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Green Bonds von Telia für Investoren interessant

Von Bettina Deuscher *) Börsen-Zeitung, 29.10.2020 Telia Company AB, der zweitgrößte nordeuropäische Telekomnetzbetreiber, hat seinen ersten Green Bond emittiert. Für nachhaltig orientierte Bondinvestoren mag das Unternehmen als Newcomer am...

Green Bonds von Telia für Investoren interessant

Von Bettina Deuscher *)Telia Company AB, der zweitgrößte nordeuropäische Telekomnetzbetreiber, hat seinen ersten Green Bond emittiert. Für nachhaltig orientierte Bondinvestoren mag das Unternehmen als Newcomer am boomenden ESG-Markt (Green, Social, Sustainable Bonds) vielleicht weniger bekannt sein – im Gegensatz zum Euro-Bondmarkt, an dem das Unternehmen ein regelmäßig wiederkehrender Emittent ist. Telia begründete ihr grünes Bonddebüt mit der ambitionierten Umweltagenda, in der umweltbezogene Nachhaltigkeitsziele fest verankert sind. Die Qualifizierungen sind in dem Green Bond Framework transparent dokumentiert, entsprechend den ICMA Green Bond Principles (International Capital Markets Association) und ETNO (European Telecommunications Network Operators). Eine hohe Transparenz der Nachhaltigkeitsmaßnahmen – und Zielerreichung – ist für die Stärkung des Vertrauens in sie wichtig. Telia dürfte auf diese Weise jetzt auch bei ausschließlich nachhaltig orientierten Investoren Interesse auslösen, denen das Unternehmen bisher weniger bekannt war. Fokussierung auf EuropaTelia generierte 2019 bei einem Umsatz von rund 86 Mrd. skr eine Ebitda-Marge von 36 %. In den vergangenen fünf Jahren zog sich Telia aus internationalen Märkten zurück. Obwohl dort zunächst hohes Wachstum lockte, wurden Währungs- und politische Risiken sowie steigende operationelle Risiken aus Rechtsstreitigkeiten zunehmende Belastungsfaktoren. Daraufhin kündigte der damalige CEO Johan Dennelind im Herbst 2015 den schrittweisen Rückzug aus der Region Eurasia und auf lange Sicht die Konzentration auf Europa an. Die Marktreaktion fiel mit deutlichen Spreadeinengungen eindeutig aus – die Konzentration auf Europa wurde positiv aufgenommen. Telias Fünf-Jahres-CDS notierte zuvor auf einem hohen Ausgangsniveau von rund 85 Basispunkten (BP). Bis Anfang Januar 2020 hat er sich auf rund 40 BP gut halbiert. Zu den Auslandsmärkten gehörten Moldawien, Usbekistan, Kasachstan, Tadschikistan, Georgien, Aserbaidschan und Nepal sowie Beteiligungen in der Türkei (Turkcell), Russland (Megafon) und Spanien (Yoiga).Das Kerngeschäft in den stabilen Heimatmärkten Schweden und Finnland sowie Norwegen, Dänemark, Estland, Lettland und Litauen wurde ausgebaut. Zur Visualisierung der neuen Strategie “New Generation Telco” wurde TeliaSonera in Telia Company AB umfirmiert. Telia verfügt über eine hohe Innovationskraft und ist im europäischen Vergleich Vorreiter bei neuen Telekommunikationstechnologien wie Glasfaser, die verglichen zu Kupferkabel bis zu 60 % Energieersparnis und eine höhere Kosteneffizienz bieten.Erst vor wenigen Tagen ermöglichte der Verkauf der restlichen Turkcell-Anteile, dass unter das Eurasia-Kapitel ein finaler Schlussstrich gezogen werden kann. Der durchgeführte Geschäftsumbau hinterließ vor allem beim Rating Spuren. Während das Rating von Moody’s unverändert bei “Baa1” blieb, zählte Telia bis in den Herbst 2018 zu den wenigen Unternehmen in der Telekombranche, die über ein S&P-Rating auf Single-A-Niveau verfügten. Außer einer geringen Verschuldung und einem starken Rating-Commitment war das vor allem einer maßvollen Dividendenpolitik und hohen Kostendisziplin geschuldet. Aber der Rückzug aus Eurasia verkleinert die