, dass die Produktion der zehn wichtigsten Nicht-Eisenmetalle 2025 und 2026 nur um durchschnittlich 1,5% pro Jahr steigen soll, nach rund 5% in den beiden vergangenen Jahren. Die Rohstoffanalysten der Commerzbank gehen davon aus, dass dies vor allem mit Einschränkungen der Kupferproduktion einhergeht, die 2023 und 2024 sogar um mehr als 5% gestiegen war. Dabei gehe es um einen Abbau von Überproduktion in dem wichtigsten Verbraucherland, die stark auf die Margen der Industrie gedrückt hatte.
Auch 2027 Defizit erwartet
Damit sind die Aussichten für Nachfrager auch für 2026 und darüber hinaus nicht gerade rosig. Für den kommenden Turnus gehen die Rohstoffanalysten der Bank of America nun von einer Unterdeckung des Marktes von 270.000 Tonnen aus. Das hat auch Auswirkungen auf den Kupferpreis, der nach den Erwartungen der US-Großbank weiter zulegen dürfte. Die Experten des Instituts rechnen nun für 2026 mit einer Verteuerung auf im Jahresdurchschnitt 11.313 Dollar. Bisher waren sie von 10.188 Dollar ausgegangen. Für 2027 werden nun 13.500 Dollar je Tonne antizipiert nach bisher 12.000 Dollar. Das wäre ein neues Rekordniveau.
Trump sorgt für Chaos
Im bisherigen Jahresverlauf hatte auch US-Präsident Donald Trump für Chaos am globalen Kupfermarkt gesorgt. Er hatte Einfuhrzölle für Kupfer in Aussicht gestellt, was US-Verbraucher veranlasste, in Windeseile große Kupferbestände aufzukaufen und in die USA zu transportieren. Heraus kamen dann letztlich Zölle von 50% auf Rohre und Drähte aus Kupfer, aber nicht auf Erz, Konzentrat oder Zwischenprodukte aus dem Metall.