Edelmetalle

Gold und Silber immer noch aufwärts­gerichtet

Die beiden wichtigsten Edelmetalle Gold und Silber sind trotz der jüngsten Rückgänge immer noch aufwärtsgerichtet. Der Dax könnte vor einem wichtigen Wendepunkt stehen.

Gold und Silber immer noch aufwärts­gerichtet

Von Martin Utschneider*)

Trotz des Anstiegs der letzten Tage bleiben die Warn- und Schwächesignale im Dax 40 übergeordnet intakt. Der deutsche Leitindex testete zwar wiederholt die charttechnisch und psychologisch wichtige 14000er-Marke. Er überschritt diese aber nicht nachhaltig genug. Zuletzt war bei 14115 Punkten im Tagesverlauf der Wendepunkt. Der zuletzt immer wieder thematisierte Abwärtsmodus bleibt somit weiterhin intakt.

Es ist aktuell sogar ein Ineinandergreifen von drei Abwärtsmodi. So richtig durchatmen können die Anleger und Investoren daher erst wieder beim Überschreiten der 14980 Zähler – aus charttechnischen Gesichtspunkten eine immens wichtige Marke. Für eine technische Kehrtwende nach oben müssten auch nach wie vor sämtliche gleitende Durchschnitte überschritten werden. Diese verlaufen in einer Spanne von 15500 bis 14750; ein nun noch mehr denn je immens weiter Weg. Eine aktuelle Bodenbildung konnte sich nun bei 13095 bis 13025 Punkten ausbilden. Diese hält bereits schon einige Tage. Die kurz- bis mittelfristigen Abwärtstendenzen bleiben aber weiterhin gegeben.

Divergente Signale

Seitens der Markttechnik gibt es divergente Signale. Während der Trendfolgeindikator MACD positiv tendiert, verläuft das Momentum noch deutlich negativ. Die Slow-Stochastik könnte demnächst sogar im überverkauften Bereich ankommen. Das könnte erhoffte Anschlusskäufe ausbremsen. Der primäre Fokus gilt somit kurzfristig der Spanne von 14000 bis 14115 Indexzählern. Neben den unkalkulierbaren Geschehnissen im Ukraine-Krieg kursiert seit einiger Zeit wieder die Angst vor einer Stagflation. Die Inflation ist weiterhin immens hoch und die Notenbanken könnten bei einem länger andauernden Ukraine-Krieg nun doch weniger schnell die Zinsen anheben.

Die beiden wichtigsten Edelmetalle stehen kurz vor einer wichtigen Richtungsfindung. Bei beiden hat sich in den letzten Tagen eine Schulter-Kopf-Schulter-Formation (SKS) gebildet. Noch sind die Nackenlinien weder beim großen Bruder Gold noch beim kleinen Bruder Silber unterschritten. Der Abstand wird aber immer geringer. Ein Warnsignal für kurz- bis mittelfristig orientierte Edelmetallanleger (!). Bei Gold verläuft die Nackenlinie bei 1922 US-Dollar. Diese wird seit heute massiv getestet. Ein Bruch würde ein rechnerisches Rückschlagspotenzial bis hin zu 1774 freisetzen. Dieses ergibt sich aus dem Abstand des Hochs vom 8. März 2022 (2070) und der Nackenlinie (1922). Diese 148 US-Dollar spiegelt man an der Nackenlinie nach unten. Damit ergeben sich die 1774 US-Dollar. Allerdings warten davor noch einige gewichtige Auffanglinien. Allen voran die 38-Tage-Linie bei 1884. Knapp darunter dann die 100-Tage-Linie sowie die 200-Tage-Linie (1836 beziehungsweise 1814). Erschwerend kommt das aktuelle Verkaufssignal beim Trendfolge-Indikator MACD hinzu. Zudem schwächt sich das 14-Tage-Momentum spürbar ab. Hoffnung macht dagegen die Slow-Stochastik. Sie nähert sich dem überverkauften Bereich.

Silber zeigt eine ähnliche Konstellation. Allerdings käme der Bruch der SKS-Nackenlinie einem Rückfall in den Ab(!)wärtsmodus gleich. Diese tendiert bei 24,57 US-Dollar. Auch hier machen die markttechnischen Indikatoren wenig Hoffnung. MACD mit Verkaufssignal und fallendes Momentum lassen aufhorchen. Die Slow-Stochastik zeigt aber wie beim Gold fallende Tendenz und könnte zeitnah im überverkauften Bereich ankommen. Dies könnte das SKS-Kursziel von 22,21 abbremsen. Aber auch beim Silber verlaufen darüber noch einige Auffanglinien. Die 200-, 100- und 38-Tagelinien verlaufen zwischen 24,04 und 23,53 Dollar. Trotzdem gilt es auch beim Silber, wachsam zu sein. Eine SKS-Formation hat eine sehr hohe statistische Eintrittswahrscheinlichkeit.

Der Bitcoin hält sich weiterhin wacker oberhalb zweier wichtiger Support-Linien. Diese verlaufen sowohl bei 37078 als auch bei 34401 Dollar. Zudem ist der Bitcoin bis dato nicht wieder in seinen von November 2021 bis Februar 2022 intakten Abwärtstrend zurückgefallen. Dies deutet ebenfalls auf eine zumindest seitwärtsgerichtete Tendenz hin.

Gefahr einer Kaufpanik

Fazit: Der Dax 40 könnte aktuell vor einem wichtigen Wendepunkt stehen. Allerdings besteht gerade jetzt die Gefahr einer Kaufpanik. Die berechtigte Hoffnung auf eine nachhaltige Bodenbildung (13025 bis 13095) wird flankiert von der Befürchtung, etwas „verpasst“ zu haben. Diese Kaufpanik spürt man nun sehr stark. Vorschnelle Käufe und Investitionen können dann schnell wieder ins Gegenteil umschlagen. Der Kreuzwiderstand bei 14115 Zählern sollte daher abgewartet werden. Die beiden wichtigsten Edelmetalle Gold und Silber sind trotz der jüngsten Rückgänge immer noch aufwärtsgerichtet. Der Bitcoin scheint nun eine kurzfristige Bodenbildung bei 37078 US-Dollar zu bilden. Darunter unterstützt das Gap vom 26. Juli 2021 bei 34401 US-Dollar. Alles in allem bleiben sämtliche Assetklassen volatil. Euphorie und Hysterie wechseln sich fast schon täglich ab. Daher rücken die besagten markt- charttechnischen Marken immer mehr in den Vordergrund.

*) Martin Utschneider ist Abteilungsdirektor und Leiter Technische Analyse bei der Privatbank Donner & Reuschel.

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