KABUTOCHO-BERICHT

Hohe Bewertung als Unsicherheitsfaktor

Investoren machen vor dem Wochenende Kasse - Gewinnmomentum spricht für weiteren Kursanstieg

Hohe Bewertung als Unsicherheitsfaktor

Martin Fritz, TokioEin fester Yen, enttäuschende US-Konjunkturdaten und Gewinnmitnahmen vor dem feiertagsbedingt viertägigen Wochenende haben den japanischen Aktienmarkt in der abgelaufenen Handelswoche belastet. Der Leitindex Nikkei 225 verlor binnen vier Tagen 1,4 % und schloss auf dem Wochentief von 13 694 Yen. Der marktbreite Topix fiel um 0,7 % auf 1 153 Punkte zurück. Die Umsätze in dieser Goldenen Woche, die durch eine Aneinanderreihung von Feiertagen gekennzeichnet ist, waren niedrig und sanken zuletzt mit 2,7 Milliarden Stücken auf ein Fünfwochentief – ein Hinweis darauf, dass viele Investoren an ihren Positionen festhalten, weil sie mit einem weiteren Anstieg der Notierungen rechnen.Einen Anlass für die Verschnaufpause an Japans Aktienmarkt boten die durchwachsenen Jahresabschlüsse einiger Schwergewichte. Bis zum Ende der Vorwoche hatte ein Fünftel der Firmen ihre Zahlen für das erste Quartal 2013 vorgelegt. Nach Berechnungen von Credit Suisse Japan stieg ihr Vorsteuergewinn im Durchschnitt um 5,6 % zum Vorjahr. Bezogen auf das Geschäftsjahr (bis Ende März) wuchsen die Erträge um 14,7 %. Am stärksten profitierten die Sektoren Fahrzeugausrüstungen, elektrische Maschinen und Maschinenbau, während rohstoffabhängige Sektoren enttäuschten. Laut Reuters übertraf mehr als die Hälfte der 61 Nikkei-Unternehmen, die bis zum 1. Mai ihre Zahlen veröffentlichten, die Erwartungen. Im Vorquartal waren es aber noch fast zwei Drittel.Einige Investoren äußern daher inzwischen Bedenken wegen der gestiegenen Bewertungen. Immerhin flossen im vergangenen halben Jahr 6 Bill. Yen (umgerechnet knapp 47 Mrd. Euro) aus dem Ausland in japanische Dividendentitel. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis auf Basis der Schätzungen für 2014 steht jetzt bei 13,8. Die Analysten von UBS Japan geben jedoch Entwarnung. Jeder Anstieg des Dollar-Wechselkurses um 1 Yen steigere den Nettogewinn der Unternehmen um 1 %, lautet ihre Kalkulation. Die Hälfte des Nikkei-Anstiegs um 50 % seit Mitte November gehe daher auf die Yen-Schwäche zurück. Weitere 10 % resultierten aus der Gewinnerwartung für 2014, rechnen die Analysten vor. Lediglich 15 % gingen auf das Konto einer höheren Bewertung.Hier gebe es aber Luft nach oben, die Bewertungen aus den Jahren 2006/07 seien noch nicht erreicht. Solange das Gewinnmomentum in Japan über dem weltweiten Durchschnitt liege und der Yen sich nicht verteuere, ließen sich die aktuellen Bewertungen rechtfertigen.Die Analysten von BNP Paribas zeigen sich skeptischer und rechnen zumindest kurzfristig mit einer Konsolidierung. Anleger sollten sich auf Monatssicht auf sinkende Kurse einstellen, heißt es bei der Bank.