"Gewinnpotenzial höher als bei US-Unternehmen"

UBS setzt nach Wahl Macrons auf europäische Titel

"Gewinnpotenzial höher als bei US-Unternehmen"

dm Frankfurt – Dean Turner, Ökonom im Wealth Management der Großbank UBS in Großbritannien, erwartet, dass der frische gewählte französische Präsident Emmanuel Macron “eine mehrheitsfähige Regierung” bilden kann. Da Macrons Bewegung “En Marche” ein ganzes Bündel an Reformmaßnahmen plant, müsse sich aber zeigen, ob auch kontroversere Reformen im Arbeitsmarkt durchgezogen werden können. Für die europäische Wirtschaft sieht Turner “Aufwärtsrisiken”, wie er in einer Telefonkonferenz für Journalisten am Mittwoch sagte. Jede strukturelle Reform käme zu den Kräften des zyklischen Aufschwungs hinzu. Was die kommenden Bundestagswahlen anbelangt, erwartet er nicht, dass sie viel Volatilität an den Märkten erzeugt. Investoren sollten aber auf Italien blicken: “Das Timing der nächsten Wahl ist unklar, und es erscheint unwahrscheinlich, dass eine Regierung mit einer stabilen Mehrheit gewählt wird.”Die anziehende Konjunktur bietet in den Augen von Karen Olney, Head of European Thematic Research bei UBS, Chancen für weiter steigende Aktienkurse in Europa. “Sechs Jahre lang haben europäische Unternehmen praktisch kein Gewinnwachstum verzeichnet”, so Olney. Die Gewinne würden sich noch nahe ihrem Tiefpunkt bewegen. Gründe seien der Verfall des Ölpreises, die Niedriginflation und das gegenüber US-Unternehmen doppelt so hohe Schwellenländer-Exposure. Nun drehe der Trend: “Europäische Gewinne haben das Potenzial, das US-Gewinnwachstum in den nächsten Jahren zu überflügeln”, sagt Olney. Mit einem durchschnittlichen Kurs-Gewinn-Verhältnis von 15,4 seien europäische Aktien über dem historischen KGV von 14 bewertet, aber die Gewinnbasis sei noch gedrückt, darum sei der Vergleich nicht aussagekräftig. Gemessen am Kurs-Buchwert-Verhältnis seien europäische Titel sektorbereinigt so teuer wie 2012 und noch günstig. Die Unterschiede in der Bewertung zwischen dem teuersten und dem günstigsten Titel eines Sektors – Valuation Dispersion – seien weltweit gesehen am größten.Europäische Aktien böten hohe Dividendenrenditen, und das “notwendige” Ende der quantitativen Lockerung durch die Europäische Zentralbank würde den Bankgewinnen helfen. Olney stellt fest, dass gerade asiatische Investoren wegen des bisher schwachen Gewinnwachstums und wegen politischer Risiken europäische Werte skeptisch beurteilen. Dies werde sich nun ändern. Die UBS erwartet auch einen höheren Euro. Er dürfte in den nächsten Monaten auf 1,20 Dollar steigen.