Unternehmensanleihemarkt

Gute Zeit für Credit-Investments

Die Zeit für Credit-Anlagen ist sehr gut. Das geht aus einer Analyse von Insight Investment hervor. Die Spreads haben sich stark ausgeweitet. Das Ausfallrisiko für die Anleger wird überkompensiert.

Gute Zeit für Credit-Investments

kjo Frankfurt

Festverzinsliche Wertpapiere, darunter Credits, bieten mittlerweile sehr attraktive Chancen aufgrund des Renditeanstiegs, der insbesondere im vergangenen Jahr gesehen wurde. Einkommensbasierte langfristige Renditen im Fixed-Income-Markt sind jetzt besser zu realisieren, und deshalb ist es derzeit durchaus sinnvoll, in den Credit-Markt einzusteigen. In einer Studie, die der Börsen-Zeitung vorab vorliegt, erläutern die Credit-Experten von Insight Investment, die zu BNY Mellon gehören, die Einzelheiten dieser Investmentchancen.

„Nach einem ungemütlichen Jahr 2022 wird das Jahr 2023 unserer Meinung nach ein attraktiveres Umfeld für Investoren in Credit bieten: Da die absoluten Renditen auf ein Niveau zurückkehren, das seit der globalen Finanzkrise nicht mehr erreicht wurde“, heißt es bei den Experten von Insight Investment hierzu. Die Kreditmärkte böten möglicherweise zum ersten Mal seit vielen Jahren eine Möglichkeit, langfristige Renditeziele allein durch laufende Erträge der jeweiligen Papiere zu erreichen, ohne das Drawdown-Risiko, das mit Investments an den Aktienmärkten verbunden ist.

Renditen steigen

„Vor fünf Jahren lag die Rendite des gesamten Euro-IG-Marktes bei weniger als 1,75%. Die jüngsten Marktturbulenzen haben dazu geführt, dass Ende 2022 mehr als 90% dieses Marktes eine Rendite von mehr als 3,25% und mindestens die Hälfte eine Rendite von mehr als 4% aufwiesen“, sagen die Credit-Analysten von Insight Investment. An dem Euro-HY-Markt sei eine ähnliche Verschiebung nach oben bei den Renditen der Basiswerte zu beobachten. Ende Dezember 2022 hätten 85% des Index eine Rendite von 5% oder mehr gehabt. Fünf Jahre zuvor habe eine Rendite von 5% bei weniger als 10% der betreffenden Papiere des Marktes gelegen. Das Gleiche gelte für den US-Markt, wo sich die Renditeniveaus in den jeweiligen IG- und HY-Indizes deutlich nach oben verschoben hätten. Eine Rendite von 5% bis 6% auf dem US-amerikanischen IG-Markt sei üblich gewesen, während 7% bis 10% auf dem US-HY-Markt weit verbreitet gewesen seien.

Das höhere Renditeniveau auf dem gesamten Credit-Markt, das bis zur Fälligkeit der Papiere festgeschrieben werden könne, könne für Anleger, die eine Cashflow-orientierte Anlagestrategie verfolgen, nun einen zusätzlichen Anreiz für Einstiege darstellen. Und damit könne die traditionelle Rolle von festverzinslichen Wertpapieren und Krediten als Diversifizierungsanlage in Portfolios durchaus zurückgekehrt sein. „Und festverzinsliche Anlagen und insbesondere Kredite könnten das Potenzial für eine Risikodiversifizierung bieten, wenn sie positive Renditen erzielen können, falls andere risikoreiche Anlageklassen wie Aktien im Falle einer leichten Konjunkturschwäche oder eines völligen Abschwungs schwächeln“, meinen die Experten. Diese ausgleichenden positiven Renditen könnten sich laut Insight Investment ergeben, wenn die Zentralbanken ihre Straffungszyklen beenden oder ihre Politik lockern, um eine Verlangsamung des Wirtschaftswachstums zu über­winden.

Starke Spread-Ausweitung

Die Credit Spreads für Investment-Grade-Anleihen seien in den vergangenen 18 Monaten stark angestiegen. „Betrachtet man die Entwicklung der globalen Credit Spreads in den vorigen 25 Jahren und darüber hinaus, so gab es nur wenige Gelegenheiten, bei denen die Spreads das derzeitige Niveau überschritten haben“, halten die Experten hierzu fest.

„Die Turbulenzen an den Anleihe- und Kreditmärkten, die jüngst gesehen wurden, zeigen sich auch in einer deutlichen Zunahme der Streuung der Credit Spreads. Eine größere Streuung der Credit Spreads zwischen Anleihen gleicher Bonität bietet aktiven Managern einen größeren Spielraum, um attraktive Relative-Value-Chancen zu finden und potenziell zu nutzen“, so die Einschätzung.

Im Vergleich zu in etwa fünf Jahren zuvor sei nicht nur das Renditeniveau höher, sondern auch die Streuung der Spreads über das gesamte Credit-Spektrum. Da sich die Streuung der Kreditspreads innerhalb der einzelnen Kreditkategorien vergrößert habe, könne dies bedeuten, dass die Fähigkeit zur Erzielung von Überrenditen aus Relative-Value-Positionen potenziell verbessert werden könne.

„Unserer Ansicht nach sind die Credit Spreads über das Niveau gestiegen, das erforderlich ist, um die Anleger für das Ausfallrisiko zu entschädigen“, wird ausgeführt. Ein wichtiger Faktor bei der Neubewertung der Renditen sei der dramatische Anstieg der Renditen von Staatsanleihen gewesen, auch wenn er ebenfalls auf die Ausweitung der Spreads zurückzuführen sei. Dies könne die Attraktivität des Haltens von Staatsanleihen anstelle von Krediten erhöht haben, da diese weithin als risikofrei gelten würden. „Die Anleger könnten auch der Ansicht gewesen sein, dass Kredite angesichts der unsicheren Wirtschaftsaussichten jetzt zu riskant sind, um sie zu halten. Unserer Meinung nach wird eine solche Änderung der Risikoperspektive überbewertet.“

Inflation im Blick

Auch wenn es vielleicht noch zu früh sei, um eine wesentliche Einengung der Credit Spreads zu erwarten, gehen die Experten von Insight Investment davon aus, dass es mittelfristig Gründe gibt, optimistischer zu sein. Die Inflation könnte ihren Höhepunkt erreicht haben, denn der höchste Stand der Verbraucherpreisinflation (VPI) in den USA sei im Juni 2022 erreicht worden, während in der Eurozone und im Vereinigten Königreich die VPI-Werte in den vergangenen Monaten ebenfalls leicht zurückgegangen seien. „Die Zentralbanken werden ihren Straffungsdruck vielleicht noch nicht lockern, aber der potenzielle öffentliche und politische Druck könnte bedeuten, dass sie sich schon bald stärker auf die Wachstumsaussichten konzentrieren werden, wenn sie sicher sein können, dass die Inflation zurückgeht“, so die Meinung bei Insight Investment.

Wenn die Credit-Märkte erkennen würden, dass weitere Zinserhöhungen weniger wahrscheinlich sind und sich das Wirtschaftswachstumsprofil bald verbessern könnte, könnten die Aussichten des Unternehmenssektors gestützt werden und somit die Spreads zu weiteren Einengungen bringen.

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