Nachhaltigkeit

Greenwashing: Beispiele gibt es viele

Fälle, wo im Grunde nicht nachhaltige Geldanlagen grün gewaschen werden, gibt es viele.

Greenwashing: Beispiele gibt es viele

Welche Wertpapiere sind wirklich grün und nachhaltig, und wo werden im Grunde nicht nachhaltige Anlagen grün gewaschen, sprich als grüne Investments verkauft? Beispiele von tatsächlichem oder vermeintlichem Greenwashing gibt es viele. Wobei selbst die grünen Anleihen der Bundesrepublik Deutschland (des Bundes) von manchen Beobachtern als Fälle von Greenwashing aufgeführt werden. 

Für Aufsehen hat jüngst eine Studie von Citywire gesorgt, wonach ein Drittel der nach der EU-Offenlegungsverordnung gemäß Artikel 8 und Artikel 9 nachhaltigen Fonds in umstrittenen Waffen engagiert ist. Dies betrifft immerhin 1 625 Fonds von insgesamt 4 880 Fonds, für die bis Ende Dezember 2021 Daten zu ihren Beständen vorgelegen haben. „Bei fast jedem dritten Fonds machte dieses Engagement mindestens 1 % des Portfolios aus“, stellt Citywire fest. „Während ein Artikel-8- oder -9-Label auf Fonds geklebt werden kann, die ihre Strategie nicht unbedingt auf Nachhaltigkeit gründen, trug sogar etwa ein Sechstel der europäischen Fonds mit Engagement in kontroversen Waffen Schlüsselwörter wie ‚ESG‘, ‚nachhaltig‘, ‚verantwortungsvoll‘ oder ‚SRI‘ im Namen.“ Vor diesem Hintergrund sollten Investoren nicht allein auf diese Schlüsselwörter im Fondsnamen bauen. Wichtiger ist, in was ein Fonds tatsächlich investiert. Kritisiert wurden von Citywire übrigens auch mehrere Fonds von großen Assetmanagern, es geht also nicht allein um Exoten. 

Ist Bayer nach der Übernahme von Monsanto noch als ein nachhaltiges Unternehmen einzustufen? Schließlich gehört jetzt der Unkrautvernichter Roundup mit dem umstrittenen Wirkstoff Glyphosat zum Bayer-Konzern. Fast alle streng nachhaltig orientierten Investoren schließen daher die Bayer-Aktie bereits aus ihrer Auswahlliste für ihre grünen Portfolios aus. Im Dax 50 ESG Index der Deutsche-Börse-Tochter Qontigo ist Bayer hingegen enthalten. Wer einen entsprechenden Indexfonds kauft, erwirbt auch die Bayer-Aktie. Darüber, ob das Greenwashing ist oder nicht, lässt sich nun trefflich streiten. 

Seit September 2020 legt auch die Bundesrepublik Deutschland grüne Anleihen auf. Die dem Bund dadurch zufließenden Gelder werden aber nicht in neue nachhaltige Projekte investiert, sie fließen vielmehr in Projekte, die ohnehin im Staatshaushalt bereits eingeplant waren. Mehrere Kritiker werten daher die grünen Bundesanleihen als „Mogelpackung“. Zumal, so der Vorwurf, der Bund durch die grünen Bundesanleihen nicht nachhaltiger agiere als ohne dieselben.  

Insgesamt wird Green Bonds vorgeworfen, dass sie eine Nachhaltigkeitsillusion erzeugten. „Um den Effekt einer Umweltanleihe zu beurteilen, kommt es nicht darauf an, ob den Einnahmen zweckgebundene Ausgaben zugeordnet werden können“, erklärt der renommierte Wirtschaftsprofessor Reinhard H. Schmidt. „Ausschlaggebend ist allein, ob daraus ein Mehr an zweckgebundenen Ausgaben resultiert. Bedauerlicherweise lässt sich das in der Regel gar nicht überprüfen.“  

Beim Bund kommt noch hinzu, dass er in den Augen von Kritikern keineswegs eine nachhaltige und umweltfreundliche Politik betreibt. So hat die Bundesregierung bisher kein Tempolimit auf Autobahnen eingeführt, obwohl das Umweltbundesamt dies seit Jahren befürwortet. Da begebe man dann lieber grüne Anleihen oder fördere für viel Geld Elektroautos und wasche sich so grün.

Erheblichen Vorwürfen, Greenwashing zu betreiben, war die DWS ausgesetzt. Dabei sorgten die in mehreren großen Medien verbreiteten Äußerungen von Desiree Fixler, der ehemaligen Leiterin für Nachhaltigkeit bei der DWS, Ende August 2021 für einen massiven Kurssturz der börsennotierten Aktie. „Die Nachhaltigkeitspropaganda geriet völlig außer Kontrolle“, warf Fixler, die rund acht Monate bei der DWS bis zum Frühjahr 2021 beschäftigt war, der Fondsgesellschaft vor. Die DWS habe ihre ESG-Strategie nach außen als Weltklasse, aber intern als schwach und unklar bezeichnet. Die Vorwürfe von Fixler wurden von der DWS als unbegründet zurückgewiesen. Doch hat die Fondsgesellschaft in ihrem Geschäftsbericht 2021 keine der unter anderem kritisierten sogenannten „ESG-integrierten“ Vermögen mehr ausgewiesen.

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