Umsatzbasis. Einmalige Verkaufserlöse führten zu Schwankungen der ansonsten stabilen Cash-flows. Parallel wurde im Kerngeschäft investiert, und Kosten aus alten Rechtsstreitigkeiten waren zu stemmen. Die Verschuldung nahm zu.Das löste im Herbst 2018 zusammen mit zwei großen Unternehmenskäufen – dem norwegischen Kabelnetzbetreiber Get und dem führenden nordischen TV-Anbieter Bonnier Broadcasting – Spreadausweitungen am CDS-Markt und auch bei den Bonds aus. S&P senkte wegen des Leverage-Anstiegs das Rating auf “BBB+”. Perspektivisch dürften jedoch die stabilen Cash-flows aus dem Telekomgeschäft und das Wachstum der digitalen Online-TV- und Streaming-Angebote eine zügige Verringerung des Leverage ermöglichen. Mit den aktuellen Zahlen bestätigte Telia ein robustes Telekomgeschäft und im TV-Geschäft Verbesserungen. Es wird ein Free Cash-flow am oberen Ende der Guidance erwartet.Telia verfolgt das Ziel eines soliden Investment-Grade-Ratings im Bereich “A-“/”BBB+”. Zu dessen Sicherung wurde im Jahr 2017 erstmals ein Euro-Hybridbond emittiert (“BBB-“/”Baa3”). Zusammen mit auf skr lautenden Hybridbonds wurden auf diese Weise 1,25 Mrd. Euro an Finanzschulden refinanziert und der Leverage dank des 50-%-Equity-Credits verbessert. Telia hat insgesamt 35 Anleihen mit einem Volumen von insgesamt knapp 82,5 Mrd. skr ausstehen – umgerechnet rund 8 Mrd. Euro. Der Euro-Hybridbond notierte zum Jahresbeginn bei 154 BP. Mit dem Pandemieausbruch kam es zu einer signifikanten Spreadausweitung – in der Spitze rund 370 BP -, bedingt durch die Nachrangigkeit und die ultralange Laufzeit. Danach setzte eine Erholung ein. Aktuell notiert der Bond fast wieder auf Jahresanfangsniveau (rund 164 BP). Telias Senior-Bonds mit langen Laufzeiten zeigten eine Ausweitung in der Spitze um rund 90 BP. Sie notieren aktuell alle wieder unterhalb des Niveaus zu Jahresbeginn. Bei den kurzen Laufzeiten begrenzten sich die Ausweitungen auf rund 70 BP. Siebenfach überzeichnetNoch vor dem Pandemieausbruch präsentierte Telia Details der eigenen ehrgeizigen Umweltagenda. Im Februar kam dann der erste grüne Hybridbond. Das Nachrangkapital dient erneut der Ratingabsicherung. Die Bondmittel werden für die Energieeffizienzverbesserung bei der Netztransformation von Kupferkabel zu optischer Glasfasertechnologie in Schweden sowie umweltfreundliche digitale Lösungen für Kunden verwendet. Weitere qualifizierte Vorhaben in den Anleihebedingungen betreffen erneuerbare Energien und umweltfreundliche Immobilien. Es können neue Projekte sowie bestehende (nicht älter als zwei Jahre) finanziert werden. Das Interesse der Bondinvestoren an Telias erster grüner Hybridanleihe war riesig – es gab eine siebenfache Überzeichnung. Die Struktur des neuen grünen Hybridbonds ähnelt den bereits ausstehenden Hybridanleihen, ebenso das Rating (“BBB-“, “Baa3”). Die Laufzeit endet am 11. Mai 2081, die erste Kündigungsmöglichkeit besteht nach 6,25 Jahren. Der Initial Price Talk lag zwischen 186 und 198 BP über Mid-Swap, das Pricing erfolgte zu 172 BP. Infolge des Pandemieausbruchs verzeichnete auch der neue grüne Hybrid eine Spreadausweitung. Allerdings fiel diese verglichen zu Telias “normalem” Hybrid mit einer Ausweitung in der Spitze um etwa 215 BP deutlich geringer aus. Seither setzte eine Korrektur und Spreadeinengung um knapp 190 BP ein. Aktuell notiert der Green Hybrid mit rund 200 BP aber noch nicht ganz auf dem Vorkrisenniveau. Für nachhaltig orientierte Investoren dürften weitere Green-Bond-Neuemissionen von Telia eine interessante Einstiegsmöglichkeit bieten. *) Bettina Deuscher ist Senior- Analystin für Telecoms im LBBW Corporate Research.