TRATON GEHT AN DIE BÖRSE

Globaler IPO-Markt erholt sich von der Dürre

Volumen des zweiten Quartals 14 Prozent über Vorjahresniveau - Traton fünftgrößter Börsengang weltweit

Globaler IPO-Markt erholt sich von der Dürre

ck Frankfurt – Kurz vor Toresschluss hat der 1,55 Mrd. Euro schwere Börsengang der Traton den deutschen IPO-Markt vor dem Quasi-Totalausfall im ersten Halbjahr bewahrt. Denn nachdem in den ersten drei Monaten kein Unternehmen an die Börse gegangen war, hatte es im zweiten Quartal mit der österreichischen Frequentis lediglich ein IPO mit einem Volumen rund 50 Mill. Euro gegeben.Mit Traton kann der deutsche Markt immerhin das weltweit fünfte IPO der ersten sechs Monate für sich verbuchen. Doch das kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass IPOs in Deutschland derzeit ein schweres Geschäft sind. Wie Traton brockte Frequentis den Zeichnern am ersten Handelstag einen Verlust ein. Die Global Fashion Group, die ursprünglich am Donnerstag debütieren wollte, verlängerte ihre Zeichnungsfrist – wohl wegen geringer Nachfrage – bis zum Freitag und verschob ihren ersten Handelstag auf den kommenden Dienstag. Dieses IPO wäre bei einer Preisspanne von 6 bis 8 Euro bis zu knapp 400 Mill. Euro schwer.Insgesamt ist die deutsche IPO-Halbjahresbilanz eher mau. Zwei Börsengänge mit einem Volumen von rund 1,6 Mrd. Euro vergleichen sich mit 13 IPOs mit einem Volumen von 7,3 Mrd. Euro im gleichen Vorjahreszeitraum. Weltweit ergibt sich ein etwas besseres Bild, wie das Prüfungs- und Beratungsunternehmen EY in seinem IPO-Barometer feststellt. Nach desolaten 15 Mrd. Dollar im ersten ist das Volumen im zweiten Quartal auf 57 Mrd. Dollar gestiegen. Damit wurde das Volumen des zweiten Quartals 2018 um 14 % übertroffen und der höchste Wert seit dem vierten Quartal 2017 erzielt. Die IPO-Anzahl stieg vom ersten auf das zweite Quartal von 205 auf 301, war damit aber niedriger als im zweiten Quartal 2018. Im gesamten Halbjahr sind das Volumen und die Anzahl der Transaktionen im Vergleich zum Vorjahr um jeweils 28 % auf 72 Mrd. Dollar bzw. 507 gesunken.”Der weltweite IPO-Markt ist dabei, sich nach dem außerordentlich schwachen ersten Quartal warmzulaufen”, sagte Hubert Barth, Vorsitzender der Geschäftsführung von EY. “Im ersten Quartal hatten noch Konjunktursorgen, eskalierende Handelskonflikte und das Brexit-Chaos dafür gesorgt, dass viele potenzielle IPO-Kandidaten ihre Pläne wieder in der Schublade verschwinden ließen. Im zweiten Quartal beobachten wir ein leicht verbessertes Umfeld für Börsengänge.” Zum einen habe sich die Brexit-Thematik entspannt – wenngleich nur vorübergehend. Zudem anderen hätten sich die Konjunkturaussichten nicht so stark eingetrübt wie befürchtet. Die Musik spielte im zweiten Quartal in den USA, auf die mit 27 Mrd. Dollar bei 66 Transaktionen nahezu die Hälfte des globalen Volumens entfielen. Die Einführung von Uber war mit 8,1 Mrd. Dollar weltweit das größte IPO. In China spielten 72 Börsengänge 11,3 Mrd. Euro ein, Europa kam bei 48 Transaktionen auf 12,5 Mrd. Dollar. Deutsche Börse auf Platz 9Im globalen IPO-Ranking der Handelsplätze des ersten Halbjahres nach Volumen führt die Nyse (17,7 Mrd. Dollar) vor der Nasdaq (14,5 Mrd. Dollar), Hong Kong Exchanges (8,9 Mrd. Dollar), Shanghai Stock Exchange (4,8 Mrd. Dollar) und London Stock Exchange (4,6 Mrd. Dollar). Die Deutsche Börse schaffte es als Neunter dank Traton auf den letzten Drücker in die Top Ten.Vorausgesetzt, dass sich die Handelskonflikte nicht weiter zuspitzen und geopolitische Schocks ausbleiben, könnte sich die Lage auf dem globalen IPO-Markt nach Einschätzung von EY weiter verbessern. “In den USA sorgen vor allem Technologie-Start-ups und Unternehmen aus der Gesundheitsbranche für eine starke Dynamik auf dem IPO-Markt – obendrein entwickeln sich die Kurse der Börsenneulinge gut, was für positive Stimmung unter Investoren sorgt”, sagte Martin Steinbach, Partner und Leiter des Bereichs IPO and Listing Services bei EY. An den chinesischen Festlandbörsen warteten mehr als 330 Unternehmen auf eine Zulassung zum IPO, in Hongkong hätten sich mehr als 180 Unternehmen für einen Börsengang registriert. “Zudem dürfte das neue Börsensegment für heimische Technologieunternehmen an der Börse Shanghai einige sogenannte Unicorns aufs Parkett locken”, so Steinbach.Die IPOs in Deutschland zum Halbjahresende hin sind laut Steinbach ein “positives Signal für die Aufnahmefähigkeit des deutschen Marktes in einem schwierigen und immer weniger planbaren internationalen Kapitalmarktumfeld”. Ein solches positives Momentum sei wichtig, denn es stünden viele Unternehmen in den Startlöchern, darunter sowohl Wachstumsunternehmen als auch Abspaltungen von Großunternehmen. “Nach der Sommerpause erwarten wir ein stärkeres zweites Halbjahr – auch wenn wir nicht das hohe Niveau des Vorjahres erreichen werden.”