Große Erträge mit kleinen Firmen erzielen
Große Erträge mit kleinen Firmen erzielen
Gastbeitrag
Große Erträge mit kleinen Firmen erzielen
Jonas Edholm, Portfoliomanager des Skagen Focus
Small Caps generieren langfristig höhere Renditen als Large Caps. Diese Größenprämie („Size Premium“) identifizierten die Finanzmarktforscher Fama und French bereits vor 30 Jahren. Demnach übertrafen die nach Marktkapitalisierung kleinsten zehn Prozent der US-Aktien
die größten zehn Prozent um jährlich 2,4 Prozent. Dieser Trend zeigt sich auch weitgehend für die 30 Jahre seit der Studie. Einer der Gründe: Kleine Firmen haben oft eine fokussierte Ausrichtung, höhere Kapitalrenditen und profitieren stärker von strukturellen Marktveränderungen.
Gut entwickelt
Auch im bisherigen Jahresverlauf 2023 haben sich globale Small Caps gut entwickelt, sind aber nach wie vor sehr günstig bewertet. In den USA beispielsweise wird der Russell-2000-Index kleinerer Unternehmen mit einem erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 13,5 gehandelt – etwa 13% unter dem langfristigen Durchschnitt. Noch günstiger nehmen sich die Bewertungen im Vergleich zu Large Caps aus: dabei sind Small Caps in den USA derzeit 30% günstiger als die Aktien der Börsenschwergewichte – Für globale Value-Investoren sind die Bewertungen außerhalb der USA sogar noch überzeugender und die Anzahl attraktiver Anlagemöglichkeiten nimmt zu. Bei solch attraktiven Bewertungen werden kleinere Unternehmen zudem als Übernahmeziel für Konkurrenten oder Private-Equity-Unternehmen interessant, die meist einen großzügigen Kursaufschlag bieten. Das zeigte sich etwa im vergangenen Jahr beim Verkehrsunternehmen Stagecoach oder der Supermarktkette Albertsons.
Wenig beobachtet
Größere aktive Fonds meiden häufig kleinere Unternehmen mit der Folge, dass diese von immer weniger Analysten beobachtet werden. Der Mangel an Informationen und Liquidität führt zu Marktineffizienzen, die auf Small Caps spezialisierte Anleger nutzen können. Das gilt insbesondere angesichts der vielen kleinen Unternehmen, die derzeit mit großen Abschlägen zum inneren Wert gehandelt werden.
Sondersituationen
Weitere Chancen ergeben sich aus Sondersituationen, wenn beispielsweise Unternehmen Geschäftsbereiche ausgliedern und Aktionäre aufgrund mangelnder Kenntnisse die oft unterbewerteten Aktien verkaufen. Das war im vergangenen Jahr etwa bei der Ausgliederung des Automobilzulieferers Vitesco durch Continental oder des Turboladerherstellers Accelleron aus ABB zu beobachten.
In der aktuellen Situation hat der Markt die erwartete Rezession vorweggenommen. Doch kleine Unternehmen kommen in der Regel auch besser mit einer Rezession zurecht, da sie Kosten und Lagerbestände leichter abbauen und auch wieder aufbauen können, wenn sich die Wirtschaft erholt. So schnitten Small Caps in jeder der letzten sechs US-Rezessionen seit 1980 und auch in den frühen Aufschwungphasen besser ab als Large Caps.
Grünen Wandel vorantreiben
Im Zuge nachhaltiger Investitionen werden Small Caps häufig übersehen. ESG-Ratings, die sich weitgehend an der Offenlegung und Firmenpolitik orientieren, bevorteilen größere Unternehmen mit mehr Ressourcen zur Bereitstellung von Nachhaltigkeitsdaten und -berichten. Das führt dazu, dass ESG-Fonds in Richtung Large Caps tendieren. Die entstehenden Marktineffizienzen können spezialisierte Small-Cap-Manager angesichts des wachsenden Einflusses dieser Produkte auf die Investitionslandschaft ausnutzen. Kaum beachtet von den Rating-Agenturen machen Small Caps oft enorme Nachhaltigkeitsfortschritte, die eine Neubewertung des Aktienkurses auslösen können, sobald der Markt ihre „grüne Prämie“ und ihre Rolle bei der ökologischen Transformation verstanden hat. Zu diesen Firmen zählt etwa Cementir, ein italienischer Hersteller von „grünem“ Zement, oder die auf Recycling von Stahlstaub und Aluminium spezialisierte Holdinggesellschaft Befesa.
Herausfordernde Bedingungen
Die Rahmenbedingungen für alle Unternehmen dürften herausfordernd bleiben. Dies wird zu einer größeren Streuung zwischen den Gewinnern und Verlierern auf dem globalen Aktienmarkt führen, insbesondere bei Small Caps. Aktive Value-Manager können davon besonders profitieren.
