"Gelegenheiten bei Substanzaktien"
Der Vermögensverwalter Starcapital schaut bei Investments vor allem auf deren Bewertung. Dies trifft auch die Investmentphilosophie von Manfred Schlumberger, der seit 1. April zusammen mit Peter E. Huber das Portfoliomanagement leitet.Von Werner Rüppel, FrankfurtNach beruflichen Stationen bei Berenberg, einer langjährigen Tätigkeit für den BHF Trust, Dresdner Bank, DIT und Frankfurter Volksbank arbeitet Dr. Manfred Schlumberger seit dem 1. April für den Vermögensverwalter Starcapital. Dort hat er gemeinsam mit Peter E. Huber die Leitung des Portfoliomanagements übernommen und wurde darüber hinaus in den Vorstand der Gesellschaft berufen, die mehrere Fonds aufgelegt hat und derzeit mehr als 2 Mrd. Euro verwaltet. Reizvolle Aufgabe”Die Herausforderung bei Starcapital hat sich nahezu perfekt ergeben”, erläutert Schlumberger, der erst Anfang 2016 zur Berenberg Bank gewechselt war, für die seit Anfang 2017 Henning Gebhardt als Chief Investment Officer tätig ist. Die neue Aufgabe sei sehr reizvoll. “Denn Peter E. Huber und ich haben die gleiche Investmentphilosophie”, erklärt Schlumberger. Peter E. Huber wird in diesem Jahr 67 Jahre alt, so dass sich die Frage der Nachfolge stelle. “Ich sehe mich mit 59 Jahren noch als junger Mann und möchte noch viele Jahre beruflich tätig sein”, so Schlumberger wörtlich.Der erfahrene Kapitalmarktexperte arbeitet nun als Co-Leiter Portfoliomanagement eng mit Peter E. Huber zusammen. Dabei sei das gegenseitige Verständnis groß. “Für Peter E. Huber und mich sind Kapitalmärkte nicht nur Berufung, sondern auch Hobby”, erklärt Schlumberger. Ein Vorteil von Starcapital sei die Unabhängigkeit als Vermögensverwalter, man müsse keine Kompromisse machen und könne auch, um Outperformance zu erzielen, deutlich vom Konsens abweichen. Käufe seien auch dort möglich, wo andere sich nicht trauten.Die Philosophie von Starcapital, das über ein exzellentes Team und ein hervorragendes Kapitalmarktresearch verfüge, sei auch die seine. “Bewertung spielt für unseren Investmentansatz eine maßgebliche Rolle”, erläutert Schlumberger. “Wir schauen auf Value und verhalten uns antizyklisch.” Dabei will Schlumberger seine Erfahrung und sein Netzwerk nutzen, um neue Anleger anzusprechen. “Wir wollen mit Starcapital künftig auch stärker institutionelle Kunden gewinnen”, erläutert der Kapitalmarktexperte. Einstieg meist zu frühValue-Investoren würden natürlich tendenziell meistens zu früh kaufen, oft komme es nach einem Einstieg, der von den Bewertungen her geboten sei, noch zu Rückschlägen bei Titeln, die gerade nicht in Mode seien. Diese Drawdowns würden dann aber sehr schnell wieder aufgeholt. Zum Beispiel habe Starcapital 2009 gegen den Trend massiv in Unternehmensanleihen investiert und habe begonnen, die Aktienquote hochzufahren. Dies habe sich letztendlich gelohnt. “Im Risiko liegt für Antizykliker immer auch eine Chance.” Der Value-Ansatz lohne sich mittel- bis langfristig und wende sich entsprechend an Investoren, die einen entsprechenden Zeithorizont hätten.Maßgeblich für Starcapital ist das relative Bewertungsniveau. “Es finden sich immer wieder Opportunitäten und wir trauen uns auch, diese aufzugreifen”, ist Manfred Schlumberger überzeugt. “Aktuell ergeben sich Kaufgelegenheiten bei unterbewerteten Substanzaktien.” Attraktiv seinen derzeit Bankaktien wie zum Beispiel die Deutsche Bank, die ein niedriges Kurs-Buch-Verhältnis aufweise und deren Perspektiven sich zuletzt klar gebessert hätten. Auch verschiedene Titel der Öl- und Grundstoffindustrie seien langfristig interessant. Auch die Bewertungsmodelle von Starcapital deuteten aktuell auf hohes Potenzial für Value- im Vergleich zu Growth-Aktien hin. Teure TechnologieSkeptisch äußert sich Schlumberger zu verschiedenen Technologietiteln. So sei zum Beispiel Amazon sehr hoch bewertet. Was passiere aber, wenn es eine Enttäuschung gebe, dann sei keine Substanz vorhanden. Auch Apple und andere Werte seien kein Schnäppchen mehr. Ein Value-Investor kaufe lieber günstig ein.Überhaupt ist Schlumberger bei US-Titeln vorsichtig: “Das Kurspotenzial in den USA ist gering, aussichtsreicher sind Europa, Japan und die Schwellenländer.” An den Kapitalmärkten funktionierten Kurs-Buchwert und Shiller-Kurs-Gewinn-Verhältnis (Shiller-KGV), welches das durchschnittliche KGV der vergangenen zehn Jahre abbildet, als Selektionskriterien. Hier seien Europa und Deutschland deutlich günstiger bewertet als die USA, die einfach teuer sei. Auch würden die Unternehmensgewinne in Europa wieder steigen und die Konsenserwartungen für 2018 lägen bei einem Plus von rund 6 %, was nicht extrem optimistisch sei. Insgesamt habe Europa gegenüber den USA Nachholbedarf. Dax hat hohes PotenzialFür den Dax hat Starcapital anhand dem Shiller-KGV und dem Kurs-Buchwert-Verhältnis ein Bewertungsmodell aufgestellt. Dieses legt dar, dass langfristig hohes Kurspotenzial für deutsche Aktien besteht: “Auf fundamentaler Basis erscheint ein Dax-Stand von 31 000 Punkten bei einer Bandbreite von 24 000 bis 43 000 Punkten im Jahr 2031 wahrscheinlich.” Für das Jahr 2022 und für das Jahr 2027 wird ein Anstieg des Dax auf 16 400 bzw. 24 800 Punkte erwartet. Korrekturen kann es laut Manfred Schlumberger zwar immer geben. Entscheidend sei aber das Szenario, das eine hohe Wahrscheinlichkeit aufweise. Und das spricht anscheinend für einen weiteren deutlichen Dax-Anstieg.