Europäische Aktien bieten aktuell die höchste Vergütung für Anleger
Europa bietet die höchste Vergütung
Amundi Research Institute untersucht, wie sehr Anleger von Aktienrückkäufen und Dividenden profitieren
wrü Frankfurt
In Bezug auf die Aktionärsvergütungen über Rückkäufe und Dividenden ist Europa aktuell die attraktivste Region unter den entwickelten Märkten, stellt das Amundi Research Institute in einer Studie fest. Die Autoren sagen aber auch, wann es für Unternehmen sinnvoller ist, das Kapital anders einzusetzen.
In der Studie „Schlaglicht auf die Vergütung von Aktionären“ hat das Amundi Investment Institute Aktienrückkäufe in den USA, Europa und Japan und deren Folgen für Anleger untersucht. Dabei hat sich Amundi die Daten seit der Finanzkrise näher angeschaut. „Eine Kombination aus steigenden Aktienrückkäufen und großzügigen Dividendenausschüttungen sorgt dafür, dass Europa jetzt die attraktivste Region der entwickelten Märkte in Bezug auf die Aktionärsvergütung ist“, stellen die Analysten des Vermögensverwalters fest. „Das Renditegefälle zeigt, dass von hier aus eine weitere Outperformance möglich ist.“

Aktienrückkäufe sind laut der Studie zu einem Standardinstrument der Unternehmen geworden, um Kapitaleffizienz zu erreichen. Bei einem Aktienrückkauf kauft ein Unternehmen seine eigenen Aktien von den bestehenden Aktionären und schüttet damit alternativ zu Dividenden Kapital an diese aus.. „Diese Praxis war in den USA bis Anfang der 1980er Jahre verboten“, schreibt Amundi in der Studie. Die SEC habe Rückkäufe dann doch erlaubt. „Das hat sich schließlich weltweit verbreitet.“
Dabei habe es durchaus Bedenken gegeben, dass Aktienrückkäufe zum persönlichen Vorteil des Managements und auf Kosten des langfristigen Wachstums eingesetzt würden. Kritiker hätten auch moniert, dass Aktienrückkäufe Innovation bremsen und eine übermäßige Verschuldung fördern würden.
„Angesichts der angespannten Bewertungen in den USA liegt Europa bei den kombinierten Rückkauf- und Dividendenrenditen inzwischen vor den USA, und die Region erwirbt sich damit den Ruf, die Interessen der Aktionäre in den Vordergrund zu stellen“, stellt Amundi fest. Japan habe bei der Aktionärsvergütung aufgeholt und die USA kürzlich überholt.
Eine Schlüsselfrage sei, ob es eine optimale Aufteilung zwischen Investitionen (d.h. Investitionsausgaben sowie Forschung und Entwicklung) und der Ausschüttungsquote (d.h. Dividenden und Rückkäufe) gebe. Anders gefragt: Hat die zunehmende Konzentration der Anleger auf Rückkäufe und Dividenden in den letzten Jahren sowie die Tatsache, dass die Vergütung von Führungskräften zum Teil in Aktien erfolgt, zu einem Rückgang der Investitionen geführt?
Investitionen fortgesetzt
Nach Amundis Einschätzung gibt es jedoch weder Anzeichen für diese These, noch für die Existenz einer optimalen Allokation. „In den USA ist die Ausschüttungsquote am höchsten, aber die Investitionen wurden fortgesetzt, während die Ausschüttungsquote in Europa ähnlich hoch war wie in den USA, aber die Investitionen zurückgegangen sind“, so die Studie. „Was die Large-Cap-Unternehmen anbelangt, so haben sich die Investitionsanstrengungen der US-amerikanischen Magnificent Seven trotz hoher und steigender Ausschüttungsbeträge jedes Jahr erhöht.“ Bei den großen europäischen Unternehmen hätten sich die Investitionen und Ausschüttungen dagegen kaum verändert.
Insgesamt kommt die Studie zu drei wesentlichen Ergebnissen:
- Die Ankündigung von Rückkäufen ist ein positives Signal für die Anleger, kann aber auch ein falsches Signal sein, wenn sie auf dem Höhepunkt der Aktienkursentwicklung erfolgt.
- Aktienrückkäufe erhöhen den Knappheitswert, und dies spielt eine Rolle bei den derzeit hohen Bewertungen in den USA.
- Aktienrückkäufe sind ein zyklischer Indikator: In Aufschwungphasen des Konjunkturzyklus schneiden die Rückkaufindizes besser ab als die Indizes der Dividenden-Aristokraten, in Abschwungphasen ist es umgekehrt.
Ein Unternehmen, das im operativen Geschäft hohe Kapitalrenditen erwirtschaftet, sollte sich nach Meinung von Barry Glavin, Head of Equity bei Amundi, darauf konzentrieren, in sein Geschäft zu reinvestieren: „Wenn das Unternehmen sein Geschäft ausbauen und diese hohen Kapitalrenditen aufrechterhalten kann, besteht die Belohnung für die Aktionäre in einer verbesserten langfristigen Ertragskraft. Wir sind der Ansicht, dass diese Option mit einem begrenzten Risiko verbunden ist, da das Management in ein Geschäft investiert, das es sehr gut kennt.“
Fusionen und Übernahmen könnten hingegen laut Amundi eine riskantere Alternative zu Kapitalausschüttungen darstellen. „Die Angebote stehen im Wettbewerb, was die Preise nach oben treibt und damit die Rendite für die Anleger schmälert“, sagt Glavin. „Diejenigen Unternehmen, die über strategische Klarheit, Preisdisziplin und eine Erfolgsbilanz bei der Integration verfügen, können durch Übernahmen einen Mehrwert für die Aktionäre schaffen. Wir glauben jedoch, dass viele dies nicht tun“.
Die Entscheidung zwischen Dividende und Rückkauf als Methode zur Rückgabe überschüssiger Barmittel an die Aktionäre werde oft im Zusammenhang mit der Besteuerung getroffen. „Bei Rückkäufen kommt es auf die Bewertung an“, erklärt Glavin. „Ein Rückkauf ist eine attraktive Option, wenn er eine Rendite bringt, die höher ist als die der anderen verfügbaren Investitionsoptionen.“ Je billiger eine Aktie sei, desto mehr könnten für den gleichen Betrag gekauft werden, und desto mehr profitierten die verbleibenden Aktionäre davon.
Risiko Übernahmen
Buffett mag Rückkäufe
Top-Investoren mögen Rückkäufe. „Aktienrückkäufe sind die einfachste und beste Art, wie ein Unternehmen seine Anleger belohnen kann“, sagte einmal Peter Lynch, einst der erfolgreichste Fondsmanager der Welt bei Fidelity. „Wenn ein Unternehmen an seine eigene Zukunft glaubt, warum sollte es dann nicht in sich selbst investieren, genauso wie die Aktionäre?“ Und Warren Buffett erklärte: „Keine andere Maßnahme nützt Aktionären so viel Aktienrückkäufe. Sofern das Unternehmen über ausreichend Liquidität für das operative Geschäft verfügt und die Aktie mit einem nennenswerten Abschlag auf den inneren Wert notiert - konservativ gerechnet.“