Handelskrieg weitet sich auf den Ölmarkt aus
Handelskrieg weitet sich auf den Ölmarkt aus
Handelskrieg weitet sich
auf den Ölmarkt aus
Neue US-Sanktionen − IEA sagt hohen Überschuss voraus
ku Frankfurt
Die geopolitischen Konflikte und der Handelskrieg zwischen den USA und ihren Verbündeten einerseits und Russland und China andererseits weitet sich zunehmend auf die Energiemärkte aus. Gegen Chinas Ölimporte gibt es neue Sanktionen der USA, während die von den westlichen Industrieländern kontrollierte Internationale Energieagentur IEA für den Ölmarkt einen hohen Überschuss voraussagt, was den Ölpreis derzeit unter Druck setzt. Die Notierung der als weltweite Referenz geltenden Nordseesorte Brent Crude befindet sich mit Blick auf diese Vorhersage mit 62,47 Dollar je Barrel auf einem niedrigen Niveau. Ende September musste für die Sorte noch mehr als 69 Dollar bezahlt werden. Um Druck auf Russland auszuüben sind die USA an einem niedrigen Ölpreis interessiert.
Ölterminal auf Sanktionsliste
Aktuell hat das US-Finanzministerium neue Sanktionen gegen das chinesische Ölterminal von Rizhao verhängt, in dem viel iranisches Öl von Tankern entladen wird. Dies verschärft Spannungen zwischen Washington und Peking weiter, nachdem die USA Ende September weitreichende Beschränkungen von Hochtechnologieexporten nach China verhängt hatten und China am Wochenende mit Restriktionen auf Exporte von Seltenen Erden in die USA geantwortet hatte. Als Folge der Sanktionen gegen das Ölterminal sind bereits fünf Suptertanker zu anderen chinesischen Ölterminals wie Ningbo und Zhoushan umgeleitet worden, was dort mittelfristig nach Ansicht von Analysten zu Engpässen führen könnte. Das Rizhao Shihua Ölterminal gehört zur Hälfte der Anteile dem größten chinesischen Ölkonzern Sinopec, der normalerweise immerhin ein Fünftel seiner Ölimporte über Rizhao abwickelt. Da zu den Maßnahmen im amerikanisch-chinesischen Handelskrieg auch hohe Hafengebühren für Schiffe mit Bezug zu dem jeweils anderen Land gehören, sind inzwischen die Kosten der Anmietung von Supertankern deutlich gestiegen. So machen die von China als Gegenmaßnahme beschlossenen zusätzlichen Hafengebühren für Tanker mit Bezug zu den USA 7 Dollar je Barrel Öl aus, was für die Nutzer des Öls eine deutliche Belastung darstellt.
IEA rechnet mit hohen Überangebot
Die IEA geht derweil davon aus, dass der Überschuss auf dem Ölmarkt im kommenden Jahr hohe 4 Mill. Barrel pro Tag (bpd) oder 4% des Angebots ausmachen wird, aufgrund der Produktionsausweitungen der Opec. Damit hat die IEA ihre Prognose des Überangebots um 2,4 Mill. bpd angehoben. Für den laufenden Turnus geht sie von einem Überschuss von 3 Mill. bpd aus, bislang waren es 2,7 Mill. bpd. 2025 soll die weltweite Ölnachfrage um lediglich 710.000 bpd zunehmen. Damit unterscheidet sich die IEA-Prognose, die mit ihrer Erwartung der Nachfrage am unteren Ende der Spanne der Analysten liegt, sehr deutlich von der Vorhersage des Produzentenkartells Opec und auch von der von Reuters ermittelten Konsensschätzung der Analysten. Diese Analysten gehen im Durchschnitt von einem Überangebot im kommenden Jahr von lediglich 1,6 Mill. bpd aus.
Keine Neutralität
Die IEA wird dafür finanziert, die westlichen Industrieländer in Fragen der Energiepolitik zu beraten. Sie ist also geopolitisch gesehen keineswegs neutral. Die Analysten der Opec hingegen weisen auf eine ihrer Meinung nach recht robuste Weltkonjunktur hin, sie rechnen mit einem Nachfragewachstum im laufenden Jahr von 1,3 Mill. bpd.
Sehr unterschiedlich fallen auch die Prognosen für die Angebotsausweitung per September im Vergleich zum Vorjahreszeitpunkt aus. Diese wird von der IEA mit sage und schreibe 5,6 Mill. bpd veranschlagt, während die Opec lediglich von 3,1 Mill. bpd ausgeht.
Iran erreicht Produktionsrekord
Unterdessen befindet sich die Ölproduktion des Iran trotz amerikanischer und europäischer Sanktionen und trotz der Folgen des amerikanisch-israelischen Angriffskriegs vom Juni gegen den Iran laut der Einschätzung von Analysten wieder auf dem Weg zu dem Rekord von 2024 von rund 4,3 Mill. bpd. Dies war der höchste Stand seit der Absetzung des Shahs im Jahr 1979 und dem Beginn der westlichen Sanktionen. Dazu soll technische Hilfe aus Russland beigetragen haben sowie die Tatsache, dass China der bedeutendste Käufer iranischen Öls ist. Sollte aufgrund eines neuen israelischen Angriffs auf den Iran, mit dem viele Beobachter rechnen, die iranische Ölproduktion ausfallen, wäre der Schock des Entzugs für den Weltmarkt zumindest nach der Erwartungen der meisten Analysten und der Opec beträchtlich, es wäre also mit einem deutlichen Preisanstieg zu rechnen. Zieht man die Markteinschätzung der IEA heran, würde ein solches Ergebnis aber lediglich für einen Abbau des Überschusses sorgen.